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R3DTs Lösung zur virtuellen Arbeits- und Montageplanung kommt ohne Sticks und Controller aus. (Bild: R3DT)

Produktionsplanung ist ein mühsames, fehleranfälliges Geschäft. Eines für Planer mit gutem Abstraktionsvermögen, denn was die CAD-Software ausspuckt oder manchmal nur per Excel oder gar Bleistift erdacht wird, bildet das Kommende nur grob ab – Überraschungen in der Praxis sind programmiert. Besser läuft es mit Virtual Reality (VR)-Tools, mit denen Industrial Engineers wirklichkeitsnah in die Arbeits- und Montageplanung oder das Layout von ganzen Fabriken eintauchen können. Nur: Mancher schreckt vor der Technik zurück.

Wie es einfacher geht, zeigt das Team der R3DT GmbH um Maschinenbauer Andreas Rüdenauer, Softwareentwickler Julien Kipp und Betriebswirt Achim Schneider, die ihre Firma aus dem Karlsruher Institut für Technology (KIT) heraus mit einem Ziel gegründet haben: „Wir möchten VR-Tools ohne Vorkenntnisse und Schulung nutzbar machen – für Planer, Monteure, Werker, Lieferanten“, erklärt Rüdenauer. Der besondere Dreh: Das Tool lässt sich ohne Controller oder Sticks mit den bloßen Händen bedienen. So greift der Nutzer mir VR-Brille wie gewohnt in eine Gitterbox, die virtuell vor seinen Augen erscheint, ohne mit anderen Hilfsmitteln herumfuchteln zu müssen. Das gesamte Tool ist weitgehend intuitiv bedienbar. „So kann jeder Anwender – ohne Unterstützung von IT-Abteilung oder Software-Entwicklern – selbst, überall und jederzeit binnen weniger Minuten die Hardware wie einen Gaming-Computer starten und auf Knopfdruck automatisiert aus 3D CAD-Daten virtuelle Prototypen generieren“, erläutert Schneider, „Direkt danach kann man mit VR-Brille und den bloßen Händen intuitiv an geplanten Arbeitsplätzen, Fertigungslinien oder Maschinen virtuell arbeiten oder diese im 360-Grad-rundum-Blick präsentieren.“

So werden schnell und überall kritische Design-Reviews und virtuelle Montagen möglich. „Ebenso können Ergonomie-Checks durchgeführt werden, um die physische Belastungssituation am jeweiligen Arbeitsplatz objektiv zu beurteilen“, so Schneider. Effekte: Insgesamt werden die Entwicklungs- und Planungsphasen verkürzt, aufwendige Mockups und echte Prototypen werden teilweise überflüssig. Neuerdings lässt sich das Tool auch kollaborativ einsetzen, was bei global vernetzten Fertigungsstätten Reisekosten spart.

Daimler nutzt das Tool seit 2018 und setzt es mittlerweile an zehn Standorten ein. Gegenüber dem „Cardboard Engineering“, bei dem Fertigungslinien mit Pappkartons simuliert werden, ließe sich ein Drittel der Zeit einsparen, so Rüdenauer. Vor allem aber: „Während die Kartons weggeworfen werden, hat man mit dem VR-Tool bereits in der Planungsphase wertvolle Daten gewonnen, was später wiederum Zeit spart“, sagt der Maschinenbauer, „Uns geht es um die Industrialisierung der Planung.“

Kein Wunder also, dass immer mehr Unternehmen auf VR-Planung setzen und dabei auch auf Lösungen von Siemens Automotive oder „Boxplan“ von Salt and Pepper zurückgreifen können. Ein Trend der sich verstärken wird, ist Rüdenauer überzeugt: „Die Hardware wird mit kompakten und leichten VR-Brillen immer besser, auch die Rechnerleistung stellt kein Problem mehr dar.“

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