Aus dem Keller in den Vorstand: Die Rolle des Chief Information Officers hat in den vergangenen zehn Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Während die IT zunächst als Kostenfaktor galt, mausert sie sich anlässlich des digitalen Wandels kontinuierlich zu einem der wichtigsten Wertschöpfungshebel in der Automobilindustrie. Auch automotiveIT-Chefredakteur Pascal Nagel sieht den CIO inzwischen im „Beifahrersitz des Business“ und erklärt in einer Ausgabe des Podcast-Formats „Was mich bewegt“: „Mittlerweile geht es darum mit der IT dafür zu sorgen, dass Unternehmen nicht nur funktionieren, sondern besser werden“. Eindeutig vorbei sind somit die Zeiten in denen ITler nur dann im Mittelpunkt standen, wenn sie als technischer Support Systemfehler beheben sollten.
Am deutlichsten erkennen lässt sich die zunehmende Bedeutung des CIO am Beispiel von Hauke Stars: Im Februar 2022 wurde Stars zur IT-Vorständin des Volkswagen-Konzern berufen und galt damit als Zäsur in der deutschen Automobilindustrie. Die Expertin betont jedoch selbst auch die zusätzliche Verantwortung, die mit der gestiegenen Aufmerksamkeit für die IT-Abteilungen der Branche einhergeht: „Natürlich ist die Anerkennung schön, die wir erhalten. Wir spüren, dass IT eine wichtigere Rolle hat als früher. Aber die Erwartungen an Geschwindigkeit, Bereitstellung neuer Lösungen und Kundennähe sind definitiv ebenfalls größer geworden."
Wer die IT-Experten sind, die sich dieser Herausforderung stellen und mit welchem strategischen Ansatz sie vorgehen, erfahren Sie in unserem großen Überblick der Automobil-CIOs.
Die CIOs der Autobranche:
- Hauke Stars - Volkswagen
- Jan Brecht - Nissan
- Katrin Lehmann - Mercedes
- Alexander Buresch - BMW
- Mattias Ulbrich - Porsche
- Frank Loydl - Audi
- Alexander Eisl - Skoda
- André Wehner - MAN
- Martin Hofmann - Volta Trucks
- Marcus Claesson - Daimler Truck
- Christian Eigler - Continental
- Thorsten Pache - Continental Automotive
- Thomas Buck - Vitesco
- Marc Votteler - Schaeffler
- Felix Willing - Hella
- Markus Bentele - Mahle
- Jürgen Sturm - ZF
- Falko Morlock - Dürr
- Alec Joannou - ABB
- Michael Hilzinger - Knorr-Bremse
- Christian Ley - Brose Group
Die CIOs der Automobilhersteller
Hauke Stars - Volkswagen
Hauke Stars startete ihre berufliche Laufbahn Anfang der 90er Jahre im IT-Bereich von Bertelsmann. 1998 wechselte sie zum IT-Dienstleister Triaton, wo sie für die Softwareentwicklung und ab 2000 als Mitglied der Geschäftsführung für Vertrieb und Marketing verantwortlich war. Nach Übernahme durch Hewlett-Packard verantwortete sie das IT-Service-Geschäft von HP in den Niederlanden, bis sie 2007 Geschäftsführerin für die Schweizer Landesorganisation wurde. Von 2012 bis 2020 war Stars Mitglied des Vorstands beim DAX-Konzern Deutsche Börse AG, wo sie für IT, Kapitalmarktgeschäft und Personal zuständig war. Darüber hinaus ist sie seit 2009 als Aufsichtsrätin aktiv. Seit Februar 2022 verantwortet Hauke Stars als IT-Vorständin der Volkswagen AG den Geschäftsbereich IT und Digitalisierung. Ihre Position beinhaltet damit den Posten als Volkswagen-CIO, geht aber auch darüber hinaus. Nach zahlreichen Gesprächen mit verschiedenen Verantwortlichen der Marken sowie Regionen des Automobilherstellers erklärte die IT-Expertin im Interview mit automotiveIT die Transformation hin zur software- und datenbasierten Mobilität zur größten Hürde des OEMs. Für mehr Geschwindigkeit und effizientere Synergien in diesem Prozess setzt Stars auf eine New-IT-Strategie, die in erster Linie mehr Flexibilität, klar definierte Produktteams und eine in der Cloud verankerte Plattformstrategie beinhaltet.
