Portraits WunderCarpool

Wunder Mobility-Gründer Gunnar Froh: „Für die großen Autohersteller ist es weder sinnvoll noch möglich, zu einem Softwareunternehmen zu werden.“ (Bild: Wunder Mobility)

Software, Hardware, Services – Wunder Mobility hat den Anspruch, das gesamte Spektrum an Mobilitätsdiensten aus einer Hand anzubieten. Das Startup wurde 2014 vom ehemaligen Airbnb-Manager Gunnar Froh gegründet. Im Interview mit carIT spricht der Geschäftsführer über Herausforderungen auf dem deutschen Mobilitätsmarkt und den Spagat aus Kooperation und Konkurrenz mit den großen Autobauern. 

Deutschland ist da kein Vorzeigebeispiel, das stimmt. Kickscooter beispielsweise gibt es schon längst in den USA und in anderen europäischen Metropolen. Und auch im Bereich Carpooling hat uns das Personenbeförderungsgesetz hierzulande gemeinsame Fahrten und Services noch vorenthalten. Andere Städte wie Manila und Rio de Janeiro haben sicher größeren Handlungsbedarf und sind daher für uns zu Vorreitern geworden. Heute sind neue Mobilitätsangebote auf Basis der Wunder Mobility Plattform weltweit in knapp 50 Städten auf vier Kontinenten vertreten. Programmiert werden diese Lösungen von unseren etwa 150 Mitarbeitern in Deutschland. Es wird Zeit, einige der Erfahrungen nun auch in Deutschland auf die Straße zu bringen! Ich freue mich, dass immer mehr Städte in Deutschland dem Thema neue Mobilität offen gegenüberstehen.

Sie verstehen sich als Komplettanbieter. Welche Rolle spielen künftig Elektro-Kleinstfahrzeuge in Ihrer Strategie? Mit einer Erlaubnis von E-Scootern und Co. wird schließlich bereits zu Beginn dieses Jahres gerechnet.

Im Oktober 2018 haben wir den Markführer für Scooter-Sharing-Software in Europa übernommen, um unsere Marktposition in dem Bereich auszubauen. Heute decken wir mit unserer Software Car-, Bike-, Scooter- und Kickscooter Sharing ab. In den letzten Monaten konnten wir sehr große Kunden in dem Bereich gewinnen. Wenn in den kommenden Monaten und Jahren in vielen Städten neue Angebote auf den Markt kommen werden die in vielen, vielleicht sogar in den meisten Fällen, auf unserer Technologie laufen.

Wunder Mobility ist nicht nur Technologiepartner und Softwareentwickler, sondern auch selbst im B2C-Segment tätig. Fürchten Sie die Konkurrenz der großen Autobauer, die ihrerseits am Aufbau von Mobilitätsökosystemen arbeiten?

Nein. Zum einen, weil wir bereits mit großen Autoherstellern aus Deutschland und Japan zusammenarbeiten und zum anderen, weil wir glauben, dass es für die großen Autohersteller weder sinnvoll noch möglich ist, zu einem Softwareunternehmen zu werden. Langfristig sehen wir, dass die Wertschöpfungskette für neue Mobilitätsdienste aus drei großen Bereichen besteht: Hardware Manufacturer, Software Provider und Operator. Als Wunder wollen wir der beste Software Provider für Mobilität weltweit sein. Wir sehen uns langfristig nicht als Operator und damit langfristig auch nicht im B2C-Geschäft. Ebenso sehen wir die großen Autobauer langfristig nicht im Software-Geschäft. In Zukunft werden komplexe Mobilitätsdienste, genauso wie Fahrzeuge, das Ergebnis einer Wertschöpfungskette sein, bei dem Systemlieferanten eine wichtige Rolle spielen. Die internationale, unternehmerische und datengetriebene DNA unseres Unternehmens ermöglicht es uns, die Software beziehungsweise das Operating System für dieses Ökosystem schneller und besser aufzubauen und weiterzuentwickeln, als große Autohersteller es können.  

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