Forum Automobillogistik2017

Daimler-Logistikleiter Alexander Kösling zeigt die Herausforderungen für die Branche auf. (Bild: ©Kai Bublitz/BVL)

Auf kaum eine andere Branche hat Industrie 4.0 einen höheren Einfluss als auf die Logistik. Diese Veränderungsprozesse stehen auch im Mittelpunkt des Forums Automobillogistik 2017 in Bremen. „Die Digitalisierung wird die Art, wie wir Autos bauen, tiefgreifend verändern“, sagt Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), anlässlich des Branchentreffs der Logistiker. „Die Automobilindustrie arbeitet intensiv an der konsequenten digitalen Vernetzung unserer gesamten Lieferkette.“

Einen Ausblick, welche Herausforderungen das digitale Zeitalter für die Logistikbranche bereithält, machten Alexander Kösling, Mercedes-Benz Supply Chain Management, sowie Frank Dreeke als Vorstandsvorsitzender der BLG Logistics Group in ihren Keynotes deutlich. „Die Herausforderungen für die komplette Branche steigen: Höhere Komplexität, Volatilität am Markt und der digitale Wandel durchdringen alle Elemente des Supply Chain“, so Alexander Kösling. Gleichzeitig ginge es bei der Logistik darum Prozesse zu vereinfachen, Kosten zu senken und das Thema Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt des Handelns zu stellen. „Wir möchten jedes Auto bauen, das Mercedes Benz auch verkaufen kann. Dabei helfen uns digitale Simulationen, Planungsassistenten und fahrerlose Transportsysteme, um eine reibungslose Abwicklung zu gewährleisten.“

Welchen hohen Einfluss digitale Prozesse und neue Technologien auf die Kontraktlogistik haben, unterstrich auch Frank Dreeke in seiner Keynote. „Wir befinden uns in einer Phase der radikalen technologischen Umwälzung. Automatisierung und Augmented Reality sind wichtige Themen für die Logistik“. Um auf diese Veränderungsprozesse reagieren zu können, arbeitet BLG mit verschiedenen Projektpartnern an einer zellularen Fördertechnik. Mittels stationärer und mobiler Sensorik werden qualitätsrelevante Umwelteinflüsse auf die Bauteile erfasst und digitalisiert. Aus Perspektive der Automobilindustrie können so beispielsweise Sondertransporte, Nacharbeitsumfänge, Produktionsstillstände oder gar Rückrufaktionen vermieden werden. „In Zeiten von Industrie 4.0 werden wir in der Logistik immer Getriebene sein, versuchen aber auch gleichzeitig immer Treiber zu sein“, so Dreeke.

Wie die Digitalisierung Prozesse in der Logistik von Grund auf revolutionieren könnte, zeigt beispielhaft der Vortrag von Wolfgang Rudorfer, Projektleiter Connected Supply Chain bei BMW. Die Münchener versuchen seit einiger Zeit, den Grad der Transparenz in der Lieferkette durch stärkere Vernetzung zwischen Lieferanten, Material und OEM zu erhöhen. „Wir wollen wissen, wo sich unser Material und in welchem Zustand es sich befindet“, so Rudorfer. „Dafür brauchen wir eine gute Datenbasis, die sich nur durch die Anbindung der Lieferanten herstellen lässt.“ Im Projekt Connected Supply Chain ist daher unter anderem ein Supply Chain Cockpit entstanden, das eine effizientere und einfachere Versorgungskontrolle und die Überwachung von Lkw ermöglichen soll. Zudem arbeite man seit längerem an Lösungen des Condition Monitorings, die den Zustand von prozesskritischen Objekten überwachen und deren Position nachvollziehen können sollen. Voraussetzung für die vernetzte Lieferkette seien, so Rudorfer, der Wille zum Datenaustausch, einheitliche Standards sowie eine flexible IT-Anbindung und ein offenes System. „Nur so erreichen wir wirklich mehr Versorgungssicherheit und Effizienz in der Lieferkette.“

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