Jan Brecht - Nissan
Jan Brecht begann 1997 seine Karriere bei der damaligen Daimler-Benz AG. Ab 2000 hatte er dort verschiedene Positionen im IT-Management der Bereiche Vertrieb, Finanzdienstleistungen, Produktion und Entwicklung inne. Unter anderem leitete er das IT-Management für die Produktionsstandorte der Mercedes Car Group in den USA, China, Brasilien und Südamerika und war CIO für Mercedes-Benz Sales und Daimler Financial Services in Nord- und Südamerika.
Seit Ende 2015 war Brecht Chief Information Officer bei Mercedes und verantwortete in dieser Funktion die globale IT für alle Geschäftsbereiche, Marken und Märkte. Wie viele andere IT-Verantwortliche ist auch er Fan vom agilen und flexiblen Arbeiten für mehr Geschwindigkeit und betont in einem internen Interview des Herstellers: „Geschwindigkeit ist die größte Herausforderung und gleichzeitig elementar, um im Wettbewerb vorne zu bleiben". Zum 30.04.2024 verließ Jan Brecht Mercedes auf eigenen Wunsch verlassen, um eine neue, externe Herausforderung anzunehmen. Mittlerweile ist bekannt, dass Brecht am dem 01. Juli 2024 die Rolle als als CIO und Digitalchef bei Nissan einnehmen wird. „Diese Gelegenheit stellt ein neues Kapitel in meiner Karriere dar und ich möchte alles daran setzen, zur klaren Vision und der nachgewiesenen Erfolgsbilanz beizutragen, für die Nissan bekannt ist“, kommentierte Brecht seinen Jobwechsel bei LinkedIn.
Katrin Lehmann - Mercedes-Benz
Brechts Nachfolge bei Mercedes tritt Katrin Lehmann, zuvor Vice President IT Sales/Marketing, an. Lehmann absolvierte einen Master of Business Administration an der Mannheim Business School und begann ihre Laufbahn im Jahr 2001 bei SAP. Dort durchlief sie seit 2004 verschiedene Management-Positionen in der Beratung sowie im Solution- und Business Development. 2017 übernahm sie die Rolle des Global Chief Data Officer bei SAP, bevor sie zur Senior VP S/4 HANA Cloud Data Development ernannt wurde und im Anschluss zwischen 2020 und 2023 als Senior VP Customer Innovation & Maintenance Product Engineering bei SAP agierte.
Zum 01.05.2023 stieg Lehmann bei Mercedes-Benz ein und verantwortet seitdem global die IT für Marketing und Sales und damit die Digitalisierung sämtlicher Vertriebsprozesse inklusive der IT-basierten Marketing-, Sales- und Aftersales-Aktivitäten. Mit ihrer Begeisterung für Softwareentwicklung und Innovation soll sie zukünftig die globale IT-Organisation steuern und die digitale Transformation von Mercedes weiter vorantreiben.
Alexander Buresch - BMW
Alexander Buresch ist Jahrgang 1967, kam im Jahr 1998 zur BMW Group und leitete – nach Stationen bei der BMW Bank und BMW Financial Services – die globalen Finanzsysteme sowie die IT-Strategie und Governance-Funktion des Autobauers. Ab 2011 verantwortete er den Bereich Strategie und Joint Ventures Region China. Seit dem 1. Januar 2020 ist Alexander Buresch CIO und Senior Vice President der BMW Group-IT. Damit folgt er auf Klaus Straub, der den Automobilhersteller zuvor überraschend verließ.
Wie viele andere Akteure der Automobilbranche stellt auch die BMW-IT derzeit mögliche Use Cases für KI auf den Prüfstand. „Ich bin überzeugt, dass in fünf Jahren jeder Prozess in der Wertschöpfung der BMW Group durch Künstliche Intelligenz unterstützt wird“, ist sich Buresch auf dem IT-Innovation Summit in München sicher. Zudem berichtet der CIO im Interview mit automotiveIT, dass man das Thema Kerneigenleistung in der Softwareentwicklung beim Münchener OEM sehr ernst nehme und zudem großes Potenzial in der Nutzung von Open-Source-Lösungen für bestimmten Anwendungsfällen sehe.
Alexander Eisl - Skoda
Alexander Eisl begann seine berufliche Laufbahn bei Siemens im Bereich Program- and Systems Engineering, bevor er die Leitung des Bereichs Corporate Applications, Infrastructure & Security Services übernahm. Anschließend wechselte er zu PwC, wo er unter anderem Plattformen im Bereich Data & Analytics aufbaute. Seit 2016 arbeitet Eisl in verschiedenen leitenden Positionen für den Volkswagen Konzern. Vor seinem Wechsel zu Škoda war er als Senior Vice President Information bei MAN tätig.
