Autobranche möchte digitaler und effizienter werden

Digitalisierung und Effizienz stehen auf der Agenda der Automotive-IT-Entscheider 2020 ganz oben. (Bild: Porsche)

Demnach stehen die Digitalisierung und die Erhöhung der Effizienz derzeit bei den Automotive-Entscheidern ganz oben auf der Agenda, gefolgt von einer Reduzierung der Kosten. „Die Branche steht vor großen Herausforderungen und muss weiter investieren, beispielsweise in E-Mobilität, autonomes Fahren und vernetzte Services. Deshalb sollen Effizienz- und Kostenvorteile der Digitalisierung jetzt auch ausgeschöpft werden“, fasst Bernd Borberg, Head of Business and Technology Solutions Automotive bei Capgemini, zusammen.

Die Nutzung intelligenter Technologien wie Machine Learning, Predictive Analytics oder Bilderkennung ist für rund ein Viertel der Branchenentscheider eines der wichtigsten Ziele des laufenden Jahres. 40 Prozent setzen sie bereits intensiv oder sehr intensiv ein, mehr als die Hälfte der Teilnehmer initiiert derzeit nur einzelne Projekte, ohne in die breite Anwendung zu gehen. Die Ausgaben für intelligente Technologien steigen 2020 auf durchschnittlich knapp 19 Prozent des Gesamt-IT-Budgets.

IT-Abteilungen treiben den Wandel voran

Treiber für den Einsatz intelligenter Technologien ist in erster Linie die IT-Abteilung. Fachabteilungen wie Fahrzeugentwicklung, Produktion, Marketing und Vertrieb oder After-Sales profitieren davon und schätzen ihren Stellenwert für den Erfolg des Unternehmens nach eigener Aussage hoch ein. Gute Noten vergeben die Fachbereiche für tiefergehende Datenanalysen, aus denen jedoch kaum Prozessoptimierungen abgeleitet werden. Außerdem bewerten die Automotive-Entscheider die Automatisierung von manuellen Tätigkeiten als weniger nützlich als Fachanwender aus anderen Branchen. „Der Automatisierungsgrad der Kernwertschöpfungskette ist bei den Automobilherstellern schon seit einigen Jahren sehr hoch. Deshalb haben weitere Verbesserungen in diesem Bereich offenbar weniger Priorität als in anderen Branchen“, kommentiert Borberg.

Als größte Herausforderung gilt den Befragten zufolge die Verfügbarkeit geeigneter Mitarbeiter im eigenen Haus. Probleme bei der Nutzung intelligenter Technologien gibt es außerdem mit der Datenverfügbarkeit, der Skalierung der Use Cases und der Definition der Business Cases. Letzteres betrifft die Automobilbranche aber weniger als andere Industriezweige.

Hersteller und Zulieferer erhoffen sich Wettbewerbsvorteile durch die Nutzung intelligenter Technologien, gehen aber gleichzeitig davon aus, dass ihr Einsatz durch andere Konzerne den Konkurrenzdruck international deutlich erhöhen wird.

Mehr Geld für digitale Transformation

Obwohl die Digitalisierung bei nicht mehr ganz so vielen Unternehmen wie im Vorjahr auf Platz eins der Agenda steht, fließt 2020 mit fast 42 Prozent des IT-Budgets deutlich mehr Geld in ihren Ausbau. „Viele OEMs fürchten, dass die Digitalisierung in ihrem Unternehmen nicht schnell genug vorankommt und dass die Ergebnisse nicht gut genug sind, um gegen neue Marktteilnehmer zu bestehen“, kommentiert Borberg. „Der Konkurrenzdruck im Bereich E-Mobilität und Connected Services ist enorm, darüber hinaus will die Branche nicht zum Hardware-Lieferanten degradiert werden.“ Ihren Erfolg mit Digitalisierungsprojekten stuft die Automobilindustrie zwar immer noch als mittelmäßig, aber deutlich besser als im Vorjahr ein. Erfolge führen die Befragten vor allem auf intelligente Technologien, die Vernetzung und verstärkte Analyse von Daten sowie die Bildung interdisziplinärer Teams zurück. Ebenfalls gelten Cloud-Kapazitäten und die gezielte Einstellung von Mitarbeitern mit entsprechendem Know-how als kritische Faktoren.

Unternehmen müssen Komplexität eindämmen

Eine Schattenseiten der Digitalisierungsbemühungen sei, so die Studienautoren, die steigende Komplexität der IT-Landschaft, in die neue Produkte und Services integriert werden müssen. „Wettbewerber wie beispielsweise Tesla oder BYD haben den Vorteil, dass ihre IT-Landschaft wesentlich jünger und weniger komplex ist. Sie können Geschäftsprozesse wie den Online-Verkauf von Neufahrzeugen einfacher umsetzen als etablierte Konzerne mit komplexer IT, bei denen der Wandel mehr Ressourcen und Zeit erfordert“, erklärt Borberg.  

Die Autoindustrie arbeitet inzwischen fast exklusiv mit Cloudservices. Etwas mehr als die Hälfte der IT-Service aus Clouds kommen dabei aus unternehmenseigenen Infrastrukturen, 40 Prozent aus der Datenwolke anderer Anbieter. Mit diesem hohen Anteil liegt die Branche deutlich über dem Durchschnitt und schätzt ihre Abhängigkeit von Providern dementsprechend höher ein als viele andere Teilnehmer. Für den Datenaustausch, etwa innerhalb der Lieferkette oder mit Aufsichtsbehörden, betreiben circa drei Viertel der Befragten eine eigene Datenplattform, die aber nur zwei Drittel als strategische Komponente ihrer IT-Infrastruktur ansehen.

Die branchenübergreifende IT-Trends-Studie von Capgemini steht unter diesem Link zum freien Download bereit.

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