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Wir sind mit unserer Produktpalette sehr erfolgreich, unser Marktanteil ist gewachsen, gleichzeitig nutzen wir alle Möglichkeiten zu Kosteneinsparungen auch in der IT. Das bedeutet, dass wir bei Investitionen sehr sorgfältig abwägen und unsere Projekte nach den zu erwartenden Vorteilen priorisieren.

Lassen sich durch Konsolidierung und Standardisierung gravierende Spareffekte erzielen? Können Sie uns dafür Beispiele nennen?

Es gibt viele Beispiele dafür, dass sich durch Konsolidierung und Standardisierung erhebliche Einspareffekte erzielen lassen. Das beginnt bei der Nutzung von Industriestandards, wie beispielsweise ENX zur Kommunikation mit unseren Liereanten, statt eigener Standards. Das gilt ebenso für die Standardisierung von Hardware, Netzwerken, und Anwendungsarchitektur. Ein weiteres Beispiel ist das Portfoliomanagement. Unser  Ziel ist es, die Businessprozesse global zu  vereintheitlichen und für diese Geschäftsprozesse überall dieselben Applikationen zu nutzen. In einigen Bereichen haben wir dieses Ziel erreicht, in anderen sind wir auf gutem Weg.

Der Ruf nach einer flexiblen und günstigen IT wird in vielen Unternehmen lauter. Ein berechtigtes Anliegen – auch bei Ford?

Definitiv. Bei der Skalierung von Infrastruktur haben wir große Fortschritte durch Virtualisierung erzielt und können heute sehr viel schneller als früher auf neue Anforderungen reagieren. Im Bereich Anwendungen passen Standardisierung und Flexibilisierung nicht in jedem Fall zueinander. Unser Bestreben ist, dass wir bei Core-Business Applikationen vereinheitlichen und standardisieren und andererseits Werkzeuge zu Verfügung stellen, die ‚End User Computing’ und flexible Zusammenarbeit  ermöglichen zum Beispiel durch Web tools für Group Collaboration.

Wie werden die Investitionen in der IT in den kommenden drei Jahren durch die Krise beeinflusst?

Ich erwarte, dass wir künftig in IT ‚more for less’ liefern werden. Wir werden Wege finden, unsere Kosten weiter zu senken. Die eingesparten Mittel stehen für Investitionen zur Verfügung, aber IT Projekte stehen in direkter Konkurrenz zu Projekten in den anderen Business Bereichen. IT Projekte werden aber auch für die Bewältigung der Krise eingesetzt, beispielsweise um schneller präzise Information zur Verfügung zu haben und somit den Cash Flow besser zu managen.

Werden Investitionen in diesem Bereich mehr denn je an ihrem Wertbeitrag gemessen werden?

Schon heute müssen IT Projekte einen realen Wertbeitrag erbringen. Es ist davon auszugehen, dass sich sich dasin Zukunft eher noch verstärken wird.

Auf welchen Pfeilern steht die IT-Struktur bei Ford…

Unsere IT-Struktur basiert auf einer global verfügbaren Infrastruktur, globalen Anwendungen für die Kernprozesse mit einem hohem Grad an Standardisierung und  konsequentem  Portfoliomanagement. Wichtigste Voraussetzung für alle IT Aktivitäten sind unsere hochmotivierten und kompetenten Mitarbeiter, die die  Komplexität des Geschäfts verstehen.

.… und welchen Beitrag leistet ihr Bereich in dieser kritischen Situation für den Unternehmenserfolg?

Wie alle Business Bereiche hat IT einen erheblichen Beitrag zu den Kosteneinsparungen geleistet und unterstützt gleichzeitig sowohl das operative Geschäft als auch die wichtigen Business Initiativen, wie unser neues Werk in Criaova/Rumänien. In schwierigen Zeiten ist es wesentlich, die richtigen Enscheidungen basierend auf aktuellen und präzisen Information zu treffen. Natürlich spielt IT hier eine wichtige Rolle.

Lassen sich zwischen Ford in Deutschland, England und den USA weitere oder neue Synergien nutzen, die wesentliche Spareffekte hervorrufen?

