
Holoride-Mitgründer Nils Wollny hat zuvor bei Audi als Head of Digital Business gearbeitet. (Bild: Holoride)
Wenn sich Fahrzeuge künftig ganz von allein durch den Straßenverkehr manövrieren, können sich die Insassen angenehmeren Dingen des Lebens widmen – etwa Filmen, Serien oder Videospielen. Das Startup und Audi-Spin-off Holoride will dies durch den machen. Im Interview erklärt der CEO und ehemalige Audi-Manager Nils Wollny, wie Mixed-Reality-Formate die Unterhaltung im Fahrzeug nachhaltig verändern werden und wieso sich dies in einem agilen Startup vielleicht besser umsetzen lässt.
carIT: Welchen Mehrwert hat Virtual Reality im Fahrzeug von heute und welche Vorteile könnte die Technologie in einem selbstlenkenden Auto von morgen mit sich bringen?
Nils Wollny: Visuelle Medienangebote eigenen sich heute nur bedingt für die Nutzung im Auto, da deren Genuss stark eingeschränkt ist, zum Beispiel durch kleine Screens oder Formate, die nicht optimal zur Reisezeit passen. Zudem leiden viele Menschen an Reiseübelkeit, weil beim Blick aufs Smartphone oder Tablet während der Fahrt die Sinneseindrücke durcheinander kommen. Unsere Holoride-Software ermöglicht das Angebot einer neue Medienkategorie, dem „Elastic Content“. Ausgerichtet auf die Nutzung in Fahrzeugen, passen sich virtuelle Inhalte auf Fahrzeit, Bewegung und Kontext des Fahrzeugs an – für ein hoch-immersives Erlebnis und deutlich geminderte Symptome von Reiseübelkeit. Zum ersten Mal werden Fahrzeugdaten zum Enabler für ein neues Unterhaltungsformat, das am besten im Auto funktioniert. Und zum ersten Mal kann die bisher ungenutzte Zeit der Passagiere für alle Partner monetisiert werden. Holoride hat das Potential, Entertainment im Fahrzeug nachhaltig zu verändern. Autonom fahrende Fahrzeuge werden die Anzahl der weltweiten Passagiere massiv erhöhen und den Bedarf an Entertainment im Fahrzeug noch vergrößern.
Welche Rolle spielt der Gamification-Ansatz in der Ausgestaltung der Mensch-Maschine-Interaktion und für die zukünftige User Experience?
Eine große Rolle! Gamification weckt Neugierde und steigert die Interaktion, beides wichtige Aspekte für die Akzeptanz und das Erlernen neuer Technologien. Nutzer haben heute wenig Zeit. Inhalte oder Funktionen spielerisch und interessant zu vermitteln, kann die Bereitschaft für eine Zeitinvestition verbessern.
Vor ihrer Tätigkeit als Chef von Holoride waren Sie Head of Digital Business bei Audi. Ist es Ihrer Erfahrung nach einfacher, Technologie-Themen wie Mixed Reality im agilen Startup-Kontext zu forcieren?
Die Idee und der erste Holoride-Prototyp sind innerhalb von Audi entstanden. Meinen Mitgründern und mir wurde der Freiraum und auch die Unterstützung des Vorstands gegeben, um diese Innovation voran zu treiben. Insofern wurde es uns bei Audi in dem Sinne nicht schwer gemacht – im Gegenteil: wir wurden in Vorgehen und Idee bestärkt. Was allerdings bei dem Erfolg einer Technologie der ausschlaggebende Faktor ist, ist die Skalierbarkeit. Daher haben wir uns für die Ausgründung von Holoride entschieden: Wir wollen die Plattform und die Technologie allen Fahrzeugherstellern und Contentproduzenten zugänglich machen. Nur so kann sie ihr gesamtes Potential entfalten. Natürlich sind Strukturen in einem großen Weltkonzern andere als in unserem Startup-Team – Innovation kann jedoch in meinen Augen in beidem getrieben werden. Wille, Entschlossenheit und Konsequenz sind dabei entscheidend.
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