Nico Gabriel, Bereichsvorstand Mobility Operations bei Sixt

Man habe den Fokus bislang ganz klar auf Deutschland gelegt, erklärt Nico Gabriel von Sixt. (Bild: Claus Dick)

Herr Gabriel, die geografische Expansion ist eines der erklärten Ziele von Sixt. In Deutschland und Europa ist die Ihr Angebot natürlich verfügbar. Wie steht es um die USA?

Wir sind auch in den USA vertreten, allerdings nicht mit allen Angeboten. Wir haben unseren Fokus auf bislang ganz klar Deutschland gelegt. Zudem kommen jetzt die Benelux-Staaten hinzu. Aber vor allem im Ride-Bereich schauen wir auf Märkte außerhalb von Europa,in den USA zum Beispiel gemeinsam mit Lyft als Partner. Mit dem Ride-Hailing-Anbieter haben wir gerade erst eine Rückwärtsintegration implementiert. Künftig wird nicht nur das Lyft-Angebot über unsere Plattform buchbar sein, sondern auch unser Mietwagengeschäft über die Lyft-App. In den USA wächst Sixt aber auch im klassischen Geschäft: Wir haben gerade die Konzession für zehn wichtige Flughäfen übernommen, unter anderem Boston, New York, Hawaii, aber auch Denver und Houston. Das ist für uns natürlich ein Riesenschub, wenn wir Kunden in den Vereinigten Staaten nicht nur Off-Airport bedienen können.

Blicken Sie auch Richtung Asien?

Wir haben verschiedene Franchise-Partner im asiatischen Raum. Allerdings nicht in China. China ist kein klassischer Autovermietungsmarkt und die Player in den anderen Mobilitätsthemen, etwa Didi Chuxing und noch einige andere, sind einfach sehr dominant. Ich denke, dass wir in absehbarer Zeit nicht auf dem chinesischen Markt agieren werden und uns mit unserem Ökosystem weiter auf Europa und die USA konzentrieren.

Apropos Ökosystem: Immer mehr Autohersteller fühlen sich schon als digitale Unternehmen, nur weil sie neue Fahrzeugmodelle mit mehr Elektronik und Software ausstatten. Mit welchem Selbstverständnis operiert Sixt? Sie bezeichnen sich selbst als Softwarehaus…

Zunächst finde ich, dass man die Transformation der Autobauer nach meinem Geschmack oft etwas zu klein redet. Was in Wolfsburg, München und Ingolstadt passiert ist schon bemerkenswert und sehr komplex. Mein Gefühl ist, dass da derzeit die richtigen Personen am Steuer sitzen, die verstanden haben, wohin die Reise hingehen muss. Ich bin froher Hoffnung für die deutsche Autobranche, auch wenn es jetzt sicherlich noch einmal an die unternehmerischen Reserven geht. Was unser Selbstverständnis betrifft, fällt mir gerade ein Zitat von unserem Strategievorstand Alexander Sixt ein, der mal gesagt hat: Wir sind ein Autohinsteller, kein Autohersteller. Das beschreibt unser Selbstverständnis ganz gut und schließt das Thema Software und IT mit ein.

Ihr IT-Team entwickelt in Bangalore, Kiew und München. Gibt es kulturelle Herausforderung über die Standorte hinweg?

Wenig. Hier in Pullach sind wir bereits ein sehr internationales Team, ein „Melting Pot“ sozusagen. Ist man das erst einmal gewöhnt, gibt es auch bei der Zusammenarbeit mit den Offshore-Zentren kaum kulturelle Schwierigkeiten.

Stichwort Personal: Bekommen Sie bei Sixt genügend Softwareentwickler?

Da hat uns unser Re-Branding einen großen Schub gegeben, sowohl, was die Qualität als auch die Menge der Bewerbungen betrifft. Ich denke, dass wir mit dem Thema Nachhaltigkeit Punkten können. Viele Entwickler sind von dem Wunsch getrieben, etwas bewirken zu können mit ihrer Arbeit. Mit unseren neuen Mobilitätsthemen sind wir gut aufgestellt, was das angeht. Schauen Sie sich nur unsere elektrische Flotte an.

Die könnte man aber sicherlich noch ausbauen…

Sicher, aber momentan haben wir ein Problem: Wir bekommen gar keine Fahrzeuge. Zuerst war es so, dass kein Hersteller E-Autos produziert hat. Bedingt durch die Förderungen und steuerlichen Entlastungen ist die Nachfrage vor allem im gewerblichen Bereich so groß, dass die gebauten Modelle direkt in dieses Segment fließen und nicht zu Autovermietern. Wir müssen beobachten, wie sich die Situation in den kommenden ein, zwei Jahren entwickelt.

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