Noch haben die Verantwortlichen von Fox gut zwei Jahre Zeit. Erst im Laufe des Jahres 2023 soll die Mia-Neuauflage auf die internationalen Märkte rollen und die Innenstadt mächtig aufmischen – natürlich elektrisch. Diesmal soll alles anders, alles besser werden als das letzte Mal und der rundliche Elektrobackstein, dem Murat Günak sein automobiles Herz geschenkt hat, zu einem Bestseller. Fast kein Gedanke mehr an die überschaubaren 1.600 Fahrzeuge, von denen heute noch rund drei Viertel auf den Straßen unterwegs sind.
Mit derart wenigen Fahrzeugen, die vorrangig in Frankreich vor sich hin surren, soll es diesmal nicht getan sein – ganz im Gegenteil. Man will bereits im ersten Produktionsjahr 2023 eine fünfstellige Zahl der coolen Elektroflitzer auf die schmalen Pneus stellen. Noch größer sind die Pläne für die Jahre danach. Und wenn es trotz der umfangreichen Planungen doch kein Erfolg werden sollte – 95 Prozent des Fahrzeugs sind recyclebar. Nachhaltiger geht es kaum.
Ein Cityflitzer für den europäischen Markt
Mia 2.0, das ist zunächst einmal die Firma Fox E-Mobility mit Sitz in München. „Unser neues Unternehmen entstand Ende des vergangenen Jahres aus einem sogenannten 'Reverse Merger' der Fox Automotive Switzerland und der Catinum AG und ist seitdem auch an der Börse Düsseldorf gelistet“, erläutert CEO Philippe Perret, „durch Einbringung der Fox Automotive Switzerland AG in den Börsenmantel der Catinum AG entstand die Fox E-Mobility AG.“ Das bayerische Startup mit Schweizer Wurzeln wirbt damit, das erste und einzige börsennotierte konzernunabhängige Unternehmen seiner Art in ganz Europa zu sein. Damit wollen die Münchner insbesondere einen Gegenpol zu den immer neuen Startups aus China setzen, die zunehmend auch Europa in den Fokus nehmen und sich gerade bei den kleinen Cityfahrzeugen einen Markt versprechen, der nicht von Image und Premium dominiert wird.
Dabei ist das Fahrzeugkonzept das gleiche wie 2010, denn auch der Mia 2.0 ist ein Microvan, der private wie gewerbliche Kunden nicht nur mit seinem Elektroantrieb, sondern auch seiner effizienten Raumausnutzung begeistern will. Vorne gibt es für den Fahrer nur einen Sitz, dahinter gibt es Platz für zwei weitere Insassen, während der Ein- und Ausstieg wie beim ersten Versuch des Mia-Mobils über zwei Schiebetüren vonstattengeht. Neben der reinen Pkw-Variante ist eine Version für gewerbliche Nutzung gesetzt.
Nicht nur der niedrige Preis soll Mia 2.0 pushen
Über die zehn Jahre ist der Mia 2.0 etwas moderner und etwas markiger geworden. Dafür sorgen nicht nur die LED-Leuchteinheiten vorne wie hinten, sondern auf Wunsch eine Zweitonlackierung, die etwas an die Tridion-Sicherheitszelle des Smart Fortwo erinnert. Das Designteam arbeitet nach wie vor unter der Leitung von Murat Günak, der den Mia 1.0 behutsam weiterentwickelte, an dem Konzept selbst jedoch festhielt. Die Reichweiten des Elektromodells liegen dabei je nach Akkugröße zwischen 200 und 400 Kilometern. Der Basispreis: 16.000 Euro. Abzüglich der jeweiligen Subventionen könnte der Mia 2.0 sogar unter die 10.000-Euro-Grenze rutschen und nicht zuletzt mit niedrigen Unterhaltskosten punkten.
Jedoch soll nicht nur der Preis die Musik machen, sondern insbesondere der immer größer werdende Elektrotrend den Misserfolg der ersten Generation vergessen machen. Hatte es 2010 gerade einmal 5.000 Ladestationen in einem Land wie Deutschland gegeben, so soll zeitnah die 200.000er-Grenze geknackt werden. Die Subventionen sollen den Verkauf weiter ankurbeln.
Fox E-Mobility setzt auf OTA-Updates
Die Fertigung unter dem aktuellen CTO Christian Jung soll 2023 beginnen, wobei der Mia 2.0 bei einem der großen Auftragsfertiger wie zum Beispiel Magna, Valmet oder Nedcar vom Band laufen soll, um keine eigene Produktion aufbauen zu müssen, die viel Zeit und noch mehr Geld kosten würde. Vertrieben wird das Citymobil dann ohne entsprechendes Händlernetz rein online, wobei es einige lokale Stützpunkte geben dürfte.
Die Wartung soll eine bestehende Infrastruktur übernehmen. Wenn der elektrische Mia zum Service muss, wäre dann zum Beispiel ein Abstecher zum Bosch-Dienst oder den ATU-Shops denkbar. Die Gespräche hierzu laufen auf Hochtouren. Einfacher machen soll die Wartung die komplette Vernetzung des Mia, der per Datentransfer Over-the-Air-Updates bekommt und so auch seine Diagnosedaten an den Werkstattbetrieb überträgt, die nicht nur für die Termine zuständig sind, sondern auch die Teile vorbestellen können.
Im Kern des Interesses soll dabei der europäische Markt stehen, wobei für das nicht-europäische Ausland ein Lizenzgeschäft angedacht ist. Daneben versprechen sich die Verantwortlichen von Fox E-Mobility auch Einkünfte durch CO2-Zerifikate, die an andere Hersteller verkauft werden. Neben den Gesprächen über Fertigungs- und Servicepartner hat Fox E-Mobility mit Inobat gerade einen Partner für die Batteriefertigung gefunden, der bis zum Jahre 2030 die Akkupakete zuliefert.