Im Oktober wurde Alexander Eisl zum IT-Leiter beim tschechischen Autohersteller ernannt. Derzeit verantwortet der Fachmann unter anderem ein umfassendes Digitalisierungsprojekt zum Umbau der Werkslogistik am Standort Vrchlabí. „Die Plattform SAP S/4 HANA eignet sich hervorragend als Ersatz für die historisch gewachsenen Systeme in unserer Logistik. Wir verfügen damit über eine zukunftsorientierte, stabile und umfassende Grundlage, um unsere Digitalisierungsstrategie darauf aufzubauen und zu stärken", erklärt Eisl zum Einsatz einer neuen, standardisierten SAP-Lösung.
Frank Loydl - Audi
1990 begann Frank Loydl seine berufliche Karriere beim amerikanischen IT-Dienstleister Electronic Data Systems. 2004 wechselte er zur britischen IT-Beratung Logica CMG. Nach einer Station bei EMC Corporation, einem US-amerikanischen Hersteller von Hard- und Software, leitete Loydl ab 2009 bei T-Systems das Delivery Management für dessen Kunden Volkswagen. Diese Aufgabe übernahm Loydl 2013 schließlich direkt für den Wolfsburger Automobilkonzern. Zugleich leitete er zwei Jahre lang die IT-Steuerung des Unternehmens. Ab 2016 verantwortete er im Konzern die Softwareentwicklung. Während seiner Zeit in der Group-IT von Volkswagen etablierte Loydl neben agilen Arbeitsweisen ein werteorientiertes Führungsmodell und begleitete den internen Veränderungsprozess zu einem agilen Unternehmen.
Seit Februar 2018 ist Frank Loydl CIO bei Audi. Im Rahmen der NEXT:IT-Strategie von Audi hat Loydl seither an der Implementierung agiler Arbeitsweisen sowie der Modernisierung und Harmonisierung der globalen IT-Landschaft des OEMs gearbeitet. Hierbei steht dem CIO zufolge vor allem die Ausrichtung nach Technologien anstatt nach einzelnen Geschäftsbereichen im Fokus. Auf dem automotiveIT-Kongress 2019 erklärte Loydl außerdem, dass ein partizipatives Element zentral für seine Vorstellung einer starken IT sei; „Wir haben ganz klar gesagt: Jeder aus der IT, der Lust hat, kann sich beteiligen“.
Mattias Ulbrich - Porsche
Nach dem Studium begann Mattias Ulbrich seine Karriere 1993 im Vertrieb des US-amerikanischen IT-Unternehmens Hewlett Packard. 1998 wechselte er zu Audi und war bis 2003 am Standort Neckarsulm tätig. Dort leitete der Diplom-Ingenieur zuletzt die Abteilung Informationssysteme Produktherstellung. Anschließend verantwortete Ulbrich als CIO bei SEAT in Barcelona für drei Jahre den Bereich Organisation und Systeme. Von 2006 bis 2012 arbeitete Ulbrich in leitenden Funktionen für die Volkswagen-IT in Wolfsburg, wo er zuletzt die Abteilung ITP Kundenauftragsprozess steuerte. Ab 2012 war Ulbrich sechs Jahre lang CIO bei Audi in Ingolstadt.
Seit 2018 verantwortet Mattias Ulbrich die Position des CIO bei Porsche. „Wir arbeiten mit einer klaren Aufgabenteilung. Die Porsche-IT kümmert sich um die Geschäftsprozesse, die technische Entwicklung deckt die komplette Fahrzeugvernetzung ab und Porsche Digital hat alle kundenrelevanten Themen auf dem Schirm", differenzierte der IT-Chef im Interview mit automotiveIT. Ziel des 2016 gegründeten Tochterunternehmens Porsche Digital ist es, neue digitale Geschäftsmodelle zu finden und zu skalieren sowie bestehende Produkte zu optimieren. Gemeinsam mit ihr strebt der OEM seit der Einführung der sechsten Generation des Porsche Communication Management (PCM) im Jahr 2021 mehr Agilität in Verbindung mit kleineren Entwicklungsschritten an.
