Der Bitkom wird nicht müde, deutsche Unternehmen zu mahnen, digital einen Zahn zuzulegen. Viele Firmen sehen laut einer Umfrage des Branchenverbandes durch die Digitalisierung ihre Existenz gefährdet. Bessere Entscheidungsstrategien täten Not, um es nicht zum Äußersten kommen zu lassen: „In vielen Fällen fehlt es an Methodik und Lösungen für schnellere, faktenbasierte Entscheidungen“, so die Klage des Verbandes, der dazu rät, „mit den richtigen Technologien datenbasiert schneller“ zu agieren.
Gerade in der Automotive-Branche böten sich dafür beste Voraussetzungen, weil hier wie in kaum einem anderen Industriezweig wertvolle Daten gewonnen würden, findet James Hodge, Chief Technical Advisor EMEA beim Big-Data-Spezialist Splunk. Jedoch: „Diese werden derzeit kaum dazu genutzt, den Geschäftserfolg zu steigern“, bedauert er, „Wenn die Industrie auch nur einen Bruchteil mehr Daten in ihren Entscheidungsprozess einbringen könnte, würde sie die Vorteile in Form von höherer Produktionseffizienz, mehr Einblick in die Leistungsfähigkeit der Fahrzeuge und besserer Kundenerfahrung ernten.“ Das deckt sich mit der Erfahrung von Markus Uellendahl, Senior Partner bei Porsche Consulting: „Tatsächlich nutzen Automobilhersteller aber auch Zulieferer und andere Beteiligte am Ökosystem Mobilität heute nur einen Bruchteil des technisch Möglichen.“
Was umso wichtiger angesichts des Wandels der Autoindustrie hin zum Car-as-a-Service-Modell sei: „Dieser Wechsel hat dazu geführt, dass sich Hersteller umstellen müssen: Nun sind Daten die Basis von allem, was sie tun“, sagt Hodge, „Autos emittieren einen enormen digitalen Ausstoß, dessen Nutzung eine Herausforderung sein kann, der aber auch einzigartige Einblicke in das Car-as-a-Service-Konzept bietet.“
Zumal, wenn man Dark Data nutzbar macht. Hodge: „Sobald man beginnt, dieses Datenmaterial zu beleuchten, kommt man von bauchgetriebenen Entscheidungen ab und nutzt Daten als Basis jeder Frage, Entscheidung und Handlung.“ Was der Realität unter hiesigen Firmendächern noch etwas zuwider läuft.
In einer Studie hat sich Splunk näher angeschaut, wie C-Level-Führungskräfte aus Deutschland, Frankreich und UK ihre Entscheidungen treffen. Überraschung: Deutsche Führungskräfte sind unerwartet entscheidungsfreudig. Sie benötigen durchschnittlich acht Stunden (in Großbritannien sind es zwölf), um wichtige Weichen zu stellen, wobei 22 kritische Entscheidungen pro Woche getroffen werden. Zögern und zaudern? Eher nicht. Nur: Wie es scheint, wird meist nicht sonderlich fundiert agiert, sondern aus dem Bauch heraus. Das muss kein Fehler sein. Geht aber besser, wenn man weiß, wie man den in jedem Unternehmen schlummernden Datenschatz nutzt. Wobei wohl keine Berührungsängste zu bestehen scheinen: „Das Vertrauen Deutscher Führungskräfte in Daten ist hoch, doch werden sie trotzdem nur in 40 Prozent aller Entscheidungen als Grundlage genutzt. Die meisten Entscheidungen treffen die befragten Führungskräfte aus dem Bauch heraus“, so Hodge. Warum? „Daten sind häufig nicht zugänglich, wenn es darum geht, geschäftskritische Entscheidungen zu treffen“, erklärt Hodge. Der Bauch meldet sich schneller als der Data Analyst: „Die Technologie ist nicht das Problem – die größte Hürde für die Einführung von digitalen Systemen zur Entscheidungsfindung besteht in der Regel darin, die notwendigen Daten zu beschaffen“, analysiert auch Uellendahl.