Weltpremiere: Porsche Taycan Turbo S
Neben dem Design, bei dem Anleihen bei der Ikone 911 genommen werden, schalten die Zuffenhausener gegen das Tesla Model S auf Angriff Der schwäbische E-Sportler soll bei der Agilität den Konkurrenten locker das Heck zeigen

Die Tarnfolien sind entfernt – endlich. Der Porsche Taycan zeigt sein wahres Gesicht. Ohne die hässlichen Glupschaugen vorne und die barocken Tränensäcke hinten erkennt man die Porsche-Design-DNA und der Tesla Model S-Gegner schaut deutlich besser aus, als bisher von manchen angenommen. Die Maske ist auch endlich gefallen, was die technischen Fähigkeiten des langerwarteten Elektrosportwagens angeht, der die Zukunft des Zuffenhausener Autobauers maßgeblich definieren soll. „Dieser Tag markiert den Beginn einer neuen Ära“, sagt Porsche-Chef Oliver Blume.

Was wurde nicht alles gemutmaßt: 300 km/h schnell sollte der Taycan sein. Letztendlich sind es 260 km/h geworden. An der Leistung liegt es nicht. Die Top-Version Turbo S hat bis zu 460 kW / 625 PS im Normalbetrieb und maximal 560 kW / 761 PS, wenn der Overboost bei der Launch Control zum Tragen kommt, dann beträgt das maximale Drehmoment auch 1.050 Newtonmeter. Bei der Elektromobilität ist die Reichweite ein ganz entscheidender Stellhebel: Mit gefüllten Akkus kommt der Porsche Taycan Turbo S zwischen 388 und 412 Kilometer (WLTP) weit. Der etwas leistungsschwächere Turbo (maximal 500 kW / 680 PS und 3,2 Sekunden von null auf 100 km/h) schafft bis zu 450 Kilometer und hat ein maximales Drehmoment von „lediglich“ 850 Nm.

Die Batterie hat eine Kapazität von 93,4 Kilowattstunden. Aufgrund der Systemspannung von 800 Volt sind die Akkus mit der maximalen Ladeleistung von 270 Kilowatt innerhalb von 22,5 Minuten von fünf auf bis zu 80 Prozent gefüllt. Nach gut fünf Minuten an einem Gleichstrom-Schnelllader kommt man mit Taycan rund 100 Kilometer weit. Zuhause an einer elf KW-Wechselstrom-Wallbox dauern die fünf bis 80 Prozent circa sechs Stunden. Der Verbrauch liegt laut Porsche bei 26,9 kWh/100 km (Turbo 26,0 kW/h). Zum Vergleich: Tesla gibt bei seinem Model S 189 Wh/km an (das wären 18,9 kW/h). Läuft das Model S im „Ludicrous Performance“ Modus, steigt der Stromdurst laut den Amerikanern auf 200 Wh/km, also 20 kW/h.

„Uns sind die Reproduzierbarkeit der Beschleunigung und die Agilität wichtig, nicht die Höchstgeschwindigkeit“, stellt Taycan Baureihenleiter Stefan Weckbach die Prioritäten klar. Auch aus diesem Grund verwendet Porsche jeweils eine E-Synchronmaschinen mit Hairpin-Wicklung an der Vorder- und Hinterachse, die als Allradantrieb fungieren. An der Hinterachse befindet sich zudem ein von Porsche selbst entwickeltes Zweigang-Getriebe mit einem länger übersetzten Gang. Der erste Gang ist für die Beschleunigung zuständig, der zweite für die hohen Geschwindigkeiten. Die 4D-Chassis Control sorgt dafür, dass der 2.295 Kilogramm schwere Porsche Taycan auch dynamisch um die Kurven kommt. Dabei analysiert das System laufend die Längs-, Quer- und Vertikalbeschleunigung und hilft den Systemen, wie PASM (Porsche Active Suspension Management) und der aktiven Wankstabilisierung entsprechend zu reagieren. Beim Fahrwerk setzt Porsche auf eine adaptive Dreikammer-Luftfederung. Die hilft nicht nur bei der Kurvenfahrt, sondern auch bei steilen Rampen: Bis zu einer Geschwindigkeit von 30 km/h kann die Karosserie des Taycan um 20 Millimeter gehoben werden, ab 90 km/h senkt sie sich um zehn Millimeter, bei 180 km/h sind es 22 Millimeter.

Im Innenraum geht es auf Wunsch ganz und gar nachhaltig zu. Porsche bietet im Taycan erstmals eine komplett lederfreie Ausstattungsvariante an, stattdessen kommen Recyclingmaterialien zum Einsatz. Ganz ohne Nebenwirkungen bleiben die Akkus im Unterboden aber nicht. Sogenannte „Fußgaragen“ – das sind Aussparungen in der Batterie im hinteren Fußraum – sollen den Sitzkomfort im Fond gewährleisten. Apropos Garagen: Zwei Kofferräume stehen zur Verfügung: Das vordere Gepäckabteil fasst 81 Liter, das hintere 366 Liter. Beim Taycan sind Digitalisierung und Konnektivität Trumpf. Das sieht man an dem digitalen Cockpit, bei dem die Sprachsteuerung mit „Hey Porsche“ gestartet wird. Updates werden drahtlos in das Auto gespielt. Allerdings fehlt noch ein Head-Up-Display. Das soll Ende 2020 gemeinsam mit dem „Basismodell“ auf den Markt kommen. Das erklärt auch die unglückliche Typenbezeichnungen „Turbo“ und „Turbo S“. Wenn man in der Porsche Nomenklatur bleibt, könnten also die darunter angesiedelten Modelle „Taycan 4“ und „Taycan 4S“ heißen. Der Porsche Taycan Turbo S und Porsche Taycan Turbo sind ab sofort bestellbar und kosten 185.456 Euro beziehungsweise 152.136 Euro.

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