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Panel-Diskussion zum Ridesharing auf der Digital Mobility Conference in Berlin.

„Das Ziel neuer Mobilität muss es sein, weniger heiße Luft zu transportieren“, sagte NRWs Verkehrsminister Hendrik Wüst in seiner Keynote zum Mobilitätskongress im Kreuzberger Festsaal. Solche heiße Luft besteht in Bussen und Bahn, die auch ohne einen einzigen Fahrgast an Bord ihre Touren fahren. Die Auslastung des ÖPNV in der Stadt und auf dem Land müsse dringend verbessert werden, so Wüst. Wie das gelingen kann, da stehe das Land NRW gerade erst am Anfang. „Wir sind gerade dabei, Wissen aufzusaugen, um neue Lösungen zu finden“, so der CDU-Politiker.

Eine Variante, Mobilität zu optimieren und akute Verkehrsprobleme zu lindern, ist das On-Demand-Ridesharing, bei dem sich mehrere Fahrgäste nach Bedarf Fahrten mit ähnlichem Fahrtweg teilen können. Und solche Mobilitätsformen scheinen in der Bevölkerung anzukommen, wie der Bitkom in einer zur Digital Mobility Conference veröffentlichten Studie gezeigt hat. Neun von zehn Bundesbürgern sehen demnach in solchen Angeboten Vorteile. Dazu gehören eine geringere Umweltbelastung, weniger Lärm durch weniger Fahrzeuge auf den Straßen, eine größere Flexibilität gegenüber Bus und Bahn oder der Wegfall der Parkplatzsuche.

Das sind auch einige der Gründe, die die Vertreter der prominentesten Anbieter in Deutschland auf der Bühne der Berliner Konferenz des Bitkom anführen. „Ridesharing on-demand ist eine notwendige Ergänzung zum ÖPNV“, sagt Michael Fischer, Head of PR bei der VW-Tochter Moia, das sich derzeit mit über 50 Fahrzeugen im Realbetrieb in Hannover befindet. Direkt in den ÖPNV integriert ist derweil das Angebot von ioki, einem Spin-off der Deutschen Bahn. „Ridesharing ist nur ein Baustein, es löst sicher nicht alle Mobilitätprobleme“, sagt Michael Barillère-Scholz, Managing Director bei ioki.

Für ihn braucht es viel mehr Integration in den ÖPNV und nicht mehr neue Stand-Alone-Systeme so wie Moia oder auch ViaVan, das auf der Bühne von Victoria Markewitz vertreten wird. Ihr Angebot ist durch das Startup Via auch in Städten in den USA vertreten, wo die Abdeckung durch ÖPNV an manchen Orten zu wünschen übrig lässt. Genau dort sei On-Demand-Ridesharing eine gute Alternative zur individuellen Mobilität, so Markewitz. „Ich bin überzeugt, dass wir sowohl integrierte als auch für sich stehende Lösungen sehen werden“, sagt wiederum Michael Fischer von Moia. Manche Menschen hätten gar kein Interesse an einer Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, behauptet Fischer. Dafür sei dann Moia da.

Ein weiterer prominenter Gast auf der Digital Mobility Conference in Berlin war Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. Sichtlich erleichtert, ausnahmsweise nicht über die Diesel-Thematik reden zu müssen, widmete sich der CSU-Politiker den Anstrengungen der Bundesregierung beim Thema neue Mobilität. „Wir reden viel zu viel über die Fehler und Baustellen der Vergangenheit und viel zu wenig über die Herausforderungen der neuen Mobilität“, so Scheuer. Es bedürfe im Gegenteil einer positiven Diskussion und zudem neue Botschafter und Multiplikatoren für das Thema. 

Bundesverkehrsminister Scheuer auf der #dmco18.

Scheuer zeigte die wesentlichen Eckpunkte der Digitalisierungsstrategie seines Ministeriums auf. Dazu gehören massive Investitionen in die digitale Infrastruktur und die Elektromobilität. Vor allem hob Scheuer auf die Notwendigkeit intelligenter Mobilität ab. „Einen Rasierapparat auf Rädern, also ein Elektroauto, kann irgendwann jeder zusammennageln.“ Viel wichtiger sei eine besser organisierte, effizientere Mobilität, für dessen Auf- und Ausbau, so Scheuer, durchaus genügend Mittel zur Verfügung stünden. Rund 17 Milliarden Euro will Scheuer in Infrastruktur und neue Konzepte stecken.

Zudem forderte Scheuer, dass es in Deutschland dringend eine Modell-Smart-City geben müsste, in der die zahlreichen Ideen zur neuen Mobilität abgebildet werden könnten. Und auf die Frage, ob neue oder alte Player das Wettrennen um die Mobilität der Zukunft gewinnen werden, sagte der Verkehrsminister selbstbewusst: „Ich rede nicht über Tesla. ‚Made in Germany‘ setzt sich immer durch.“ 

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