Offshoring statt Outsourcing: Daimler will bis Ende 2016 einen Großteil der extern vergebenen IT-Services ins Haus zurückholen – doch das bedeutet eher Globalisierung statt Zentralisierung. Denn die für das Insourcing notwendigen IT-Fachkräfte wird der Automobilkonzern vor allem in Indien, der Türkei und den USA anwerben und beschäftigen. Die Zahl der deutschen IT-Mitarbeiter wird sich kaum verändern.

Billige und hochqualifizierte Arbeitskräfte mitten in einem der großen automobilen Wachstumsmärkte machen vor allem Indien interessant. Allein dort werden künftig 1500 interne und externe Fachkräfte für den Stuttgarter OEM arbeiten..Der Paradigmenwechsel manifestiert sich im ,,Effizienz- und Wachstumsprogramm“ Save 4 Growth (S4G) und hat ein Finanzvolumen von rund 600 Millionen Euro  – das sind rund 30 Prozent der IT-Gesamtkosten des Konzerns von etwa 2,1 Milliarden Euro. Entsprechend sinkt der Anteil externer Dienste an Daimlers IT von derzeit etwa 70 auf rund 40 Prozent.

Dabei will Daimler rund 150 Millionen Euro an laufenden Kosten einsparen oder umschichte, um stattdessen IT-Innovationen vorantreiben.  Daimlers IT-Partner werden diese Pläne nicht ohne Besorgnis verfolgen. Für manche der kleineren IT-Firmen dürften Aufträge von Daimler bald Vergangenheit sein. Mit großen Dienstleistern wie T-Systems, HP und Accenture laufen aktuell noch Gespräche.

Das S4G bedeutet für die betroffenen Bereiche Data Center, SAP-Systeme, Rollout von Applikationen und Kosten der Endgeräte am Arbeitsplatz aber keine Komplettübernahme in Eigenregie, so Daimlers CIO Dr. Michael Gorriz: ,,Auch in Zukunft beinhalten diese Kosten einen Eigen- und Fremdanteil.“ Beim Betrieb und den Entwicklungsumfängen geht es um SAP-Systeme, bei den Rollout-Prozessen sind über den Bereich ERP hinaus alle Technologien betroffen.

S4G ist kein isoliertes Programm, um IT-Kosten bei Daimler zu senken oder produktiver einzusetzen. Wie alle großen OEMs setzt Daimler eine kaum noch überschaubare Anzahl von Systemen im eigenen Haus ein  – 2008 waren es etwa 5 200 Applikationen, aktuell sind es noch 4 600. Bis Ende 2015 soll die Zahl auf höchstens 3 200, besser noch 3 000 sinken..

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