Porsche Communication Management im neuen Cayenne Diese Neuerungen präsentiert Porsche beim Infotainment

Im Zuge des Cayenne-Facelifts hat Porsche die aktuelle Version des PCM erneut überarbeitet. (Bild: Porsche)

Das digitale Ökosystem aus dem Alltag des Fahrers hält immer mehr Einzug ins Auto und stärkt damit die Bedeutung des Infotainments. Besonders Premiumhersteller wie Porsche müssen diesem Trend gerecht werden. Mit alten Entwicklungszyklen seien schlagartige Veränderungen in diesem Bereich jedoch nicht umzusetzen, erklärt Oliver Seifert, Leiter Entwicklung Elektrik / Elektronik bei Porsche. „Wir benötigen agile Methoden, mit denen wir unsere Software entwickeln.“ Der Zulieferer und seine Tochter Porsche Digital streben daher bereits seit der Einführung der sechsten Generation des Porsche Communication Management (PCM) im Jahr 2021 mehr Agilität in Verbindung mit kleineren Entwicklungsschritten an.

Das PCM 6.0 gehört zur Serienausstattung jedes neu konfigurierten Fahrzeugs der Modellreihen 911, Taycan, Cayenne sowie Panamera. Ein Update für bestehende Fahrzeuge sei aufgrund des Hardware-Bruchs deshalb nicht möglich, erläutert Martin Bayer, Teamleiter Navigation und Infotainment. „Manchmal muss man eben größere Entwicklungsschritte gehen“, betont er. Die Neuerungen für Soft- und Hardware wurden bereits 2022 umfassend ergänzt. Nun soll ein erneutes Upgrade im Zuge der Weltpremiere des neuen Cayenne-Facelifts das Infotainmentsystem weiter optimieren. Mit dem neuen Cayenne, der am 18. April auf der Messe Auto Shanghai in China seine Weltpremiere feiert, präsentiert der Automobilhersteller eine grundlegende neue Innenarchitektur des Fahrzeugs. Die neue Porsche Driver Experience soll dabei nicht nur dem Fahrer, sondern auch dem Beifahrer neue Möglichkeiten der Interaktion bieten.

Was ändert sich im neuen Porsche Cayenne?

Das neue Cockpit umfasst unter anderem ein digitales Kombiinstrument mit variablen Darstellungsmöglichkeiten, eine umgestaltete Mittelkonsole mit großem Klimabedienteil sowie eine neue Lenkradgeneration. Alle für das Fahrerlebnis wichtigen Bedienelemente sind zudem direkt um das Lenkrad gruppiert. Ein hochauflösendes, 12,3 Zoll großes Zentraldisplay ist die Kommandozentrale des PCM. Hier findet der Fahrer wie gewohnt die Bedienung zahlreicher Fahr- und Komfortfunktionen sowie die serienmäßige Online-Navigation und Multimedia-Funktionen.

Völlig neu im Porsche Cayenne ist das optional integrierte 10,9-Zoll-Beifahrerdisplay. Über den zusätzlichen Touchscreen kann der Beifahrer den Fahrer entlasten, indem er zum Beispiel die Navigation bedient oder einen Mediendienst auswählt. Eine spezielle Folierung sorgt dafür, dass das Display vom Fahrersitz aus nicht einsehbar ist. Mit der neuen Funktion In-Car Video können Videos über den Streaming-Anbieter Screenhits TV direkt im PCM angeschaut werden – sowohl bei stehendem Fahrzeug im Zentraldisplay als auch während der Fahrt auf dem Beifahrerdisplay. Als Kombiinstrument wird ein volldigitales, freistehendes und 12,6 Zoll großes Curved Display verwendet, das ohne Blende auskommt. Je nach Ausstattung kann der Fahrer auf dem Kombiinstrument zwischen bis zu sieben Ansichten wählen. Je nach Ansicht stehen der Drehzahlmesser, die Online-Navigation, der Nachtsichtassistent oder die 3D-Fahrassistenz im Vordergrund.

Neue Porsche Driver Experience debütiert im Cayenne Kombiinstrument Lenkrad
Auch die neue Toggle-Taste zur Anwahl von Funktionen und Designs im Kombiinstrument befindet sich direkt auf dem Lenkrad, ebenso wie die Bedienung des optionalen Head-up-Displays. (Bild: Porsche)

Porsche integriert Musik-Streaming

Zu den ursprünglichen Neuerungen, die mit dem PCM 6.0 im Jahr 2021 einhergingen, zählte neben dem adaptiven Sound der App Soundtrack My Life vor allem die Tiefenintegration der Streamingdienste Apple Music und Apple Podcasts. Die Nutzung der Spotify-App ermöglichte das erste Update im Frühjahr 2022. Kunden dieser Streamingdienste können ihre Musik über die In-Car-Internetverbindung von Porsche Connect abspielen, ohne dass das Smartphone sich im Auto befindet. „Wir haben es geschafft, das klassische Radioerlebnis mit der modernen Streaming-Experience zu verbinden“, so Bayer. Das Fahrzeug werde mit dem Account verbunden, wodurch etwa Radio-Songs zu Apple-Playlists hinzugefügt werden können – ein natives Nutzungserlebnis.