Die CIOs der Nutzfahrzeughersteller
André Wehner - MAN
André Wehner startete seine Karriere 1993 bei der französischen Telekommunikationsmarke Alcatel. Nach rund zehn Jahren wechselte er als CIO zu Kabel Deutschland. Seine Laufbahn in der Automobilindustrie begann er als Head of IT Support Processes bei Audi bevor er die Aufgabe des Head of Group HR IT bei VW übernahm. Vor seiner Tätigkeit bei der MAN Truck & Bus SE war er bei Skoda zunächst als Chief Information Officer verantwortlich für die IT. Ab 2015 leitete Wehner den Bereich Corporate Development und verantwortete die Unternehmensstrategie sowie den Digitalisierungsbereich beim tschechischen Automobilhersteller.
Seit Juni 2021 ist André Wehner CIO bei der MAN Truck & Bus SE in München, wo er auf Stephan Fingerling folgte, der als Geschäftsführer zu Volkswagen Group IT Services wechselte. Im Fokus der Überlegungen beim Nutzfahrzeughersteller stehen dem CIO zufolge aktuell mögliche Einsatzbereiche und Use Cases des autonomen Fahrens. Mit dem Durchbruch von autonomen Fahrfunktionen auf SAE-Level-4 rechnet Wehner in der zweiten Hälfte der aktuellen Dekade, so der CIO auf dem automotiveIT Kongress 2023. Zudem betont der IT-Experte, dass die MAN-IT an ihrem Mehrwert für für das Unternehmen und den Kunden gemessen werden will. Entsprechend sei der Bereich Value-to-Market eine weitere zentrale Säule der eigenen IT-Strategie.
Martin Hofmann - Volta Trucks
Martin Hofmann stieg nach Abschluss seiner Promotion im Jahr 1995 beim amerikanischen IT-Unternehmen Electronic Data Systems (EDS) in Dallas ein und baute den Bereich Internet Supply Chain auf. Im Jahr 2001 wechselte er zur Volkswagen AG in die Konzernbeschaffung und entwickelte die internetbasierte Supply-Chain-Platform des Volkswagen Konzerns. Von 2011 bis 2020 übernahm er die Position des Group CIO und Generalbevollmächtigten bei der Volkswagen AG. Im Jahr 2020 wechselte er zu Salesforce als Senior Vice President.
Im Mai 2023 folgte Hofmann dem Ruf von Volta Trucks als Chief Technology und Information Officer in deren Executive Team. Dort fährt er eine ausnahmslos kundenorientierte IT-Strategie. „Um spezifischen Kundenanforderungen gerecht zu werden, setzen sich unsere Entwickler, Produktmanager, Vertriebler und die IT von Anfang an mit dem Kunden zusammen und entwickeln gemeinsam die entsprechende Funktionalität. Das bietet die Chance, dass auch die Ingenieure und Elektronikentwickler von Beginn an verstehen, was der Kunde möchte und welche Konsequenz das für die Fahrzeugarchitektur hat", erklärt der ehemalige IT-Chef von Volkswagen im Live-Talk auf dem automotiveIT car.summit. Außerdem spricht sich Hofmann für Partnerschaften in der Automobilindustrie aus, da diese für zusätzlich Kompetenz, Innovation und Geschwindigkeit sorgen würden.
Marcus Claesson - Daimler Truck
Marcus Claesson begann seine Karriere bei der AGA Gas AB in Schweden als IT Operations Manager. Nach einem Merger mit der Linde AG war er dort über sieben Jahre in verschiedenen Führungspositionen mit globaler Verantwortung tätig. Im Jahr 2007 wechselte der studierte Informatiker zu AB Electrolux, wo er 2010 zum Group CIO und CEO von Electrolux IT Solutions AB ernannt wurde.
2017 wechselte Marcus Claesson zur damaligen Daimler AG, wurde CIO für die Nutzfahrzeugsparte und ist seit der Ausgliederung Chief Information Officer der Daimler Truck AG. Die Abspaltung des Nutzfahrzeuge-Herstellers vom Mutterkonzern betrachtet der IT-Experte in erster Linie als eine Chance für neues Denken. „Jeder, der schon ein paar Tage in der IT-Branche unterwegs ist, weiß, dass IT-Abteilungen seit jeher ihre Agenda aus der Unternehmensstrategie abgeleitet haben. Ich habe diese Logik auf den Kopf gestellt und dem Vorstand die erfolgreichsten Unternehmen der Welt vor Augen geführt, die allesamt digital native sind und Technologie nutzen, um ihr Geschäftsmodell voranzutreiben", erklärt Claesson.
