Robuste Funktechnik bereitet den Weg zur Smart City

Die Zukunftsversion der Smart City erfordert stabile Datennetze. (Bild: Bosch)

Alle Welt redet von 5G. Kaum einer von LoRaWAN. Die Abkürzung steht für „Long Range Wide Area Network“ und ist ein Langstreckenfunk für Reichweiten von mehr als zehn Kilometern, der mit sehr wenig Energie auskommt. Dahinter steckt eine Allianz von rund 800 Mitgliedern, darunter Cisco, IBM und Google, die das offene Netzwerkprotokoll bei seiner Verbreitung unterstützen. Die Technik arbeitet in einem nichtlizensierten Frequenzbereich, wodurch Autohersteller, Ausrüster und Kommunen eigene Netzwerke unabhängig von großen Telekommunikations-Anbietern betreiben können. Intelligente Straßenbeleuchtung, Verkehrssteuerung und Parkraumbewirtschaftung sind nur einige Anwendungen, wofür sich die Funktechnik in der Smart City empfiehlt.

Etliche Kommunen, darunter Darmstadt, testen die Funktechnik bereits. „Für LoRaWAN sprechen geringe Kosten in Betrieb und Infrastruktur, geringer Energieverbrauch sowie die hohe Durchdringung, auch durch dicke Betonwände“, sagt Richard Jordan von der IHK Hessen innovativ. Alles Punkte, die LoRaWAN deutlich von 5G unterscheiden. Ein Funksender kommt, je nach Anwendung, zehn bis 20 Jahre ohne Batteriewechsel aus. Die Digitalstadt Darmstadt GmbH ist gerade dabei, eine übergreifende Datenplattform und ein LoRaWAN-Niedrigenergiefunknetz aufzubauen, um die Grundlage für etliche IoT-Anwendungen zu schaffen – etwa um Feinstaubmesswerte zu übertragen oder Fahrzeuge zu lokalisieren, um den Verkehr smarter zu steuern. Auch in Berlin folgt man diesem Weg und arbeitet unter anderem daran, per LoRaWAN die Positionsbestimmung von Fahrzeugen zu verbessern und mit mobilen Schadstoffmessungen in der Luft ein aussagekräftigeres Bild über besonders belastete Straßen zu erhalten.

Städte und Kommunen können so relativ einfach und sicher Daten Tausender vernetzter Geräte sammeln, analysieren und Prozesse optimieren. So wird die Straßenbeleuchtung Bostons über ein LoRa-Netzwerk bedarfsgerecht gesteuert und Nutzungsdaten gesammelt, wodurch Energie gespart und defekte Leuchten sowie andere Schäden beizeiten repariert werden können.

Die Funktechnik taugt besonders als Arbeitspferd für niedere Dienste. „LoRaWAN kommt immer dann zum Einsatz, wenn nur wenige Daten übertragen werden müssen, etwa zur Lokalisation von mobilen Gegenständen“, erklärt Richard Jordan, „Es ist aber keine Alternative zu 5G, wenn hohe Bandbreiten, etwa Videos, oder Echtzeitanwendungen mit Reaktionszeiten von weniger als einer Sekunde gefragt sind“, zeigt er die Grenzen auf. Die Kommunikation der Smart-City muss also auf mehreren Kanälen funken. Wenn es jedoch nicht in erster Linie auf Datenrate und Latenz ankommt, was etwa beim Navigieren zu freien Parkplätzen oder einer intelligenten Ampelschaltung zweifelsohne der Fall ist, dann eignet sich die Funktechnik hervorragend und kann sich zum Enabler der Smart City mausern. Nicht zuletzt, solange dicht geknüpfte 5G-Netze auf sich warten lassen.

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