
Die mittelständisch geprägte deutsche Automobilzulieferindustrie hat das abgelaufene Geschäftsjahr überwiegend erfolgreich abgeschlossen und geht mit großer Zuversicht in das Jahr 2014. Die Autozulieferunternehmen sehen jedoch in den hohen Energiepreisen derzeit ein eklatantes Wettbewerbsproblem des Standorts Deutschland.
Das ergab eine Befragung des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach unter 129 mittelständischen Automobilzulieferunternehmen mit bis zu 1 000 Mitarbeitern im Dezember 2013, die im Rahmen eines Forschungsprojekts von der Hans-Böckler- Stiftung (HBS) gefördert und von der Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie) unterstützt wird.
Danach schätzen 60 Prozent der Leiter bzw. Führungskräfte der Automobilzulieferer ihre Geschäftsaussichten im Automobilbereich für 2014 mit ,,gut“ oder ,,sehr gut“ ein. Damit liegen die Erwartungen für das neue Jahr sogar noch etwas höher als die Beurteilung der Geschäftslage für das bereits abgelaufene Autojahr 2013, das noch von 57 Prozent als ,,gut“ oder ,,sehr gut“ beurteilt wurde. Dagegen erwarten nur sechs Prozent eine ,,schlechte“ oder ,,sehr schlechte“ Umsatzentwicklung, während 24 Prozent die Aussichten für das neue Jahr immerhin als ,,befriedigend“ .
Die mittelständisch geprägte Automobilzulieferbranche ist mit ihren Kernfunktionen und Stammbelegschaften in Deutschland stark verwurzelt. Doch bereits 37 Prozent der befragten Zulieferer weisen ein signifikantes Auslandsengagement auf. Rund 14 Prozent der befragten Unternehmen haben sogar mehr Mitarbeiter im Ausland als in Deutschland.
Die ,,internationalisierten Automobilzulieferer“ beurteilen die Geschäftsaussichten noch deutlich positiver: 72 Prozent schätzen sie für 2014 mit ,,gut“ oder ,,sehr gut“ ein, während nur 58 Prozent der deutschlandfokussierten ,,Home-Based Player“ dies ähnlich positiv sehen.
,,Aufgrund des stagnierenden europäischen Automobilmarktes und der zunehmend globalisierten Produktionsstrukturen der Hersteller wird ein Auslandsengagement für die mittelständischen Automobilzulieferer immer wichtiger“, so Studienleiter Professor Stefan Bratzel. Als Hauptgründe für bereits bestehende oder potenzielle Auslandsengagements geben die befragten Unternehmen die dortigen Wachstumschancen (73 %) und Kundenwünsche (70 %) an. Kostenaspekte wie niedrigere Personalkosten (43 %) spielen im Vergleich eine deutlich geringere Rolle. Die Zulieferer ziehen vor allem die Regionen Russland (24%), NAFTA (USA, Kanada, Mexico(21%)) und China (19%) für neue Auslandsaktivitäten in Erwägung.
Die im Vergleich zu anderen Ländern stark gestiegenen Energiepreise im Industriebereich werden zu einem zunehmenden Wettbewerbsproblem für die mittelständischen Automobilzulieferer am Standort Deutschland. 63 Prozent der Unternehmen stimmen der Aussage uneingeschränkt zu, dass sich ,,die steigenden Energiepreise in Deutschland zu einem ernstzunehmenden Wettbewerbsproblem entwickelt haben“. Weitere 28 Prozent stimmen der Aussage immerhin noch ,,bedingt“ zu.
Ferner sind die mittelständischen Zulieferer zu über 83 Prozent der Ansicht, dass die deutschen Steuern und Abgaben deutlich gesenkt werden sollten, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen künftig zu sichern (,,stimme zu“: 44 %, ,,stimme bedingt zu“: 39 %). Über drei Viertel der Unternehmen geben außerdem an, dass ,,die hohen Personalkosten es zunehmend erschweren, die Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern“.
Sie möchten gerne weiterlesen?
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos:
Sie sind bereits registriert?
Hier anmeldenAktuelle Beiträge

„Dem Kunden ist es egal, woher die Software stammt“
Seitdem Magnus Östberg letzten September die Rolle als Chief Software Officer bei Mercedes-Benz eingenommen hat, wurden viele Weichen für die Zukunft gestellt: Das softwaredefinierte Fahrzeug soll in den Mittelpunkt des Handelns gestellt werden.Weiterlesen...

„Die Konsolidierung wird weiter voranschreiten“
Für Autoexperte Stefan Bratzel ist klar: Die Transformation der Autoindustrie wird zu einigen unschönen Verwerfungen führen. Autobauer müssten daher bei Software oder Elektromobilität Fahrt aufnehmen, um die eigene Zukunftsfähigkeit zu garantieren.Weiterlesen...

„Security wird zu oft als Verhinderer gesehen"
Die Digitalisierung im Eiltempo hat ihre Tücken: Sie entwickelt sich meist schneller, als Security-Konzepte mithalten können. ISG-Experte Roger Albrecht erklärt, wie Firmen auf diese komplexen Anforderungen reagieren können.Weiterlesen...

„Lidar wird in der Zukunft nur noch eine Nische darstellen“
Einst ging Tesla mit seinem Lidar-Verzicht beim autonomen Fahren einen Sonderweg. Durch die neuen Möglichkeiten eines 4D Imaging Radar könnte die Strategie jedoch bald Nachahmer finden, erläutert Matthias Feulner, ADAS-Experte von NXP.Weiterlesen...

„Es wird keine Trennung zwischen IT und OT mehr geben"
Der Amtsantritt von Hanna Hennig als IT-Chefin von Siemens war turbulent: Es galt, die Folgen der Coronapandemie zu managen sowie neue Cloud- und Security-Konzepte auf den Weg zu bringen. automotiveIT gewährt sie einen Einblick in ihre Agenda.Weiterlesen...
Diskutieren Sie mit