Die CIOs der Automobilzulieferer
Christian Eigler - Continental
Christian Eigler ist seit dem 1. Januar 2016 als CIO von Continental tätig. Zuvor war er vier Jahre lang als IT-Chef der Continental Automotive eingesetzt und leitete die entsprechenden IT-Standorte und -Center. Von 2005 bis 2010 hatte er mehrere Managementpositionen innerhalb der Automotive IT-Organisation von Continental inne. Im Kontext des Mergers mit Siemens VDO war Eigler in diesem Zeitraum zudem für die Integration der betroffenen IT-Systeme verantwortlich.
Gemäß den Anforderungen seiner Kunden steckt der Automobilzulieferer derzeit viele Ressourcen in die Entwicklung von Technologie-Lösungen, die das Software-Defined Car prägen sollen. Eine große Chance sehe Continental in der zunehmenden Bedeutung von Cloud und IoT. Diese würden nicht nur neue Usererfahrungen, sondern könnten die Weiterentwicklung der Mobilität ermöglichen, wie Gilles Mabire, CTO Automotive auf der Continental TechShow im Sommer 2023 erläuterte. Durch die Vernetzung verschiedener Verkehrsmittel würde die Vision einer personalisierten und multimodalen Mobilitätserfahrung realisierbar werden. Zudem gab Conti kurze Zeit später eine Kooperation mit Amazon Web Services bekannt, die den Zulieferer bei der Softwareentwicklung unterstützen soll.
Thorsten Pache - Continental Automotive
Im Januar 2020 übernahm Thorsten Pache die IT-Verantwortung für Continentals Automotive-Sparte. In den vergangenen 16 Jahren hatte Pache zahlreiche Positionen beim Zulieferer mit Sitz in Hannover inne – darunter IT Executive sowie Regional Information Officer Europe and South America. Vor der Zeit bei Continental übernahm Pache unterschiedliche Aufgaben bei Industrieunternehmen Mannesmann (1996-2001) und Siemens (2001-2007).
Aktuell steht besonders die Automotive-Sparte des Zulieferers massiv unter Druck, nicht zuletzt wegen der angekündigten Stellenstreichungen. Dennoch bleibt Pache motiviert und kann im exklusiven Interview mit der automotiveIT vom jüngsten Erfolg seiner Division berichten: Zu Beginn des Jahres konnten der CIO und sein Team das intern sogenannte Spirit-Projekt abschließen. Dabei handelt es sich um ein großangelegtes SAP-Konsolidierungs- und Standardisierungsprogramm. „Standardisierung war in der Vergangenheit ein Kernthema der IT und wird es auch in Zukunft sein“, so Pache. „Ich bin sehr stolz darauf, dass wir dieses Projekt trotz der großen Herausforderungen der vergangenen Jahre konsequent durchgezogen haben. Und das ist für mich entscheidend.“
Thomas Buck - Vitesco
Thomas Buck startete seine Berufslaufbahn 1998 als technischer Leiter eines mittelständischen IT-Dienstleisters. Zwischen 2001 und 2007 hatte er verschiedene Funktionen bei Siemens VDO in Regensburg inne und war dort unter anderem für die Einführung eines globalen Dokumentenmanagementsystems verantwortlich. Im Anschluss begann er seine Karriere bei Continental - zunächst als Leiter Engineering Data Management (2007-2011) und Abteilungsleiter der Unternehmensinfrastruktur im Bereich Corporate IT (2011-2016). Seit 2016 ist Buck als IT-Verantwortlicher beim Automobilzulieferer tätig. Von 2016 bis 2018 betreute er als CIO von Continental Automotive die Entwicklung der Continental.Cloud und des Continental.Datalake, bevor er ab 2019 die IT bei Continental Powertrain verantwortete.
Als CIO von Vitesco Technologies begleitete Thomas Buck die Abspaltung der Antriebssparte vom Mutterkonzern. Den Backbone der Tochtergesellschaft beschreibt der Chief Information Officer mit den Worten plattformorientiert, cloud-prefered, security-embedded und hyper-automated. Das nötige Budget für IT-Projekte bei Vitesco habe ihm auch in Krisenzeiten nie gefehlt. "Eine Investition in die IT kann zu deutlichen Effizienzsteigerungen im ganzen Unternehmen führen, das sieht auch unser Executive Board so. Es ist ganz einfach: Je mehr Sie sparen müssen, desto mehr IT ist oft gefragt. Sei es in Sachen Automatisierung oder Data Analytics, in finanziell anspruchsvollen Zeiten kommt der IT eine entscheidende Rolle zu", betont der Diplom-Ingenieur.
