
Auf den Aftermarket drängen sukzessive neue Akteure, die gestandene Anbieter herausfordern.
Der europäische Kfz-Aftermarket ist im Umbruch: Zwar führen der zunehmende Fahrzeugbestand und steigende Neuwagenverkäufe zu einem kontinuierlichen Wachstum. Doch gleichzeitig verändern die Digitalisierung sowie neue Akteure und Geschäftsmodelle den Markt grundlegend.
Bis 2022 werden laut einer gemeinsamen Studie des Beratungsunternehmens Roland Berger und der HSH Nordbank in der EU, in Russland und der Türkei voraussichtlich rund 600 Millionen Fahrzeuge gemeldet sein, die im Schnitt rund neun Jahre alt sind. Wartung und Reparatur sowie Herstellung und Vertrieb von Ersatzteilen summieren sich auf ein Marktvolumen von rund 248 Milliarden Euro.
Trotz dieser augenscheinlich positiven Zahlen für den Aftermarket sind nach Ansicht der Studienautoren tiefgreifende strukturelle Veränderungen im Gang: „Die Spielregeln im Aftermarket werden neu geschrieben, der Wettbewerbsdruck ist stärker geworden“, unterstreicht Alexander Brenner, Partner bei Roland Berger.
Die Digitalisierung schaffe Möglichkeiten für neue Akteure, nicht nur Online-Händler, sondern auch Versicherungen, Automobilclubs oder Online-Plattformen. Diese versuchen, mit neuen Geschäftsmodellen die Kundenschnittstelle zwischen Werkstatt und Endkunden zu besetzen und so die Ineffizienzen des mehrstufigen Vertriebssystems für sich zu nutzen.
Die Folge ist eine Konsolidierungswelle, die sich noch weiter verstärken wird. In einzelnen Ländern, vor allem im deutschsprachigen Raum und in Frankreich, ist die Zahl kleiner, lokaler Teilegroßhändler bereits stark gesunken.
Doch die Studienautoren sehen auch Chancen für Marktteilnehmer, die Turbulenzen im Kfz-Aftermarket nicht nur zu überstehen, sondern sie als Rückenwind für die eigene Entwicklung zu nutzen. „Um zu den Siegern zu gehören, sollten Unternehmen sich jetzt intensiv mit ihren Stärken und Schwächen auseinandersetzen“, empfiehlt Jens Thiele, Experte, Leiter Handelskunden der HSH Nordbank.