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Markus Sippl: „Wichtig ist, dass der Diebstahlschutz auch bei Keyless-Systemen mindestens so hoch ist wie bei normalen Funkschlüsseln.“ (Bild: ADAC)

Die Sicherheitslücke bei den Komfort-Schlüsseln erleichterte Dieben bisher das Handwerk ungemein. Mit kleinen kostengünstigen Geräten war es Langfingern bisher kinderleicht möglich das Funksignal der Autoschlüssel zu „verlängern“. Mit diesem Trick gelang es in Sekundenschnelle ein Fahrzeug zu öffnen und wegzufahren. Der ADAC entdeckte schon vor Jahren diese Sicherheitslücke und testete diese erfolgreich an mehr als 300 Fahrzeugen. carIT hat Markus Sippl, den Leiter der Fahrzeugtechnik im ADAC Technikzentrum in Landsberg am Lech, zu der neuen Ultra-Wide-Band-Technology (UWB) befragt.

 

Markus Sippl: Wir haben fest gestellt, dass sich die damit ausgestatteten neuen Fahrzeuge von Jaguar und LandRover nicht mehr mit den vom ADAC verwendeten „Keyless-Diebstahl-Geräten“ illegal öffnen oder gar wegfahren lassen. Das ist ein großer Fortschritt gegenüber den rund 300 anderen Keyless-Autos, die wir bisher untersucht haben. Sie ließen sich alle sekundenschnell illegal öffnen und wegfahren.

Wie sicher ist UWB?

Deutlich sicherer als die bisher eingesetzte Keyless-Technik. Letztlich ist es aber Aufgabe der Fahrzeughersteller, die zeitgemäße Sicherheit ihrer Produkte nachzuweisen. Nachdem das Vertrauen in die Selbstauskünfte mancher Hersteller aufgrund der Dieselkrise deutlich gesunken ist, empfehlen wir Sicherheits-Zertifikate von neutralen Einrichtungen wie zum Beispiel dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) in Bonn. So könnte auch der Laie erkennen, dass ein damit versehenes Auto zeitgemäß sicher ist.

Sollten auch die anderen Hersteller auf UWB umsteigen?

Der ADAC bleibt stets technologieneutral. Es muss nicht unbedingt UWB sein, vielleicht gibt es noch andere oder gar bessere Ideen. Wichtig ist, dass der Diebstahlschutz auch bei Keyless-Systemen mindestens so hoch ist wie bei normalen Funkschlüsseln und am besten durch neutrale Zertifikate bestätigt wird. Übrigens: Manche Hersteller wollen offenbar noch 2019 neue Autos mit UWB ausstatten. Andere Hersteller bieten bereits Keyless-Schlüssel mit Bewegungssensor an, der nach zwei bis 15 Minuten abschaltet. Das ist aus unserer Sicht keine akzeptable Lösung. Denn so lange der Schlüssel in Bewegung ist – etwa auf dem Weg zum Supermarkt -, kann das Signal weiter verlängert und das Auto gestohlen werden.

Volkswagen stellte vergangene Woche gemeinsam mit dem Halbleiterhersteller NXP verschiedene Einsatzmöglichkeiten der Ultra-Wideband-Technologie (UWB) vor. Diese reichen von neuen Diebstahlschutz-Mechanismen bis hin zu Komfort- und Sicherheitsanwendungen. Zu Fahrzeugmodellen, in denen die UWD Technologie künftig Einzug finden soll, hielt sich Volkswagen auf Nachfrage von carIT bedeckt. Ein Sprecher bestätigte lediglich, dass die Wolfsburger auf der IAA die UWD-Technologie in einem Elektrofahrzeug vorstellen werden. Ende des Jahres soll dieser Funkstandard in einem Volumenmodell (Anm. der Redaktion: wahrscheinlich Golf) folgen.

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