Marc Votteler - Schaeffler
Marc Votteler begann 1991 mit einer Ausbildung zum Kommunikationselektroniker in der Fachrichtung Informationstechnik bei Siemens. Nach der Ausbildung war er als Service-Techniker im Bereich Automatisierung tätig und arbeitete im Anschluss als Java-Entwickler. 2002 übernahm Votteler die Teamleitung des Entwicklerteams und 2006 die Abteilungsleitung eines Bereichs mit Fokus IT-Überwachung. Ab 2011 stellte er bei Atos die IT-Organisation für Managed Services in Deutschland, Rumänien und Indien neu auf. Der Wechsel zu Schaeffler erfolgte 2015. In seiner Rolle als Leiter Global Technology Services verantwortete er fortan die globale IT-Infrastruktur der Schaeffler-Gruppe mit allen Services und Plattformen und gestaltete diese maßgeblich mit.
Seit 2021 ist Marc Votteler CIO der Schaeffler-Gruppe und Leiter des Bereichs IT & Digitalization. Mit seiner derzeitigen digitalen Agenda nimmt der Zulieferer die Optimierung der eigenen Wertschöpfungskette und digitale Lösungen für Kunden in den Fokus. Als IT-Verantwortlicher sieht Votteler die Digitalisierung als Technologie-Ozean, in dem es gilt, die perfekte Welle zu erwischen. Was die Trendwelle der generative KI angeht, sieht er bereits jetzt ein großes Veränderungspotenzial. „Noch können wir nicht exakt definieren, wo und wie genau der größte Hebel bei uns ansetzt. Daher versuchen wir einen möglichst niederschwelligen Zugang zu Technologien zu schaffen, also sie für möglichst viele Bereiche in unserem Haus zugänglich zu machen", erklärt der Software-Experte im Interview mit Redakteur Götz Fuchslocher.
Felix Willing - Hella
Felix Willing verfügt über siebzehn Jahre Erfahrung im Bereich Information Management. Zuletzt war er als CIO beim Windturbinenbauer Nordex Acciona Windpower AG in Hamburg beschäftigt. Im Januar 2018 hat Willing die Leitung des Bereichs Information Management bei Automobilzulieferer Hella im nordrhein-westfälischen Lippstadt übernommen. In dieser Position fungiert er zugleich als CIO für den globalen Hella-Konzern und berichtet an Bernard Schäferbarthold, Vorsitzender Hella-Geschäftsführung und derzeit in Personalunion Geschäftsführer für Finance, Controlling und Information Technology.
Trotz seiner großen Verantwortung als IT-Chef fürchtet Willing keine Krisen und fokussiert sich auf das Potenzial im anhaltenden Branchenwandel. „Ganz gleich, ob Pandemie oder interne Strukturveränderung, all diese Herausforderungen und Möglichkeiten müssen erfolgreich gesteuert werden. Wichtig ist dabei, die Veränderung als Chance zu begreifen, die uns und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch neue Möglichkeiten eröffnet", erläutert Willing im Strategiegespräch mit automotiveIT . Um den Wandel nicht zu verschlafen, will der Zulieferer durch regelmäßiges Trendscouting die derzeitigen Entwicklungen im Auge behalten. In dessen Rahmen hält ein spezielles Team Ausschau nach Tech-Trends, die für Hella einen Mehrwert bedeuten könnten und bietet für passende Themen entsprechende Workshops zur Qualifizierung der Mitarbeiter- und Führungsebene an.
Markus Bentele - Mahle
Markus Bentele blickt auf über 30 Jahre Erfahrung in verschiedenen führenden und leitenden Funktionen zurück. Vor seiner Zeit bei Mahle leitete er als Corporate CIO und Corporate Knowledge Officer über zehn Jahre die IT bei Rheinmetall. Weitere berufliche Stationen waren Change Manager, Organisationsentwickler sowie kaufmännischer Leiter in den Bereichen IT, Personal, Einkauf, Qualitätsmanagement. Im Vorfeld seiner industriellen Laufbahn war Bentele zwölf Jahre in internationalen, militärischen und politischen Verwendungen als Offizier in der Bundeswehr und als Mitglied des deutschen Nationalteams im Biathlon aktiv.
