Eine Glaswand mit vielen bunten Post-it-Zetteln im SDC von Audi in Ingolstadt. Im Hintergrund geht eine Person vorbei.

Im SDC Ingolstadt entwickelt Audi innovative Ideen für die Mobilität der Zukunft. (Bild: Audi)

Die Kaffeemaschine auf Standby, Konferenzräume und Arbeitsplätze verwaist und rot-weißes Absperrband am Kickertisch – die Atmosphäre im Software Development Center (SDC) in Ingolstadt wirkt auf den ersten Blick gespenstisch. Nur wenige Menschen verlieren sich während der Coronakrise in den gläsernen Büroräumen.

Wo sich sonst über 80 Softwareentwickler, Produktmanager, UX-Experten und Coder tummeln, auf bunten Post-it-Zetteln ihre neuesten Ideen festhalten und kollaborativ an innovativen Projekten arbeiten, herrscht seit dem Ausbruch der Pandemie gähnende Leere. „Normalerweise starten wir jeden Morgen hier in unserem großen Konferenzraum mit einem fünf- bis zehnminütigen Meeting, um alle Mitarbeiter auf den gleichen Stand zu bringen. Aufgrund der aktuellen Coronalage machen wir das also remote“, erläutert SDC-Leiter Thomas Bittighofer die Situation.

Softwareentwicklung im Homeoffice

Die gute Zusammenarbeit im Team funktioniert indes aber auch im Homeoffice. Was dabei enorm hilft, ist die enge Kooperation in einem „Balanced Team“, bestehend aus Product Owner, Produktmanager, UX-Designer und den Software-Engineers. So wird im Entwicklungsprozess die Perspektive des Nutzers integriert und gleichzeitig werden auch die richtigen Plattform-, Technologie- oder Architekturentscheidungen getroffen.

Dabei arbeiten die Softwareexperten im Pair Programming auch remote in Zweierteams an neuen digitalen Services für Audi. „Das Vier-Augen-Prinzip hilft uns bei der Entwicklung ungemein weiter. So kennen alle Mitarbeiter des Teams das gesamte Produkt. Gleichzeitig gewährleisten wir so von Anfang an exzellente Qualität und damit am Ende auch die kurze Time-to-Market“, führt Bittighofer aus. „Unsere Vision ist es, Services zu entwickeln, die den Endkunden am Ende des Tages wirklich begeistern, so wollen wir uns vom Wettbewerb abheben“, betont der SDC-Leiter.

Viele Projekte setzen dabei auf bestehende Plattformen wie Microsoft Azure oder Amazon Web Services auf. Die Lösungen reichen von der Fahrzeugentwicklung über den Vertrieb bis zu Cybersecurity-Anwendungen. „Wir haben erst kürzlich für unsere Kunden eine Lösung entwickelt, die ihnen dabei hilft, ihre alten Audi-Fahrzeuge direkt an Interessenten verkaufen zu können“, zeigt Thomas Bittighofer die Themenvielfalt auf. Es gebe aber auch Entwicklungen, die nicht nur für die Audi-Community vorgesehen sind, sondern als Musterlösung in den Volkswagen-Konzern fließen.

SDC fungiert als Schnittstelle zum VW-Konzern

Das SDC in Ingolstadt fungiert somit nicht als Insel, sondern ist an alle wichtigen Bereiche der Marke angeschlossen. Da sind zum einen die Audi-IT, die mit der Strategie NEXT:IT die Struktur vorgibt, und die verschiedenen Fachbereiche, die für ihre zahlreichen Geschäftsmodelle auf Lösungen und Tools der SDCs setzen. Gleichwohl tüftelt die Entwicklercommunity auch an anderen Orten wie Lissabon, Berlin oder Wolfsburg an der digitalen Transformation im Volkswagen-Konzern.

Damit die Entwickler ihre Kreativität im Berufsalltag ausleben können, setzt der Hersteller auf moderne Arbeitsmethoden. Agile Prozesse und ein offenes Mindset sind bei Audi jedoch nicht bloße Lippenbekenntnisse, sondern werden in der Ingolstädter Softwareschmiede gelebt. So arbeitet im SDC auch ein Team aus Office Leads, die sich um alle organisatorischen Dinge rund um den Arbeitsalltag im Software Development Center kümmern und den Entwicklern damit den Rücken freihalten.

„Wir leben hier vor Ort zwar schon lange Zeit moderne Arbeitsformen mit Desksharing und flexiblen Methoden, doch auch bei uns hat die Pandemie nochmal für einen digitalen Schub gesorgt. Das Programmieren aus dem Homeoffice funktioniert super. Es zeigt sich, dass die Präsenzpflicht nicht automatisch für mehr Produktivität sorgt. Die Arbeitsform muss sich am Ende des Tages an die Lebensformen der Mitarbeitenden anpassen, nicht umgekehrt“, unterstreicht Thomas Bittighofer.

Im gesamten Konzern kommt den SDCs damit eine Schlüsselrolle zu, da sie die Richtung vorgeben, wie die Arbeit bei einem Großkonzern in Zukunft gestaltet werden kann. Denn auch nach dem Ende der Pandemie werden längst nicht alle Mitarbeiter sofort wieder in die Großraumbüros strömen.

Moderne Arbeitskultur wird im SDC gelebt

„Wir brauchen eine gesunde Mischung aus physischer Präsenz, um auch mal grundlegende Dinge besprechen zu können, und der Flexibilität, das Büro im wahrsten Sinne des Wortes mit nachhause zu nehmen“, so Bittighofer weiter. Diese Methode spiegelt sich sowohl in der Möglichkeit des mobilen Arbeitens als auch im SDC vor Ort in Ingolstadt wider: So gibt es in Audis Softwareschmiede neben offen gestalteten Flächen und Arbeitsplätzen, die vorrangig auf Kollaboration ausgelegt sind, auch zahlreiche Rückzugsorte für konzentrierte Einzelarbeit.

Und das Erfolgsmodell der SDCs macht weiter Schule: Auch am Audi-Standort Neckarsulm entsteht aktuell ein Software Development Center mit Fokus auf digitale Produktion und Logistik: Auf Basis der digitalen Produktionsplattform (kurz DPP) des Konzerns entstehen dort künftig neue IT-Lösungen für eine vernetzte und smarte Fabrik. Die Neckarsulmer Softwaresparte wird zudem Teil eines interdisziplinären Kompetenznetzwerkes für Fabriktransformation und -innovation in der Region Heilbronn und wird künftig unter anderem mit dem von Audi und Capgemini gegründeten Joint Venture XL2 kooperieren.

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