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Insbesondere jüngere Arbeitnehmer möchten sich zunehmend mobil bewerben – Erste Auto-Unternehmen machen dies bereits möglich.

Digital Natives organisieren ihr Leben am Smartphone. Und das möglichst schnell und einfach. Wer glaubt, bei elementaren Entscheidungen wie der Jobsuche läuft das anders, irrt. Drei von vier Fachkräften fahnden per Smartphone nach einem neuen Arbeitgeber, zeigt die Studie “Mobile Recruiting 2019“ der Uni Bamberg. 73 Prozent würden sich gern direkt mobil bewerben und nicht den Umweg über den Klassiker mit Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen per Mail – oder gar per Post –gehen. Doch diese Möglichkeit bieten derzeit nur 27,4 Prozent der Unternehmen an. Ein Fehler, den sich Firmen im War for Talents kaum erlauben können.

„Sich mobil zu bewerben ist gelebte Realität“, sagt Sebastian Hust, Mit-Geschäftsführer von Talentcube, einem Anbieter für Video-Bewerbung & Recruiting Software, „Immer mehr Unternehmen bieten beides an: Die klassische und die mobile Bewerbung.“ Gerade in der Automobilbranche sei dies umso wichtiger, weil der Veränderungsdruck durch neue Mobilitätskonzepte und die konsequente Digitalisierung von Geschäftsprozessen einen hohen Bedarf junger, IT-affiner Kräfte mit sich bringe. Es wäre auch sonderbar, wenn innovative Unternehmen von solchen Anwärtern einen Stapel Papier verlangen würden. Wer mobile Bewerberkanäle anbiete, so Hust, der demonstriere „die notwendige und geforderte Innovationsfähigkeit selbst, was positiv auf das Employer Branding und die Arbeitgeberattraktivität wirkt“.

Unternehmen wie Bosch, Brose, Daimler, Schaeffler oder Webasto haben diese Botschaft begriffen und bespielen alle möglichen Kanäle, um in Zeiten des Fachkräftemangels Digital Natives zu ködern. „Gerade Ingenieure, ITler und Führungskräfte zeigen keine hohe Wechselbereitschaft“, sagt Michael Kattau von Bosch, „Diese Kräfte muss man schon locken, indem man es ihnen einfach macht.“ Daher hat Bosch das Online-Procedere auch für Handys und Tablets optimiert. Ein neues Bewerbertool ermöglicht es unter anderem, dass die Bewerbung mit dem LinkedIn-Profil verknüpft wird, woraus Bosch-Personaler schon viel ersehen können. Kattau: „Statt, dass der Bewerber drei Stunden über seinen Unterlagen brütet, ist die Sache in drei Minuten erledigt.“

Etwas aufwändiger, aber mittlerweile auf beiden Seiten gern genutzt, sind Videobewerbungen. „Sie sind von überall via Smartphone möglich, sozusagen ‚aus der Hosentasche‘ heraus“, sagt Sebastian Hust, „Wer online eine interessante Ausschreibung entdeckt hat, kann sich im Prinzip sofort darauf bewerben. Das spart Zeit und den Weg an den Desktop. Zudem entfällt die Erstellung des oftmals lästigen Anschreibens.“

So setzt die Kölner Procar Automobile GmbH inzwischen auf das bewegte Bild, vor allem im kaufmännischen Bereich. Warum? „Uns sind Sprachkenntnisse und Spontanität besonders wichtig“, erklärt Personalchefin Julia Behler, „Video-Interviews liefern glaubwürdigere Erkenntnisse als Online-Tests. Zudem ist die Auswertung von Video-Interviews schneller für die Recruiter.“ Eine klassische Win-Win-Situation: Bewerber und Personaler sparen gleichermaßen Zeit und Arbeit.

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