Seit dem Januar 2017 verantwortet Markus Bentele als Vice President Information Technology und Group CIO die IT bei Zulieferer Mahle. Darüber hinaus ist er verantwortlich für das Enablement der Digitalisierung im Unternehmen und die Unterstützung von neuen Geschäftsmodellen. Nachdem er in den letzten sechs Jahren an einer globalen IT-Organisation gearbeitet hat, will Bentele in einer zweiten Phase der IT-Transformation über sechs strategische Kernfelder die Qualität der Daten- und Prozesskonsistenz sowie der Daten-Ownership sicherstellen. Auf dem Weg dorthin setzt der Zulieferer auf Greenfield und versucht nicht wie andere Wettbewerber, alte Anlagen zu modernisieren. „Müll in digitaler Form ist digitalisierter Müll. Es braucht also die Veränderung und das ist oft ein neuer Weg – also Greenfield“, begründet der Manager diese Entscheidung in einem Gespräch über Mahles aktuelle IT-Strategie.
Jürgen Sturm - ZF
Jürgen Sturm war vor seinem Wechsel zu ZF bereits 16 Jahre als CIO in der Consumer-Industrie tätig, wo er die digitale Transformation bei BSH Bosch, Siemens Hausgeräte (2003-2014) und vorher bei Grundig (1999-2003) verantwortete. Er begann seine Karriere 1995 bei Daimler als Leiter Business Process Reengineering und wurde dort zum Bereichsleiter Global Supply Chain Management der Daimler-Tochter TEMIC Semiconductors berufen. Er ist aktives Mitglied verschiedener Expertengremien, CIO- und IT-Anwender-Netzwerke.
Seit 2015 leitet Sturm nun als Group CIO und Senior Vice President die Corporate IT der ZF Group. Und das mit einem klaren Ziel: „Der Umgang mit Daten muss zu einer Kernkompetenz in allen Businessfunktionen werden“, erklärt der Tech-Experte. Der dafür notwendige Dreiklang bestünde aus einem großen Transformationsvorhaben von Datenplattformen, entsprechender Brückentechnologie und der Entwicklung von integrierten Datenketten über die Unternehmensgrenzen hinaus. Letztere werden vor allem von der Cloud-Initiative Catena-X vorangetrieben, die ZF zu ihren Gründungsmitgliedern und Sturm zu ihrem Vorstand zählt. „Ich bin begeistert, wie die Initiative Fahrt aufgenommen hat. Mittlerweile sind über 70 Unternehmen nicht nur aus der Automotive Branche dem Verein beigetreten und im Konsortium arbeiten gut 850 Mitarbeiter in einem agilen Softwareentwicklungsansatz an unternehmensübergreifenden Anwendungen", berichtet der CIO im Interview mit automotiveIT.
Falko Morlock - Dürr
Falko Morlock bekleidet seit September 2023 die Position des Chief Information Officer bei Maschinen- und Anlagenbauer Dürr. Hier übernahm er bereits zuvor über sieben Jahre lang die Funktion des Director Information Technology und wurde später zum Managing Director der Dürr Group Services. Vor seiner Karriere bei dem Automobilzulieferer war Morlock lange Zeit für den auf die holzverarbeitende Industrie spezialisierten Maschinenbauer Homag tätig.
Einige Monate vor Amtsantritt des neuen IT-Chefs hatte der zum Dürr-Konzern gehörende Maschinenbauer Schenck RoTec hat sein Werk am indischen Standort Noida nahe Delhi erweitert. In einem neuen Gebäudekomplex sind ein Produktionsbereich zur Ausweitung des Schenck-Auswuchttechnikgeschäfts sowie Büros zur Verstärkung der globalen IT-Kapazitäten entstanden. Das Investitionsvolumen hierfür betrug laut Unternehmen rund 5,5 Millionen Euro. Im Software-Entwicklungszentrum im indischen Noida waren zuvor etwa 225 Mitarbeitende beschäftigt, durch die Erweiterung habe man weitere Arbeitsplätze für zusätzliche IT-Fachkräfte geschaffen.
Alec Joannou - ABB
Alec Joannou leitet die IT von Energie- und Automatisierungskonzern ABB seit November 2018. Zuvor war er rund 6 Jahre CIO und danach einige Monate CDO beim südafrikanischen Chemie-Konzern Sasol. Joannou schloss 1990 sein Informatik-Studium an der University of the Witwatersrand in Johannesburg ab. Seine berufliche Karriere begann er im Anschluss als SAP-Spezialist beim Dienstleister PwC.
