E-Autos sind meist nachhaltiger als Flugtaxis

Für viele Einsatzgebiete wird das E-Auto auch in Zukunft nachhaltiger sein als Flugtaxis, so eine US-Studie. (Bild: Daimler)

Elektrische Flugtaxis als alternatives und gleichzeitig nachhaltiges Verkehrsmittel zu etablieren, könnten schwierig werden. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des Ford-Forschungszentrums in Dearborn, Michigan, und der University of Michigan in Ann Arbor in einer gemeinsam veröffentlichten Untersuchung in der Fachzeitschrift Nature Communications. Sie verglichen in einer Modellrechnung die Treibhausgas-Emissionen und den Primärenergieverbrauch von Flugtaxis mit denen von batterieelektrischen Fahrzeugen und Verbrennern. Bei der Energieerzeugung gingen sie vom heutigen Energiemix aus. Das Thema Lärm – auch elektrisch betriebene Flugtaxis sind aus physikalischen Gründen recht laut – haben die Forscher nicht behandelt.

Ihr Fazit: Erst bei Distanzen von mehr als 100 Kilometern und Flugtaxis, die mit einem Piloten und drei Passagieren besetzt sind, wird der Luftweg nachhaltiger als die Reise am Boden. Ist das Flugtaxi mit weniger Passagieren unterwegs, schneidet es in der Bilanz zumindest schlechter als Elektroautos ab. Bei allen Betrachtungen gingen die Wissenschaftler davon aus, dass – im Gegensatz zu den Flugtaxis – die Autos nur mit der aus Statistiken bekannten Zahl von 1,5 Insassen besetzt sind. Bezogen auf die zurückgelegte Strecke ist der Energieverbrauch von Flugtaxis besonders während Start und Steigflug hoch, weshalb sie bei Strecken unter zehn Kilometern ganz schlecht abschneiden.

Elektrische Flugtaxis könnten eine Nische in einem nachhaltigen Mobilitätssystem besetzen, lautet das Fazit der Forscher. Sie formulieren zum Abschluss ihrer Untersuchung vier Erkenntnisse. Erstens: Flugtaxi-Betreiber müssen immer nahezu vollausgelastete Flüge durchführen, um nachhaltiger als der (elektrisch betriebene) Straßenverkehr zu sein. Was sich deutlich durch Flugtaxis verkürzen lässt, ist die Reisedauer. 100 Kilometer legt ein Flugtaxi in der Modellrechnung der Forscher innerhalb einer knappen halben Stunde zurück. Im Straßenverkehr einer Metropolregion dauert das deutlich länger. Die Reisedauer mit dem Flugtaxi sei zudem deutlich verlässlicher vorhersagbar, so die Wissenschaftler weiter. Zweitens: Zwar stoßen Flugtaxis auf der Basis der zurückgelegten Kilometer bei Strecken von mehr als 35 Kilometer Länge bereits weniger Treibhausgase aus als Verbrenner, aber die typische Fahrstrecke von US-amerikanischen Pendlern beträgt nur 17 Kilometer. Nur 15 Prozent der Strecken sind länger als 35 Kilometer. Drittens: Steigt der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung werden Flugtaxis automatisch nachhaltiger – Elektroautos aber auch. Viertens: Effizientere Batterietechnologien steigern eher die Reichweite als die Nachhaltigkeit von Flugtaxis und Elektroautos. Immerhin, so die Wissenschaftler, dürften Flugtaxis unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit stärker von einer Gewichtsersparnis künftiger Batterietechnologien profitieren als Elektroautos.

In den vergangenen Jahren haben viele Startups wie die deutschen Unternehmen Lilium und Volocopter oder die chinesische Firma Ehang, aber auch die etablierten Flugzeugbauer Boeing und Airbus, mit der Entwicklung von Flugtaxis begonnen. Daneben haben Mobilitätsdienstleister wie Uber und Automobilhersteller wie Audi oder Porsche Ambitionen bekundet, Daimler hat sich 2017 an Volocopter beteiligt.

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