Klaus Straub beim Interview mit automotiveIT.

Heute agiert die Unternehmens-IT auf Augenhöhe, weil die Verantwortlichen bereit waren, Verantwortung zu tragen, meint Klaus Straub, Gründer und CEO der Exadit GmbH.

In eigener Sache:

Der Technologie- und Strukturwandel, den die Automobilindustrie durchlebt, lässt die Trennlinie zwischen Business-IT und Produkt-IT immer stärker verschwimmen. Im kommenden Jahr stellen wir automotiveIT deshalb breiter auf, indem die Themen des Schwestermagazins carIT integriert werden.

Herr Straub, Sie waren lange als CIO in der Automobilindustrie tätig, zuletzt bei der BMW Group. Viele IT-Organisationen durchlaufen aktuell eine umwälzende Transformation. An welchen Stellen sehen Sie die größten Veränderungen?

Es stehen über viele Jahre hinweg gelebte Strukturen und Prozesse auf dem Prüfstand, mitunter wird sogar das komplette Geschäftsmodell hinterfragt. Corporate-IT und Produkt-IT tragen in dieser Phase gleichermaßen die Verantwortung, Treiber einer technologischen Erneuerung zu sein. Im Mittelpunkt steht für mich eindeutig eine agile Softwareentwicklung mit DevOps-Verantwortung. Damit lassen sich große Entwicklungsvorhaben nicht nur in überschaubare Arbeitspakete aufteilen. Die Produktverantwortlichen können zudem selbst entscheiden, wann sie die nächsten Releases veröffentlichen, um das Kunden- und Nutzererlebnis ständig zu verbessern.

Wie wird in Zukunft der Geschäftsauftrag für die IT lauten?

Ein stabiler Betrieb von Systemen und Applikationen bleibt unverzichtbare Grundlage für jedes Unternehmen. Hinzu kommt der Anspruch, durch den Einsatz neuer Technologien Innovationen zu ermöglichen und neue Geschäftsfelder besetzen zu können.

Die einst scharf gezeichnete Trennlinie zwischen Unternehmens-IT und Produkt-IT verschwimmt. Welche Konsequenzen bringt das mit sich?

Ich sehe zwei Aspekte: Zum einen gehören sämtliche IT-Ressourcen, über die ein Unternehmen verfügt, gebündelt und müssen von einem oder einer Verantwortlichen in der Geschäftsführung vorangetrieben werden. Zum anderen muss man dort, wo man mit Digitalisierung das Business grundlegend verändern möchte, dazu bereit sein, in IT zu investieren und eigenes Personal aufbauen. Jeder CIO weiß, dass er mit 25 Prozent Kerneigenleistung lediglich steuern, aber nicht gestalten kann. Darf die Zahl der Beschäftigten unternehmensweit nicht steigen, muss man an anderer Stelle kürzen, aber eben nicht in der IT. Automobilhersteller, die sich künftig als Digitalunternehmen sehen, brauchen eine Kerneigenleistung von mindestens 60 Prozent.

Von CIOs wird zunehmend verlangt, mehr Business-Verantwortung zu übernehmen. Wie können Sie dem gerecht werden?

Im Automobilbereich haben sich Hersteller und Zulieferer klassisch entlang der Wertschöpfungskette aufgestellt. Lange Jahre stand die Unternehmens-IT als Querschnittsfunktion in der zweiten Reihe. Heute agiert sie auf Augenhöhe, eben weil die Verantwortlichen bereit waren, Verantwortung zu tragen – nicht nur in ihrem eigenen Bereich, sondern im gesamten Unternehmen. Und so muss es bleiben: Wird der Geschäftsauftrag der IT erweitert, braucht der Chief Information Officer Gestaltungsspielraum, um sein Technologie- und Digitalwissen zielgerichtet einbringen zu können.

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