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An manchen Stellen wird noch von Hand festgeschaubt, an anderen erledigt das der Roboter.

Autofertigung ist Massenproduktion – vor allem in günstigeren Segmenten. Bei Ford in Köln läuft alle 86 Sekunden ein Auto vom Band. Dabei helfen und kontrollieren jede Menge Roboter das Geschehen. Aber ganz am Ende schaut ein Mensch nach der Qualität.

Er zögert einen Moment, täuscht erst an, bis ihm ein Licht aufgeht, um dann zielgenau zuzustechen. Zack, sitzt das Rad auf den Bolzen, wird festgeschraubt, und schon wartet der nächste Kunde. Die Reifenmontage in der Y-Halle bei Ford läuft vollautomatisch gesteuert und reibungslos. Um die Position der Bolzen am Auto erkennen zu können, sind die elektronisch gesteuerten Helfer mit einer Kamera ausgerüstet, mit der die Haltepunkte blitzschnell anvisiert werden. Erst dann wird das Rad mit dem korrekten Drehmoment festgeschraubt. Rund 1 850 Fiestas passieren jeden Tag diesen Montagepunkt, alle 86 Sekunden verlässt ein Kleinwagen die Halle in Köln-Niehl.

Bis zu diesem Moment müssen rund 5 000 Teile so fehlerfrei komponiert sein, dass jeder Fiesta die Erwartungen der Kundschaft erfüllt. Angesichts der überall surrenden Roboter sollte dies kein Problem sein, denkt der Laie, doch die Leuchtzeichen am Ende der Produktionsstraße melden immer wieder Defekte, und statt zur Endabnahme rollen die aufgefallenen Modelle erst einmal zur Nachbesserung – direktes Ergebnis des sogenannten „Quality-Leadership-System“, dem keine auch noch so kleinen Auffälligkeiten entgehen.

Dazu gehören Stationen mit manuellen und visuellen Prüfungen ebenso wie die Meldungen von den mehr als 300 Schraubwerkzeugen, die ohne jedes Mitleid Informationen über fehlerhaft ausgeführte Verschraubungen an das System melden. Immerhin 85 Prozent der hier hergestellten Fiesta erfüllen allerdings auf Anhieb die Qualitätskriterien. Der Kleinwagen wird auf fünf Produktionslinien gefertigt, und „am Ende jeder Linie wird kontrolliert, ob die definierten Punkte eingehalten wurden“, erklärt Harald Stehling, in Köln-Niehl für die Qualitätssicherung zuständig.

Das aufwendige Prozedere zahlt sich am Ende des Tages für das Unternehmen in Euro und Cent aus. „Wir liegen mit unseren Garantiekosten deutlich unter dem Durchschnitt der Branche“, erklärt der bei Ford of Europe für die Qualität zuständige Vizepräsident Gunnar Herrmann. „In den vergangenen zehn Jahren haben wir diese Kosten halbiert und liegen jetzt bei 0,8 Prozent unseres Umsatzes.“

Der Prüfmarathon für den Fiesta ist auch dann noch nicht fertig, wenn die Ampel am Ende des Bandes grün zeigt. Jetzt treten speziell ausgebildete Tester auf den Plan, die den Wagen aus Kundensicht in Augenschein nehmen – nur geschulter und kritischer – und denen auch kleine Lackschäden oder Unebenheiten nicht entgehen. Auf einem Rollenprüfstand wird schließlich die Motorleistung überprüft.

In Köln entsteht der auch im Fiesta eingesetzte Dreizylinder in einer fast menschenleeren Halle. Auch hier kontrollieren elektronische Systeme ständig die Qualität, werden immer wieder Tests durchgeführt, um die Dichtigkeit zu überprüfen, und fünf Prozent der Motoren durchlaufen zusätzlich den sogenannten Heißtest, bei dem der Motor 90 Sekunden lang läuft.

Erst wenn der Fiesta eine Fahrt auf einer ausgesprochenen gemeinen Rüttelstrecke, einen Wassertest mit einem Druck von 1,2 bar überstanden hat und auf einem Hydropulser kräftig ohne Folgen durchgeschüttelt wurde, geht die Schranke hoch und der Wagen rollt in die Endauslieferung. Die Qualitätssicherung hat ihre Mission erfüllt, wenn es auch Jahre später wenig am Auto zu bemängeln gibt. Das ist beim Fiesta der Fall: Der TÜV stuft den Kleinwagen als ausgesprochen solide ein.

Die in Köln vorgeführten Qualitätsstandards gelten an allen Standorten des Herstellers, sodass zum Beispiel der in Indien gefertigte Ecosport dieselben Eigenschaften aufweist wie der in Köln produzierte Fiesta. Dabei wird jeder Produktionsschritt genau dokumentiert, was allerdings bei entsprechender Fehlerhäufung konkret bedeuten kann, dass „wir als Konsequenz“, so Herrmann, „zur Not Menschen durch einen Roboter ersetzen müssen.“                                                                                                sp-x

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