Ein Mitarbeiter von ZF lernt an seinem Laptop von Zuhause aus.

Im Jahr 2020 hat das ZF über ein Online-Portal bereits 50 Lehrveranstaltungen rund um das Thema Antriebstechnik durchgeführt. (Bild: ZF)

Im Jahr 2008 rief Bundeskanzlerin Angela Merkel die „Bildungsrepublik Deutschland“ aus. Dass das Volk dieser Republik seinen Wissensdurst zwölf Jahre später überwiegend in den heimischen vier Wänden stillen würde, war damals noch nicht abzusehen. Doch dann kam der Corona-Lockdown und mit ihm landete ein Großteil der Schüler, Studenten, Auszubildenden und Arbeitnehmer im Homeoffice. So wurden Unterrichtsstunden, Vorlesungen und Meetings kurzerhand über digitale Tools wie etwa Zoom oder Microsoft Teams abgewickelt, was den Unternehmen im Gegensatz zur allgemeinen Wirtschaftslage ordentlich Geld in die Kassen spülte. Und der Hype um die Heimarbeit ist längst noch nicht abgeklungen.

Herausforderung für Anbieter

Rund zwei Drittel der Arbeitnehmer wollen einer Befragung zufolge auch nach der Pandemie einige Tage pro Woche im Homeoffice arbeiten. Ähnlich viele plädieren für einen Rechtsanspruch darauf, wie aus einer Studie hervorgeht, die vom Bundesarbeitsministerium bei den Forschungsinstituten IAQ, ZEW und IZA in Auftrag gegeben wurde. Das stellt auch die Anbieter von Weiterbildungsmaßnahmen vor eine Herausforderung. Zu ihnen gehört beispielsweise das Unternehmen Cornerstone OnDemand, das seit 1999 eine Plattform zur Rekrutierung und Verwaltung von Fachkräften und entsprechende Weiterbildungsprogramme anbietet.

„Im Zeitraum von März bis Mai 2020 hatte sich das Gesamtvolumen an Abrufen von Online-Content auf unserer Plattform auf 39 Millionen Stunden fast verdoppelt. Wir haben seit Corona einen verstärkten Run auf sämtliche digitalen Angebote gesehen. Viele Kunden mussten in Windeseile Präsenzveranstaltungen digitalisieren und auf verschiedenen Ausgabegeräten nutzbar machen“, skizziert Geoffroy de Lestrange, Product Marketing & Communication Director EMEA bei Cornerstone OnDemand, die Komplexität.

ZF nutzt Vorteile digitalen Lernens  

Noch schwieriger wird es, wenn Schulungsmaßnahmen für physische Produkte wie etwa Fahrzeuge in digitale Sphären verlagert werden müssen. Diese Herausforderung adressiert der Friedrichshafener Zulieferer ZF mit seinem Qualifizierungsangebot ZF Aftermarket. Bei allen Schwierigkeiten, die so ein Tool in der Anfangszeit mit sich bringe, sieht ZF abseits des Infektionsschutzes jedoch noch zahlreiche weitere Vorteile: So ersparen sich die Teilnehmer nicht nur die Anreise und senken damit Kosten und Abwesenheitszeiten für ihre Unternehmen, sondern sind auch terminlich flexibler, weil viele Veranstaltungen aufgezeichnet werden und sich on demand abrufen lassen.

Im Jahr 2020 hat das ZF-Portal bereits 50 Lehrveranstaltungen rund um das Thema Antriebstechnik durchgeführt. Der Zulieferer rechnet damit, dass die Beliebtheit von Weiterbildung per Bildschirm in Zukunft auch noch steigen wird – zumindest für die Vermittlung von theoretischem Grundlagenwissen sowie für Produktvorführungen und Reparaturtipps. Daher soll das Angebot des Aftermarket sukzessive rund um die Themen Antrieb und Fahrwerkstechnik erweitert werden.

Und auch für das Zeitalter der Elektrifizierung hat man in Friedrichshafen vorgesorgt: Seit dem Frühjahr gibt es ein Onlinetraining, mit dem Teilnehmer zur „elektrotechnisch unterwiesenen Person“ (EuP) qualifiziert werden können. Dieses neue Onlinetraining biete nach Ansicht des Zulieferers eine zukunftsorientierte Weiterbildungsmöglichkeit, denn sogar für nichtelektrotechnische Arbeiten an Hybrid- oder Elektrofahrzeugen ist mittlerweile eine Hochvoltqualifikation der Stufe 1 erforderlich.

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