Just-in-Sequence-Verfahren: Der Platz am Band wird eng

Die größte Hürde liegt darin, dass der ganze Sequenzierungsprozess von der Fertigung bis zum Versand durchgeplant werden muss. Es kann dann eben nicht mal wie bei der sortenreinen Lieferung ein anderer Behälter für die Auslieferung gegriffen werden, sondern die ganze Lkw-Ladung muss stimmen. Wer bei den sortenreinen Losgrößen bleiben will, muss resequenzieren, doch das ist mit hohen Lagerbeständen und langen Vorlaufzeiten verbunden. Gegebenenfalls kommt die Zusammenarbeit mit einem Dienstleister in Frage, der sich um die Sequenzierung kümmert. Denn wenn ein Supplier drei bis vier Werke mit unterschiedlichen Abrufarten und Vorlaufzeiten beliefert, stellen sich ganz andere Herausforderungen als bei klassischen JIT-Strategien. Der Umstieg auf JIS ist auch aus Software-Sicht kein Spaziergang. „Viele MES-Lösungen haben keinen echten Schnittstellenstandard mit JIS-Lösungen und sind eigentlich gar nicht für Just-in-sequence-Prozesse vorgesehen. Zum Teil gibt es noch wenig Knowhow über JIS-Prozesse bei den MES-Anbietern, dafür aber häufig so genannte Work-arounds, bei denen beispielsweise ein Sequenzabruf einem klassischen ‚Fertigungsauftrag‘ entspricht“, erklärt André Unger. Ein weiterer Punkt, der bei der Umstellung bedacht sein sollte, ist: „Das zu fertigende Produkt muss selbst auch ‚sequenz-fähig‘ und modular entwickelt werden, denn die Variantenbildung erfolgt idealerweise erst möglichst spät im Fertigungsprozess“, sagt Fachmann Unger.

Was, wenn alle Stricke reißen und das JIS-System ausfällt? Um hohe Konventionalstrafen zu vermeiden, sollten die Sicherheitsvorkehrungen Fort-Knox-artige Ausmaße haben, die Hardware teilweise mehrfach redundant ausgelegt sein. Auch die Sequenzfertigung an Standorten mit schwacher Infrastruktur verlangt Vorsichtsmaßnahmen. Die Anbieter von JIT/JIS-Software haben in der Regel für den Ernstfall vorgebaut. MHP hat beispielsweise ein fertiges JIT/JIS-Notfallsystem als Add-on für SAP-Umgebungen im Programm. Falls die Verbindung zum oder das Zentralsystem selbst ausfällt, steht ein schlankes, lokales SAP für die JIS-Prozesse zur Verfügung. Beim Super-GAU müssen Zulieferer auch schon mal auf per FTP, Internetplattform oder Fax vom OEM zur Verfügung gestellte Fahrzeuginformationen zugreifen.

 

Autorin: Daniela Hoffmann

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