Ob in Zukunft weitere Streamingdienste wie Netflix eingebunden werden, ließ Porsche offen. Auch der neue Cayenne erweitert die bestehende Auswahl an Streaminganbietern lediglich um die oben genannten App Screenhits TV zur Bündelung vorhandener Streaming-Plattformen. Die Spiegelung des Smartphones macht mit den überarbeiteten Versionen des PCM indes einen Sprung nach vorne: Seit 2022 ist die Anbindung von Android Auto auch kabellos möglich. Zur Kopplung zwischen Smartphone und Fahrzeug muss in der neuesten Version des Infotainmentsystems nur noch ein QR-Code gescannt werden.

Forward31 forciert In-Car-Entertainment

Die Brücke zwischen Entertainment- und Automobilbranche schlägt das US-Startup Zync für den OEM. Im Sommer 2021 verkündete Porsche eine strategische Partnerschaft zwischen seinem Company Builder Forward31 und dem Softwareanbieter. Das Jungunternehmen aus San Francisco stellt einen zentralen Dienst für die Fahrzeugintegration von Video-Streaming, Gaming und E-Commerce bereit. Dadurch können Dienste von Drittanbietern direkt integriert und durch ein kuratiertes Zync-Angebot ergänzt werden. Die künstliche Intelligenz empfiehlt und spielt dabei Inhalte basierend auf Nutzerinteresse, Reisedauer und Situation – etwa beim Aufladen eines Elektrofahrzeugs – aus.

Die Bündelung von Streamingdiensten ist jedoch nicht das alleinige Ziel des Unternehmens. Auch das Innenraumerlebnis soll verbessert werden: So können neben Bildschirmen und Audiosystem auch Head-up-Display, Ambientebeleuchtung, Sitzeinstellungen und Ionisatoren angesteuert werden. Für Fahrer sind Bewegtbilder ausschließlich im Stand einsehbar, während der Fahrt wechselt die Lösung zu reinen Audio-Inhalten. Autos mit dezidiertem Beifahrerdisplay könnten in diesem Sinne zusätzlich profitieren. Neben Porsche setzt mittlerweile auch Mercedes zur Optimierung des Fahrerlebnisses auf die Dienste von Zync.

Ein Porsche-Infotainment mit Zync.
Zync versorgt längst nicht mehr nur Porsche mit seiner Software-Lösung für Streaming-Dienste. (Bild: Zync)

Porsches Voice Pilot macht Bekanntschaft mit Siri

Die wohl elementarste Neuerung der Hard- und Softwarearchitektur des PCM 6.0 betraf 2021 den Sprachassistenten Voice Pilot. Dieser versteht mittel Natural Language Processing (NLP) mittlerweile auch Befehlseingaben im Sinne einer normalen Gesprächssituation. Er kann wie zuvor beim Taycan über „Hey Porsche“ aktiviert werden und navigiert etwa bei Sätzen wie „Ich brauche Benzin“ zur nächsten Tankstelle oder erhöht bei „Mir ist kalt“ die Innenraumtemperatur. Darüber hinaus können nicht nur Massagesitze und Ambientebeleuchtung gezielt angesprochen werden, auch der News-Bereich, die Bedienungsanleitung und das Musik-Streaming sind per Sprache bedienbar.

Der Voice Pilot ist laut Porsche permanent über LTE online und lernt ständig neue Formulierungen – das System verbessert sich und kann den Fahrer dadurch gezielter unterstützen. Ein wirklicher Sprachassistent sei der Voice Pilot jedoch noch nicht: Suchanfragen auf Wikipedia, Fußball-Ergebnisse oder eine Auskunft darüber, welche Sehenswürdigkeiten sich links und rechts der Fahrspur befinden, bleiben Zukunftsmusik. „Wir konzentrieren uns auf die Sprachbedienung – nicht auf einen Assistenten. Ob derartige Funktionen in zukünftigen Plattformen eingebunden werden, ist noch nicht spruchreif“, stellt Martin Bayer klar. Eine ausgeweitete Integration von Online-Diensten im neuen Cayenne bringt nun erste neue Möglichkeiten der Interaktion mit sich, etwa die Nutzung des Sprachassistenten Siri bei der Bedienung von Fahrzeugfunktionen.

Mit dem neuen Infotainmentsystem übertrug Porsche die Digitalfunktionen des Taycan im Jahr 2021 erstmals auf Modelle mit Verbrennungsmotor. Kalendereinträge des Smartphones können seitdem über die Porsche Connect App auf dem Touchscreen angezeigt werden. Bei aktiver Bluetooth-Verbindung kann sich der Fahrer mithilfe des Kalenderdienstes auch in Telefonkonferenzen einwählen. Zudem profitieren die Modelle mit PCM 6.0 von Over-the-Air-Updates für das Infotainment. Der Schritt ist ganz im Sinne der agilen Entwicklung ein eher kleiner, doch die Plattform lässt noch immer Raum für große Innovationen.

Kalendereinträge im neuen infotainment von Porsche.
Seit dem Update im Frühjahr 2022 können auch bei Verbrennern Kalendereinträge importiert werden. (Bild: Porsche)

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