Mit dem neuen Sorento ist Kia im vergangenen Jahr ein Coup gelungen. Ähnlich wie beim Stinger bei den viertürigen Coupés ist das Design des SUVs durchaus ansehnlich und räumt ein für alle Mal mit dem Image der biederen Koreaner auf. Während das viertürige Coupé mit reichlich Kraft unter der Motorhaube die deutsche Konkurrenz auf der linken Spur vor sich herjagt, ist der Sorento kein Kraftprotz. Weder der Dieselmotor mit 149 kW / 202 PS noch der Vierzylinder 1.6 T-GDI mit seinen 169 kW / 230 PS verhelfen dem Wagen zu einem souveränen Vorankommen, wie es sich für einen 4,81 Meter langen Crossover gebührt.

Damit soll jetzt Schluss sein. Kia kombiniert den neuen 1.6 T-GDI Vierzylinder-Benziner der "Smartstream"-Baureihe mit 132 kW / 180 PS mit einem 66,9 kW / 91 PS starken Elektromotor. Das ergibt eine Systemleistung von 195 kW / 265 PS, immer noch nicht Olympia-verdächtig, aber das maximale Drehmoment von 350 Newtonmetern lässt Hoffnung aufkeimen, dass dieser Sorento die optisch unerschütterliche Attitüde auch auf der Straße manifestiert.

Damit das klappt, haben sich die Koreaner einiges einfallen lassen und die bekannte Sechsgangautomatik aus dem Kia Optima umfassend überarbeitet. Der Elektromotor ist jetzt in das Getriebegehäuse integriert und eine Kardanwelle samt elektrohydraulischer Kupplung holt die Hinterachse bei Bedarf zur Unterstützung des Frontantriebs ins Boot. Interessant wird es, wenn man sich den aufgeladenen Vierzylinder-Benziner genauer anschaut: Das Triebwerk verfügt nämlich über eine vollvariable Öffnungsmöglichkeit der Ventile, mit der nicht nur der Öffnungszeitpunkt, sondern auch die Charakteristik des Öffnens beeinflussen lassen. Diese CVVD-Ventilsteuerung (Continuously Variable Valve Duration) ermöglicht es, je nach Motorlast nahtlos zwischen verschiedenen Verbrennungszyklen zu wechseln. "Das ist eine Weltneuheit", jubelt Produktplaner David Labrosse. Mit diesem System werden die Verbrauchsvorteile des Atkinson-Zyklus mit einer Leistungssteigerung kombiniert. Dazu kommen eine gekühlte Niederdruck-Abgasrückführung und eine 350 bar Direkteinspritzung. Unterm Strich soll das Maßnahmenpaket vier Prozent mehr Leistung, fünf Prozent weniger Verbrauch und zwölf Prozent weniger Emissionen bringen.

Der Kia Sorento PHEV ist kein Tempobolzer

Das klingt alles ganz spannend. Jetzt muss der Plug-in-Hybrid Sorento zeigen, was er kann. Das Interieur mit dem 12,3 Zoll großen virtuellen Cockpit und dem 10,25-Zoll-Display in der Mittelkonsole entspricht im Großen und Ganzen dem der anderen Modelle. Der obere Drehknopf dient als Automatik-Wählhebel, mit dem darunter aktiviert man das Fahrprogramm: Zur Auswahl stehen Eco, Sport und Smart. Schon im Eco-Modus wirkt sich die Elektro-Unterstützung positiv auf den Antritt aus. Bei Sport reagiert das elektrifizierte Triebwerk möglichst spontan auf die Befehle des Gasfußes und die Rückstellkräfte des Volants erhöhen sich, ohne jedoch das etwas synthetische Lenkgefühl komplett zu eliminieren. Dennoch ist man mit dem 2.130 Kilogramm schweren Sorento entspannt unterwegs. Nach 8,7 Sekunden ist das Landstraßentempo erreicht und bei 193 km/h ist Schluss. Das ist nicht der wahre Geschwindigkeits-Jakob, aber selbst Land Rover bremst den Defender mit Ganzjahresreifen bei 191 km/h ein.

Zum Tempobolzen ist der Sorento ohnehin nicht gemacht. Geht man etwas flotter in die Kurve, macht sich das Gewicht bemerkbar und der mächtige Koreaner schiebt über die Vorderachse. Trotz des Extra-Ballasts aufgrund der Akkus (plus 139 Kilogramm) ist der Sorento komfortabel abgestimmt. Ergänzt wird der Fahrmodus-Drehsteller durch den EV-Drückknopf. Hier kann der Fahrer seine Antriebspräferenz wählen: Bei EV arbeitet nur der Elektromotor bis zu einer Geschwindigkeit von 140 km/h und dank der 13,8 Kilowattstundenbatterie bis zu einer Reichweite von 68 Kilometern nach dem NEFZ-Zyklus beziehungsweise 57 km nach WLTP. Die Akkus sind an einem Typ-2-Ladeanschluss (3,3 kW) mit einer 240-Volt-Ladestation in knapp dreieinhalb Stunden (205 Minuten) wieder voll.

Mindestens 53.940 Euro

Im Sport-Fahrprogramm ist das rein elektrische Cruisen nicht möglich. Als weitere Alternativen steht noch der Hybrid-(HEV)-Modus zur Auswahl, bei dem der Verbrennungsmotor präferiert wird. Bei der Auto-Einstellung entscheidet das System, welcher Antrieb aktuell der geeignete ist. Wir kamen bei der ersten Testfahrt auf einen Durchschnittsverbrauch von 4,5 l/100 km - allerdings ohne schnelle Autobahnetappe. Kia gibt 1,6 l/100 km und einen Stromverbrauch von 16,1 kWh/100 km an. Wie es sich für einen Allradler gehört, bietet der Sorento PHEV die drei Fahrmodi Snow/Schnee, Mud/Schlamm und Sand sowie bei Bedarf eine vollvariable Kraftverteilung auf die beiden Achsen.

Die Assistenzsysteme entsprechen denen der anderen Modelle, wobei bei der Plug-in-Hybrid-Version für 53.940,00 Euro bereits 19-Zoll-Felgen, Voll-LED-Frontscheinwerfer, das 10,25-Zoll-Display und der navigationsdatenbasierte adaptive Tempomat serienmäßig sind. Wer den guten Toter-Winkelwarner will, der beim Blinken die entsprechende Seite mit einem Kamerabild in dem jeweiligen Rundinstrument ergänzt, muss zur Top-Version "Platinum" greifen und 8.000 Euro drauflegen.

Sie möchten gerne weiterlesen?