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Wenn bis zu 265 Nm an den Vorderrädern packen, fühlt sich der Pro Ceed plötzlich gaanz, gaanz leicht an. Nur ganz kurz spürt man ein Turboloch, dann setzt der Lader ein und reißt den Wagen förmlich nach vorn. Der Drehzahlmesser schnellt in die Höhe, die Gänge knallen nur so durchs Getriebe und in 7,7 Sekunden wischt die Tachonadel über die 100er Marke. Wer dann auf dem Gas bleibt, kann die Hackordnung in der Kompaktklasse ein wenig durcheinander bringen – denn Schluss ist jetzt erst bei 230 km/h. Verstärkt wird das Herzrasen noch von einem Soundgenerator, der den Innenraum über spezielle Boxen flutet: Während der Kia außen vergleichsweise leise bleibt, dröhnen dem Fahrer deshalb beim heißen Ritt gerne mal die Ohren.

Der potente Motor zahlt aber nur die halbe Miete. Die andere zahlt ein deutlich strammeres Fahrwerk, eine standfeste Bremse und eine Lenkung, bei der die Sporttaste jetzt endlich einen Sinn ergibt. Näher am Asphalt und mit spürbar besserem Halt wird der koreanische GTI so zu einer Asphalt-Fräse erster Güte, mit der man leidenschaftlich durch die Kurven fegt und die Autobahn gerne mal links liegen lässt.

Dass er mit seinem großen Vorbild aus Wolfsburg trotzdem nicht ganz mithalten kann, liegt zum einen an der Leistungslücke von mindestens 16 PS und dem etwas geringeren Spitzentempo. Vor allem aber liegt es daran, dass die Koreaner es beim normalen Fahrwerkstuning belassen, während VW die elektronisch geregelte Differentialsperre einbaut und den Kompakten so zum König der Kurven macht.

Allerdings hat das auch seinen Preis: Für den GTI aus Wolfsburg zahlt man mindestens 28.350 Euro, den Kia gibt es schon für gut 5.000 Euro weniger. Und das markantere Design hat er obendrein. Zwar fährt der Golf mit den Waben in den Lüftergittern, dem roten Streifen im Kühlergrill und den karierten Sitzbezügen wieder mit den traditionellen Insignien des Breitensports vor. Doch weil die Koreaner sich ihre Reputation auf der Überholspur erst noch verdienen müssen, trägt Designchef Peter Schreyer ein bisschen dicker auf: Neben breiteren Schwellern, größeren Spoilern für die Karosserie und markanten Recaros für den Innenraum gibt es deshalb vor allem ein spektakuläres Tagfahrlicht mit je vier gleißend hellen Lichtblöcken, die dem Gegenverkehr beinahe die Sonnenbrille aufzwingen und dem Kia förmlich die Spur freibrennen – mit der gewohnt zurückhaltenden Art der Koreaner hat das herzlich wenig zu tun.

Kräftiger Motor, knackiges Fahrwerk, kerniger Sound – als GT fährt der Pro Ceed jetzt endlich so sportlich wie er aussieht und wird zum leidenschaftlichsten Auto der Aufsteigermarke. Doch so ganz kompromisslos geben sich die Koreaner der Raserei dann doch nicht hin: Zwar wird es den GT nicht als Kombi geben – aber den normalen Ceed-Fünftürer nehmen sie trotzdem auch in der Sportversion ins Programm. Ein bisschen Vernunft muss schließlich sein.sp-x/bb

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