Aufmacher

(Bild: BMW)

Die Automobilhersteller ringen um die Vorherrschaft auf dem schnell wachsenden Sektor der Connected-Car-Technologien. Nicht ohne Grund: Wer künftig Fahrzeuge noch erfolgreich absetzen will, kommt um ein entsprechendes Portfolio an Technikfeatures nicht herum. Das wissen die Autobauer und investieren nachhaltig in Hardware und Services, denn am Ende locken zusätzliche Umsätze in einem höchst lukrativen Segment. Laut Statista soll der globale Markt für vernetzte Autos bis 2021 auf 192,4 Millionen Fahrzeuge wachsen (2016: 27,4 Millionen). Der damit verbundene Umsatz klettert voraussichtlich von rund 14 auf 74 Milliarden Euro. Die Penetrationsrate beträgt dann gerade erst einmal 19,5 Prozent.

Doch welche Autobauer sind auf diesem Technologiegebiet bis dato gut aufgestellt? Vergleicht man die internationalen Hersteller über einen Zeitraum von zehn Jahren, ergibt sich ein eindeutiges Bild: Der Volkswagen-Konzern, Daimler und BMW dominieren laut CCI-Index, den carIT in Zusammenarbeit mit dem Center of Automotive Management (CAM) jährlich erstellt, die Connected-Car-Welt. Bereits 2005 bis 2009 gehörten die drei Unternehmen international zur Spitze – ebenso Toyota und Ford. In den Folgejahren konnten sich die Deutschen vom Feld absetzen und ihren Vorsprung ausbauen.

Betrachtet man die Marken innerhalb der jeweiligen Segmente, führt Audi im Premiumsektor, knapp gefolgt vom Newcomer Tesla, einem Spezialisten für Elektroautos, der sich innerhalb kürzester Zeit in die Weltspitze vorgekämpft hat. „Tesla kommt aus einer anderen Welt und betrachtet die Entwicklung im Automobilbau aus dem Blickwinkel der Software, während klassische Autobauer von der Hardware kommen“, erklärt Stefan Bratzel, Leiter des CAM.

Gerade dieser Umstand und der schnelle Aufstieg von Tesla sollten allen etablierten Marken eine Warnung sein. Wer auf diesem anspruchsvollen Technologiesektor schläft, könnte ganz schnell den Anschluss verlieren. Für viele Volumenmarken eine echte Hürde. Sie müssen den Spagat zwischen einem preissensiblen Kunden auf der einen Seite und dem schnellen technologischen Fortschritt auf der ande- ren Seite bewerkstelligen.

Volkswagen beherrscht bis dato genau diese Herausforderung und konnte sich folglich im Ranking des Jahres 2016 an der Spitze der Volumenmarken behaupten. Das hängt aber auch mit den üppigen Forschungs- und Entwicklungsgeldern zusammen, die der Konzern ständig in seine Marken pumpt – rund zwölf Milliarden Euro waren es allein im abgelaufenen Jahr. Zum Vergleich: Toyota investierte im gleichen Zeitraum annähernd acht Milliarden Euro in die Entwicklung neuer Technologien und Produkte. Platz zwei unter den innovationsstärksten Volumenmarken belegt Honda – ein Autobauer, der sich stetig, aber sehr unauffällig unter den Top Five bewegt und damit die eigene Innovationsstärke unter Beweis stellt.

Wirft man einen Blick auf die Technologien selbst, zeigt sich, dass vor allem Schutzsysteme sowie Spur- und Parkassistenten in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Ausstattungsfeature gereift sind. Diese Systeme werden inzwischen quer durch alle Segmente den Kunden ab Werk oder optional angeboten – vielleicht von manchem Kleinwagen mal abgesehen. Zudem lässt sich feststellen, dass alles rund um das wachsende Feld der Sensor- und Kameratechnologie stärker in den Fokus rückt, eine Tatsache, die auf die momentane Entwicklung im Rahmen des autonomen Fahrens zurückzuführen ist.

Insgesamt findet auf dem Energiesektor ein rasantes Wachstum statt, das die Hersteller beherr- schen und am Ende des Tages auch abdecken müssen. Klar ist: „Software wird immer wichtiger und die Unternehmen, die pri- mär in Software denken, wagen in der Regel auch mehr“, urteilt Stefan Bratzel. Diesbezüglich hat die gesamte Automobilbranche noch erheblichen Aufholbedarf. Viele Konzerne haben die Bedeu- tung dessen leider viel zu spät erkannt und sind aus diesem Grund enorm unter Druck geraten.

Dieser Artikel erschien erstmals in carIT 02/2017

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