Christian Strobl_CEO_Hackerbay

„Die Unsicherheit in Zeiten der Digitalisierung ist heutzutage noch unsichtbar. Wir möchten diese Unsicherheiten anhand von Netzwerkeffekten sichtbar machen“, sagt Hackerbay-CEO Christian Strobl. (Bild: Hackerbay)

Herr Strobl, in der Regel startet ein Software-Startup im Heimatland und sucht im Anschluss sein Heil im Technologie-Mekka Silicon Valley. Sie gingen den umgekehrten Weg und konzentrieren sich nach 3 Jahren in Palo Alto nun voll auf den deutschen Markt. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Wir sehen, dass der gesamte Automotive-Bereich in Deutschland komplett im Umbruch ist und neuen technologischen Trends mit einer noch nie dagewesenen Offenheit begegnet. In unseren Augen gibt es keinen besseren Ort für Industrie 4.0. Die Potenziale, die wir in unserer Heimatindustrie sehen, sind immens. Hier möchten wir ansetzen und unsere Kompetenzen im Bereich Data Analytics ausspielen. Wir beschäftigen in Berlin aktuell 200 Hacker, die neue Software-Anwendungen im Bereich Industrie 4.0 entwickeln. Wenn ich auf die nächsten 18 Monate blicke, kommen 90 Prozent unser Aufträge aus der Automobilindustrie. Dennoch haben wir durch unsere Zeit in Amerika natürlich viele interessante Kontakte geknüpft und einiges an Expertise gesammelt. Das kommt uns auf unserem Weg in Deutschland zugute.

Welche kulturellen Unterschiede in Bezug auf Technologie bestehen zwischen den USA und Deutschland?

Agilität und Geschwindigkeit sind in den Staaten die großen Themen der Tech-Konzerne. Gleichwohl blickt man anerkennend auf die Perfektion der deutschen Industrie. Mit Tesla in der Doppelrolle als Softwareunternehmen und Autobauer wurden die Parameter Geschwindigkeit, Innovation und Großserienproduktion in der US-Industrie zum ersten Mal auf ganz neue Art und Weise zusammengebracht. Der Aufstieg von Tesla von der Vision zum ernstzunehmenden Autohersteller hat natürlich auch in Deutschland für viel Aufsehen gesorgt. Denn das Geschäftsmodell der hiesigen OEMs, welches jahrelang eine Art Selbstläufer war, gerät durch Digitalisierung und neue Antriebsformen wie den Elektromotor zunehmend unter Druck. Das lässt die Branche jedoch keinesfalls in Schockstarre verfallen. Wir sehen spannende Kooperation, beispielsweise von Volkswagen mit Amazon und Microsoft beim Thema Cloud-Dienste, die in dieser Form vor einigen Jahren noch undenkbar waren. Agilität statt Lastenheft lautet nunmehr das Gebot der Stunde. Genau an dieser Stelle möchten wir als Technologie-Startup ansetzen und den digitalen Wandel der Industrie beschleunigen und unterstützen. Sobald die Industrie die Expertise aus Ingenieur und Software kombiniert, haben wir ein extrem starkes Fundament.

Wo genau setzen die Lösungen von Hackerbay an?

Die Unsicherheit in Zeiten der Digitalisierung ist in der Industrie heutzutage noch unsichtbar. Wir möchten diese Unsicherheiten anhand von Netzwerkeffekten sichtbar machen. Dafür bieten wir aggregierte Daten für digitale Ökosysteme. Bei Ende-zu-Ende-Verbindungen gehen heutzutage leider noch viele wichtige Daten verloren oder werden im Gesamtsystem nicht weiter berücksichtigt. Hackerbay nutzt die Datenanalyse, um jedoch gerade diese Informationen aufzuzeigen, da in ihnen oft ungenutzte Potenziale schlummern. Gleichzeitig sehen wir die Menschen in der Industrie als direkte Anwender. Sie sind die Wissensträger und können mit den richtigen Empfehlungen die Produktivität direkt steigern. Ein Potenzial, welches viele Unternehmen noch stärker nutzen sollten. So können wir beispielsweise Mitarbeitern aus der Produktion einen Überblick über die gesamten Abläufe in der Fertigung verschaffen. Eventuelle Schwachstellen oder Engpässe werden so deutlich schneller detektiert.

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