PLM: Änderungsmanagement im Fokus

einer PLM-Strategie proaktiv unterstützen und eng mit dem Business zusammenarbeiten“, rät Jens Krüger, Competence Unit Manager PLM bei NTT Data. Auch das Thema Bebauungsmanagement mit Methoden wie Enterprise Architecture Management (EAM) obliege den IT-Verantwortlichen und werde in Projekten immer häufiger zum Thema, berichtet der PLM-Spezialist. „Die unterschiedlichen Autorensysteme produzieren so komplexe Daten, dass sie im Grunde nur vom Hersteller des jeweiligen Systems effektiv verwaltet werden können. Für OEMs und Zulieferer wird es deshalb immer wichtiger, Team Data Manager pro Entwicklungsdisziplin zu bestimmen und sie an den PDM-Backbone anzubinden“, sagt Krüger. Insbesondere um übergreifende Prozesse wie das Änderungs- und Anforderungsmanagement zu steuern, müsse man die Bebauung gesamthaft betrachten. „Aktuell setzen sich noch immer viele Anwender mit dem Sprung von Catia V5 zur Version V6 auseinander, die vom Datenmanagement her deutlich anders ist, so dass der Wechsel große Änderungen in der PLM-Bebauung mit sich bringt“, berichtet Krüger. Die großen deutschen OEMs haben in der Vergangenheit eigene PDM-Systeme geschaffen, von denen aus der Umstieg auf ein komplexes Standardsystem schwerfällt. Während bei BMW der Entscheidungsprozess noch läuft, gab Daimler mit Paukenschlagwirkung bekannt, mit dem Projekt PLM 2015 von Catia auf Siemens NX umzusteigen – vor allem, weil es Catia V6 anders als Siemens NX nur mit integriertem PDM-System gibt. Eine Ankündigung, die einen massiven Impact für die Zulieferer hat, die sich mit Lösungen für die Koexistenz von Catia und NX befassen müssen. VW versucht seit Jahren, vom eigenen System auf Teamcenter umzustellen, der Prozess ist auch nach drei bis vier Jahren nicht abgeschlossen.

Standardisierung und Systemoffenheit gehören in mehrfacher Hinsicht zu den PLM-Herausforderungen. „Wir befinden uns in einem starken Verdrängungswettbewerb, die großen PLM-Anbieter wollen sich so platzieren, dass sie ein möglichst großes Stück vom Kuchen beim Kunden haben. Da liegt es nahe, das eigene System nicht ohne Weiteres mit denen anderer Anbieter zusammenspielen zu lassen“, so Bugow. Doch das werde immer schwieriger, denn der Markt wolle Innovationen, die ein anderer Hersteller einbringt, auch ins Unternehmen einbeziehen können. „Wenn die Systeme offener gestaltet werden, haben es alle leichter, die Kunden wie die Integrationsdienstleister“, meint Bugow. Die Einigung auf den Codex of PLM Openness dürfte jedoch vor allem auf Druck der Kunden erfolgen. Und noch ein anderer Faktor könnte dazu beitragen: „Das Thema Collaborative Engineering wird durch Joint Ventures zunehmend auch für OEMs untereinander zur Herausforderung, nicht nur die  Zusammenarbeit zwischen Hersteller und Zulieferer – in der der OEM das Format diktiert. Deshalb wird die Unterstützung von Standards noch wichtiger“, so Krüger.
Das Joint Venture von BMW mit Brilliance China Automotive sei ein erstes Beispiel. Da das geplante Elektroauto in China entwickelt werden soll, muss dort nicht nur eine PLM-Infrastruktur aufgebaut, sondern auch der sichere Zugriff auf die BMW-Systeme ermöglicht werden. Der Weg aus der Monokultur des eigenen Systems ist fraglos eine Herausforderung für die Hersteller, aber auch eine Chance für mehr Standardisierung und offenere Systeme. Ein weiterer Punkt, der zu bedenken ist, liegt im Thema Fachkräftenachschub. Die gewachsenen Systeme haben den mittlerweile zweifelhaften Charme der Old Economy, das kann bei der Fachkräftegewinnung ein Hemmschuh sein. „Die Arbeitsplätze im PLM sind teilweise sehr trocken und angestaubt, das Arbeitsumfeld kann recht dröge sein“, bestätigt Bugow. Der Ansatz von Dassault, moderne 3D-Tools und spielerische Ansätze einzubeziehen, könnte sich hier als gutes Gegengift erweisen. Nur das ganz besondere Hype-Thema Cloud Computing steht für den PLM-Bereich nach Meinung der Experten derzeit in weiter Ferne. „Für Cloud-Lösungen gibt es erste Studien, die aber die besonders hohen Anforderungen eines professionellen PLM-Betriebs überhaupt noch nicht abdecken. Das Thema ist für das PLM bei weitem noch nicht reif“, führt Roland Drewinsiki aus.

 

Autorin: Daniela Hoffmann

Foto: BMW

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