„Da die IT ein Teil der DNA aller Unternehmen geworden ist und den Kern des Geschäfts bildet - insbesondere im Zeitalter der Digitalisierung und Automatisierung - ist die IT der Schlüssel für alle Funktionen und Organisationen eines Unternehmens." erklärt der IT-Verantwortliche in einem Interview. "Die Verantwortung des CIOs wird dadurch erweitert, dass er zum Sponsor aller großen Transformationsprogramme wird, die IT als Enabler benötigen." Medienberichten zufolge war ABB zuletzt damit beschäftigt mithilfe von Telekommunikationsunternehmen BT seine Netzwerkinfrastruktur zu modernisieren. Zudem unterstütze BT die Cloud-First-Ambitionen des Zulieferers mit einer mehrschichtigen, umfassenden Cyber-Security-Umgebung.
Michael Hilzinger - Knorr-Bremse
Michael Hilzinger hat die Position als Chief Information Office bei Knorr-Bremse seit Juli 2019 inne. Nach seinem Studium an der Universität Heidelberg, das er als diplomierter Volkswirt abschloss, begann er seine Karriere mit verschiedenen Rollen bei SAP und einer kurzen Beschäftigung im Daimler-Konzern als Manager im Bereich Customer Connect. Als CIO bei Klöckner, sowie als Geschäftsführer bei kloeckner.i und in weiteren Positionen bei ThyssenKrupp Elevator oder Roland Berger konnte er umfangreiche internationale Erfahrungen sammeln.
Eigenen Aussagen zufolge liegen die wichtigsten Prioritäten seiner derzeitigen Rolle als CIO von Knorr-Bremse für Hilzinger in den Bereichen Digitalisierung, datengetriebene Geschäftsmodelle, Cloud und S/4 HANA Transformation. Aktuell habe habe das Unternehmen seinen Blick stärker auf den internen Wertschöpfungsprozess gerichtet. „Die IT erfüllt hier einerseits eine beratende Rolle, etwa bei der Frage, wie genau die Prozesse in einer Software abgebildet werden können. Das erfordert einen intensiven Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen, die die Geschäftsprozesse aus ihrer täglichen Arbeit heraus genau kennen", erläutert der IT-Chef. Eine entsprechende IT-Strategie unter dem Motto "Enable the business" baue in erster Linie auf Governance, technische Plattformen, entsprechende Geschäftsanwendungen sowie Data & Integration Management.
Christian Ley - Brose Group
Christian Ley leitet den Bereich Informationssysteme der Brose-Gruppe. In dieser Funktion verantwortet er seit 2006 den weltweiten Betrieb und die Weiterentwicklung effizienter Prozesslösungen im Kontext der Unternehmensstrategie, die IT-Sicherheit sowie digitale Transformationsprojekte des Unternehmens. Ley begann seine Karriere 1995 als als Trainee in der Brose Gruppe und wechselte anschließend als DV-Koordinator in die zentrale Anwendungsentwicklung. Dort übernahm er 1999 die Teamleitung für PPS- und QM-Systeme und anschließend die Leitung der Zentralabteilung „logistische Anwendungssysteme“. In dieser Funktion war er bis 2006 weltweit für zahlreiche SAP-Implementierungsprojekte verantwortlich.
Im Rahmen einer Co-Innovationsinitiative mit Capgemini und SAP und mithilfe von digitalisiertem Identitätsmanagement will das Unternehmen aktuell die Zusammenarbeit mit seinen 14.000 Zulieferern vereinfachen. Anstatt eine Individuallösung von Grund auf zu entwickeln, identifizierte das Entwicklungsteam eine geeignete Mischung aus Services der SAP Business Technology Platform (BTP). Die Entwicklungszeit konnte Aussagen der Projektpartner zufolge durch agile Softwareentwicklung auf ein Minimum reduziert werden. Als konkrete Ziele definierten die Unternehmen weniger manuellen Aufwand bei der Zuliefererintegration, ein schnelleres Onboarding der Lieferanten sowie einen verminderten Betreuungsaufwand. Von diesen Verbesserungen profitiere vor allem der Einkauf, der nun effizienter mit seinem Lieferantennetzwerk kollaborieren könne und die IT-Abteilung des Unternehmens, das mit dem Lieferantennetzwerk agiert.