Baidu Uses ZFs AI Control Box for Autonomous Parking//Baidu nutzt KI-Steuerbox von ZF für autonomes Parken

Allein Baidu will in den nächsten drei Jahren über eine Milliarde Euro in autonome Fahrprojekte stecken. (Bild: ZF)

Damit endet ein Moratorium für solche Tests, das Peking aus Sicherheitsgründen erlassen hatte, nachdem mehrere Firmen selbstfahrende Autos auf Stadt- und Überlandstraßen testeten – praktisch im rechtlichen Vakuum. Die Regierung war damals bereits dabei, Regeln zu entwickeln. „Straßentests für selbstfahrende Autos sind ein kompliziertes Projekt“, sagte Vize-Industrieminister Xin Guobin jetzt. Die Sicherheit stehe an erster Stelle.

Grundsätzlich puscht China das Autonome Fahren  – ebenso wie die Elektromobilität und andere High-Tech Elemente wie die Vernetzung von Autos. Das Ziel der Regierung ist, dass lokale Firmen mit globalen Pionieren wie Waymo oder Tesla konkurrieren können. Die Regierung erforscht nach Angaben des Verkehrsministeriums zudem, wie die Straßeninfrastruktur an selbstfahrende Autos angepasst werden kann. China werde zurückfallen, wenn es nicht die Initiative übernehme, warnt Xin Guobin. Die USA haben seit 2016 Richtlinien für Tests autonomer Fahrzeuge; auch Japan oder Singapur sind China mehrere Schritte voraus. Auch selbst errichtete Hindernisse müsste China noch aus dem Weg räumen – darunter militärisch bedingte Vorschriften für die Kartografie, die das Erstellen hochauflösender Karten erschweren – die für selbstfahrende Autos essenziell sind.

In den letzten Monaten hatten bereits einige Metropolen lokale Vorschriften eingeführt und einzelne Straßen für Tests geöffnet – angeführt von Peking im Dezember. Im Februar eröffnete die Hauptstadt zudem ein abgeschlossenes Testgelände für autonome Fahrzeuge. Shanghai vergab im März erste Lizenzen für Tests auf 5,6 Kilometern öffentlicher Straßen im Vorortbezirk Jiading an den staatlichen Lokalmatador Shanghai Automotive (SAIC) sowie das private Elektroauto-Startup NIO. NIOs Elektro-SUV ES8, der seit Dezember zu bestellen ist, bietet die 2. Ebene der Autonomie: Er kann das Bremsen, Beschleunigen und Steuern übernehmen, auch wenn der Fahrer stets eingreifen können muss.

Auch andere lokale Autofirmen entwickeln mit Hochdruck autonome Fahrzeuge. Der Staatsriese Changan Automobile Co. kündigte an, demnächst die Produktion eines kompakten Crossover mit Autonomie der zweiten Ebene zu starten. Volvo-Eigentümer Geely heuerte den schwedischen Spezialisten für Sicherheitssysteme, Autoliv, und dessen Software Joint-Venture Zenuity an, um Fahrassistenasysteme der dritten Ebene zu entwickeln – mit denen das Auto in den meisten Situationen selbst fährt. Auch Chinas führende Technologiefirmen sind in den Sektor eingestiegen und kooperieren mit verschiedenen Autobauern – darunter die drei Internetriesen Baidu, Tencent und Alibaba.

Allein Baidu will in den nächsten drei Jahren 9,8 Milliarden Yuan (1260 Millionen Euro) in 100 verschiedene Projekte stecken. Ehrgeiziges Ziel des Konzerns: Bis 2020 straßentaugliche Technologie für komplett autonome Fahrzeuge zu entwickeln. Dazu steuerte Baidu-Chef Robin Li bereits im Juli 2017 ein Auto mit Fahrassistenzsystem durch Peking – und wurde prompt von Verkehrspolizisten gestoppt. Der Fall verlief im Sande. Die nationalen Richtlinien bieten nun „Referenzen und Anleitungen für lokale Behörden, die bisher noch keine eigenen Regeln aufgestellt haben“, frohlockte Tao Ji, technischer Direktor der Baidu-Abteilung für Autonomes Fahren gegenüber der China Daily. Inzwischen hat Baidu eine Testlizenz für Peking sowie die kleinere Stadt Pingtan in der Künstenprovinz Fujian.

Die Sicherheit sehen aber auch Chinas Pioniere als zentral. So warnte Geely-Chef Li Shufu mit Blick auf den tödlichen Unfall eines selbstfahrenden Uber-Fahrzeugs, dass Sicherheitsstandards zentral seien. „Ein einziger Unfall kann die gesamte Industrie zerstören“ so Li kürzlich bei einem Volvo-Event zu selbstfahrenden und vernetzten Autos in Peking. „Wir müssen also mit Vorsicht vorangehen.“

Autorin: Christiane Kühl, Peking

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