In Europa arbeiten wir seit vielen Jahren als Europäische IT Organisation. In der globalen Ford Organisation sind wir in allen Geschäftbereichen damit befasst,  unsere Prozesse global zu vereinheitlichen und die Geschäftsbereiche mehr zu globalisieren. Wir beschäftigen uns derzeit damit,  aus den regionalen IT Organisationen in USA, Asia Pacific und Europa eine globale IT Organisation zu formen.  Unser Ziel ist es, die Expertise und Best Practices innerhalb unseres globalen Teams besser als bisher zu nutzen. Wir erwarten erhebliche Synergien und Kosteneinsparungen durch diese Maßnahmen.

Wie verhält sich das in Beziehung zu ihren Zulieferern. Wie können hier die weiteren Prozessoptimierungen aussehen? Oder setzen Sie gar auf völlig neue Methoden, um das Zusammespiel zu verbessern?

Wir betreiben seit vielen Jahren eine starke Integration  unserer Lieferanten in  der Produkentwicklung, der Produktion und im Sales &Aftermarket.  Wir haben gerade in  der Produktentwicklung unsere C3P-NG Strategie implementiert, um die Teamarbeit mit unseren Lieferanten in Bereich Vitual Engineering und Produkt Data Management weiter zu optimieren. In der IT arbeiten wir seit  vielen Jahren global mit unseren Lieferanten zusammen. Nur so lassen sich unsere globale Kaufkraft nutzen und einheitliche Standards realisieren.

Was sind ihrer Einschätzung nach die IT-Themen, die in der Autoindustrie an Bedeutung gewinnen werden?

Es gibt eine Vielzahl  von Themen, die sich aufzählen ließen, um nur einige zu nennen: Anwendungen/ Tools, die helfen die persönliche Produktivität und Colaboration im globalem Umfeld zu verbessern, wird eine größere Bedeutung zukommen. Die weitere Verbreitung von ‚IT in the Car‘ wird dazu führen, dass die IT in den Unternehmen stärker gefordert wird, komplexere Anwendungen in den Fahrzeugen  zu unterstützen. Auch bei der Nutzung von Internet Media zur direkten Interaction mit Kunden stehen wir erst am Anfang. In einigen Business Bereichen wird zudem  ‚Business Process Outsourcing‘ und ‚Software as a Service’ interessant werden.

Welche Bedeutung hat das Thema IT-Innovationsmanagement im Ford-Konzern?

IT-Innovation ist eine unserer IT Prioritäten mit wachsender Bedeutung. Wir haben einen formalen Innovationsprozess implementiert und eine Reihe von Projekten sind auf dem Weg. In jüngster Zeit haben wir einige  Ideen im Bereich ‚Personal Produktivity’ oder ‚Worklife Balance’ implementiert. Darüber hinaus experimentieren wir mit Web 2.0 Tools.

Neben den klasssischen IT-Feldern entsteht mit der Zunahme von Informationstechnologie im Fahrzeug selbst ein neues IT-Spektrum in den Unternehmen. Die Annäherung von Car- und Business-IT entwickelt sich langsam. Das erklären auch ihre Kollegen. Wie kann die Business-IT die rasante Entwicklung der Car-IT unterstützen? Oder wird der Einfluss der IT diesbezüglich noch überschätzt?

Innerhalb des Ford Konzerns wurden die frühen Phasen dieser Entwicklungen in den USA durchgeführt und IT war von Beginn an in diese Initiativen involviert. Wir haben uns dabei auf die Bereiche, in denen IT tiefe Kompetenz hat wie Release-und Variantenmanagement, Infrastruktur oder Lieferanten-Management konzentriert. Auch hier in Europa ist die IT fester Bestandteil bei der Planung und Umsetzung dieser Aspekte für zukünftige Produkte.

Hans Joachim Heister

Der studierte Diplom-Ingenieur – Elektrotechnik Fachrichtung Informationsverarbeitung – ist seit 1979 bei Ford und seit 1997 in seiner Funktion tätig. Zuvor war Heister für die Daimler Benz AG tätig. Zwischen 2001 und 2005 übernahm der Familienvater die Leitung von ENX (European Automotive Network Exchange Group) und agierte zwischen 2003 und 2007 als Kuratoriumsmitglied des Fraunhofer Instituts in Sankt Augustin. Seit 2005 arbeitet Heister nebenberuflich auch als Dozent.

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