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Interview und Portrait von Volkmar Tanneberger, dem Chef der Entwicklungsabteilung bei Volkswagen. Fotografiert in Wolfsburg am 28.06.2016, (Bild: Jonas Wresch)

carIT: Herr Tanneberger, das vernetzte Auto stellt die Automobilhersteller vor neue Herausforderungen – dazu zählt das Thema Bedienung. Waren es in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts noch rund sieben zentrale Funktionen, die zur Bedienung vorgesehen waren, sind es heute deutlich mehr. Wächst die kognitive Belastung hinter dem Steuer?

Wir sind uns der steigenden kognitiven Belastung durchaus bewusst. Allerdings muss man deutlich zwischen der passiven und aktiven Belastung unterscheiden. Die passive können wir nicht beeinflussen. Dazu zählen beispielsweise komplexe Verkehrssituationen, die ja ebenfalls dazu führen, dass Autofahrer verstärkt beansprucht werden. Daneben gibt es die von Ihnen angesprochene aktive Belastung, die darauf beruht, dass jede weitere Funktion im Fahrzeug in der Regel auch eine Bedienmöglichkeit mit sich bringt – diese aktive Belastung hat in der Tat seit Einführung von Assistenzsystemen und einem breiteren Infotainmentangebot zugenommen.

Gerade Infotainment und Entertainment erhöhen die Komplexität an der Schnittstelle zum Fahrer …

Prinzipiell ist das richtig, aber man muss das differenziert betrachten. Nicht jede Funktion benötigt zwingend einen Knopf oder eine Taste, sonst hätten wir Bedienschnittstellen, die wie die Cockpits von Flugzeugen aussehen. Gerade das möchten wir ja nicht. Von überfrachteten Bedienflächen gehen die meisten Hersteller inzwischen weg. Wir wollen vielmehr durch eine klare Strukturierung und Clusterung der Schnittstellen, also der HMISysteme, die Belastung deutlich runterfahren. Das Ziel sind am Ende des Tages intuitiv zu bedienende Systeme.

Gibt es überhaupt heute schon so etwas wie ein intuitiv bedienbares HMI-System?

Die Antwort ist nicht so einfach, weil der Faktor User Experience dabei eine Rolle spielt. Wir berücksichtigen bei der Entwicklung der Systeme die Erwartungshaltung der Kunden. Wir agieren also nicht allein in der Logik der Ingenieurswelt, sondern lassen die Erfahrungen der Volkswagen-Fahrer – unter anderem aus „Kundenkliniken“ – einfließen. Das ist nicht ganz trivial, denn speziell Volkswagen hat ja eine Vielzahl von unterschiedlichen Kunden. Alter, Geschlecht, Gewohnheiten und andere Punkte spielen eine Rolle. Digital Natives haben beispielsweise ein völlig anderes Verständnis von Bedienung als die ältere Generation – das hat auch etwas mit gelernten Standards zu tun. Hinzu kommen noch kulturelle Unterschiede. Deswegen arbeiten wir seit ein paar Jahren auch mit Psychologen zusammen, die sich genau mit dieser Problematik beschäftigen. HMI-Systeme sind heute das Resultat eines gekonnten Zusammenspiels vieler Experten unterschiedlicher Fachrichtungen. Um Ihre Frage zu beantworten: Wir versuchen uns dem perfekt intuitiv zu bedienenden HMI-System ständig anzunähern.

Sie haben die Generation der Digital Natives angesprochen. Wie wollen Sie die Consumer-Industrie, zu der auch die Spieleindustrie mit ihren Bedienkonzepten gehört, intelligent in die Fahrzeuge integrieren? Schließlich setzt die Branche Standards.

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