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Die Finanzierung von deutschen Startups ist im vergangenen Jahr deutlich schwieriger geworden.

2023 war bereits das zweite Jahr mit einem kräftigen Rückgang in Folge. Gemessen am Rekordjahr 2021 schrumpften die Investments fast um zwei Drittel (65 Prozent) - damals hatten Geldgeber 17,4 Milliarden Euro in Startups gesteckt. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY.

EY-Partner Thomas Prüver verweist auf die hohe Inflation, gestiegene Zinsen, die schwache Konjunktur und Unsicherheit wegen Kriegen. "Um auch in diesen schwierigen Zeiten an frisches Kapital zu kommen, reichen für Startups gute Ideen allein nicht mehr aus." Nötig seien solide Geschäftsmodelle und die Aussicht auf Profitabilität.

2023 erhielten EY zufolge erneut Berliner Startups das meiste Wagniskapital, mit fast 2,4 Milliarden Euro allerdings weniger als die Hälfte als im Vorjahr. Es folgten bayerische Startups mit rund 1,7 Milliarden Euro, gut 600 Millionen Euro weniger als 2022, und Jungunternehmen aus Baden-Württemberg, das als einziges Bundesland mit 736 Millionen Euro bei den Investments zulegte. Dort wurde auch die größte Geldspritze (463 Mio Euro) verzeichnet - für die auf Künstliche Intelligenz spezialisierte Heidelberger Firma Aleph Alpha.

Kaum noch große Geldspritzen für Gründer

Die rauen Zeiten für Startups zeigen sich zudem bei den Finanzierungsrunden. Ihre Zahl sank laut EY 2023 um 15 Prozent zum Vorjahr auf insgesamt 861 Deals. Zudem gab es nur acht große Deals mit mehr als 100 Millionen Euro - 2022 waren es 19. Insgesamt fielen die Investments ungefähr auf das Vor-Corona-Niveau von 2019 zurück. Noch in der Corona-Pandemie hatten Startups einen Boom erlebt. Sie profitierten davon, dass die Zinsen niedrig waren und die Digitalisierung einen Schub bekam - etwa bei Finanzgeschäften, Online-Shopping oder Essenslieferungen.

Doch mit dem Zinsanstieg folgte die Krise: Viele Startups strichen Jobs, andere wie der Lieferdienst Gorillas wurden übernommen. Auch bei den Gründungen ging es bergab: 2023 entstanden laut Startup-Verband knapp 2.500 Firmen, fünf Prozent weniger als im Vorjahr. EY-Partner Prüver rechnet damit, dass der Jobabbau in der Branche weiter gehen wird. Auch 2024 müssten Startups signifikant sparen. "Das betrifft auch und insbesondere die Personalkosten."

Langfristige Entwicklung des Gründerstandorts positiv

Immerhin: Ungeachtet der Corona-Sonderkonjunktur hat der Startup-Standort Deutschland große Fortschritte gemacht und viel Geld sowie Talente aus dem Ausland angezogen. Neben Berlin gewinnen auch andere Städte wie München an Bedeutung. Die Zahl der Startups mit Milliarden-Bewertung hat sich seit 2018 auf 33 fast verfünffacht, so der Startup-Verband. Darunter sind die Online-Bank N26, der Übersetzungsdienst DeepL und der Fernbus- und Zugbetreiber Flix.

Die Branche beschäftige rund 400.000 Menschen und stehe mit einer Firmenbewertung von 172 Milliarden Euro für rund fünf Prozent der Wirtschaftsleistung, sagte die neue Vorsitzende des Startup-Verbands, Verena Pausder, im Dezember der dpa. "2018 waren es weniger als ein Prozent." Die Gründerbranche habe volkswirtschaftliches Gewicht.

Startups hängen am Tropf ausländischer Investoren

Doch nach wie vor hinkt Deutschland beim Wagniskapital anderen Ländern hinterher. Hierzulande werde 85 Euro pro Kopf in Wagniskapital investiert, in Großbritannien seien es 171 Euro, sagte Pausder. Zur Tech-Nation USA ist der Abstand noch weit höher. Bei großen Finanzierungsrunden sind hiesige Startups meist auf angelsächsische Investoren angewiesen. Und gerade US-Geldgeber hielten sich zuletzt mit Engagements in Europa zurück, berichtete im der Risikokapitalgeber Atomico.

Auch im zweiten Halbjahr zeichnete sich EY zufolge noch kein Aufwärtstrend bei der Startup-Finanzierung ab, allenfalls eine Stabilisierung auf gedämpftem Niveau. Mit knapp 3 Milliarden Euro floss etwas weniger Geld an Jungfirmen als im ersten Halbjahr.

EY-Experte Prüver ist trotzdem optimistisch. "Übertreibungen aus den Boom-Jahren liegen jetzt hinter uns, Investoren sowie Gründerinnen und Gründer sind vorsichtiger und realistischer geworden." Einiges spreche dafür, dass die Talsohle bei der Finanzierung erreicht sei. "Die Startups, die heute entstehen, wachsen und frisches Geld erhalten, haben die erste Bewährungsprobe schon bestanden und sich als widerstandsfähig erwiesen."

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dpa