Die RFID-Technologie verspricht Unternehmen der Automotive-Branche schlanke und beschleunigte Logistikprozesse – es gilt jedoch Hürden zu nehmen.

Nach dem RFID-Hype 2003 – ausgelöst durch den Metro Future Store – und der darauf folgenden Ernüchterung ist mittlerweile die Zeit reif, die Technologie sachlich zu betrachten und mehrwertstiftend einzusetzen. In den kommenden Jahren wird eine Revolution in der Logistik erwartet. Die Chance für RFID. In der Automatisierung von Logistikprozessen mittels RFID werden die größten Nutzenpotenziale erwartet. Aber auch dem Thema Fälschungssicherheit kommt im Kontext minderwertiger Kopien zum Beispiel bei Ersatzteilen eine steigende Bedeutung zu. Technisch ermöglicht wird das so genannte „Internet der Dinge“ durch höhere Reichweiten der Funkverbindungen, die wiederum auf höhere Frequenzen und neue Datenübertragungs-standards zurückzuführen sind. Von dieser Entwicklung profitieren vor allem OEMs. Denn in kaum einer anderen Branche sind die Logistikprozesse derart verzahnt, durch hohe Stückzahlen und kurze Durchlaufzeiten geprägt und weitgehend optimiert. Das volle Potenzial dieser Technologie können Unternehmen nutzen, wenn es gelingt, bestehende Insellösungen zu einem Netzwerk aus RFID-Events über die gesamte Supply Chain auszubauen. Deutlich wird das beim Management von Behälterkreisläufen. Schätzungen zufolge sind im Automobilsektor etwa 50 Millionen Standardbehälter im Umlauf, wobei der aktuelle Aufenthaltsort von etwa 20 Prozent unbekannt ist. Dem Management dieser teils teuren Spezialbehälter kommt damit eine besondere Stellung zu. Sinnvoll lässt sich diese Herausforderung nur unternehmensübergreifend entlang der Supply Chain meistern.

In der Anlieferlogistik muss etwa der Aufbringungsort der RFID-Tags am Transportbehälter oder Produkt selbst abgestimmt sein. Er darf beispielsweise nicht hinter metallischen Querverstrebungen im Lkw liegen, damit die Ladung fehlerfrei bei der Einfahrt des Lkw als Wareneingang gebucht werden kann. Das manuelle Abscannen von Barcodes kann damit entfallen. Nicht das einzige Beispiel: Der Verbleib sowie die Optimierung von Liegezeiten teurer Spezialwerkzeuge basieren bei einigen Unternehmen bereits auf RFID. Hier fallen die Kosten für RFID-Tags und Infrastruktur angesichts der Einsparpotenziale wenig ins Gewicht. Für die erfolgreiche Einführung und Nutzung ist eine umfassende Erfahrung mit den vorhandenen Standards, der Technologie sowie den zu unterstützenden Prozessen die Voraussetzung. Aktuell gibt es noch keine RFID-Lösungen „von der Stange“. Die Integration in Backendsysteme bieten Projektlösungen. Innerhalb von Unternehmen und Supply Chains ist daher der einheitliche Einsatz dieser Lösungen notwendig, damit keine inkompatiblen oder nicht kooperierenden Lösungen entstehen. RFID ist also weniger Technologie als Strategie. Der Nutzen ergibt sich aus dem durchdachten Einsatz.

Autoren: Jan Appl und Oliver Kelkar von Mieschke, Hofmann und Partner (mhp)

Sie möchten gerne weiterlesen?