Wilko Stark, Bereichsvorstand Mercedes-Benz Cars, Einkauf und LieferantenqualitätWilko Stark, Member of the Divisional Board of Management Mercedes-Benz Cars, Purchasing and Supplier Quality

Das Ressort von Wilko Stark verantwortet ein jährliches Einkaufsvolumen im zweistelligen Milliarden-Euro-Bereich. (Bild: Daimler)

Ende 2018 haben Sie tief in die Tasche gegriffen und Lieferverträge für Batteriezellen im Wert von 20 Milliarden Euro abgeschlossen. Sind Sie sicher, dass Daimler so viele Akkus braucht?

Absolut. Bis 2022 werden wir das gesamte Mercedes-Benz Cars Portfolio elektrifizieren. Das bedeutet, dass wir unseren Kunden in jedem Segment verschiedene elektrifizierte Alternativen anbieten werden – vom smart bis zum großen SUV. Wir planen hier mit deutlich mehr als 130 elektrifizierten Fahrzeugvarianten im Markt – angefangen mit 48V-Systemen, über Plugin-Hybride bis hin zu batterieelektrischen Fahrzeugen. Wir investieren massiv in die E-Mobilität und haben mit eigenen Fabriken und langfristigen Lieferverträgen die Versorgung bis ins Jahr 2030 sichergestellt. Tatsächlich leistet der Einkauf bei der Umsetzung der CASE-Strategie einen maßgeblichen Beitrag: Wir bauen das internationale Lieferantennetzwerk aus, haben dabei innovative Technologien fest im Blick und schaffen durch mehr Flexibilität eine höhere Planungssicherheit in der Lieferkette. Das macht nicht nur die Transformation hin zur Elektromobilität erforderlich. Auch die große Modellvielfalt von Mercedes-Benz Cars, die hohe Varianz an immer neuen Funktionen und volatile Märkte spielen eine Rolle.

Ihr Ressort betreut rund 2000 direkte Lieferanten weltweit. Durch die Zellfertiger gewinnt Asien nun deutlich an Gewicht, vor allem China. Welche Konsequenzen sehen Sie?

Grundsätzlich verfolgen wir bei Mercedes-Benz Cars das Ziel, den Lokalisierungsgrad überall dort zu erhöhen, wo wir produzieren. Die lokale Nähe der Lieferanten zum Produktionsstandort ist wichtig, um Teile nahezu produktionssynchron fertigen und abrufen zu können. Aber Sie haben recht: Der chinesische Markt gewinnt dramatisch an Bedeutung. China ist bei Elektromobilität und digitalen Diensten weit fortgeschritten. Wir verfolgen deshalb sehr genau, welche neuen Technologien aus China erfolgsvorsprechend sind und welche Supplier diese in der erforderlichen Mercedes-Benz-Qualität liefern können. Wir wollen neben der Kostenposition auch an der technologischen Entwicklung partizipieren, die in China stattfindet.

Bereitet es Ihnen Kopfzerbrechen, dass die Fertigungstiefe von Daimler sinkt, je mehr E-Autos vom Band rollen?

Wir treiben den Wandel hin zur elektrischen Zukunft unseres Unternehmens konsequent voran. Dafür setzen wir einige Hebel in Bewegung, zum Beispiel den Zukauf von Batteriezellen in großem Stil. Das allein aber reicht nicht. Für das Gesamtergebnis unserer Fahrzeugprojekte ist stringentes Kostenmanagement entscheidend, ohne Abstriche bei Qualität und Nachhaltigkeit.

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