Die Steuerung der Produktivität steckt bei den mittelständischen Unternehmen in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Darauf lassen aktuelle Analysen schließen, die Pierre Audoin Consultants (PAC) im Rahmen des Forschungsprojekts ProdIT (Produktivität IT-basierter Dienstleistungen) durchführte.
Dr. Andreas Stiehler, Principal Analyst bei PAC erläutert: „Über die hohe Bedeutung einer professionellen Steuerung der Produktivität sind sich heute nahezu alle IT-Dienstleister einig. In der Praxis messen viele Akteure aber gerade einmal die Auslastung der Mitarbeiter und – wenn möglich – einige Indikatoren für die Effizienz der Delivery-Prozesse.“
Das könne bei hoch technisierten IT-Betriebsdiensten noch genügen, sei aber unzureichend, um das Geschäft mit Softwareentwicklungs-, IT-Beratungs- und Integrationsdienstleistungen nachhaltig zu entwickeln. Stiehler: „IT-Projektgeschäft ist People Business. Wer hier nur auf Auslastung und Prozesseffizienz schaut, hinterlässt dauerhaft ausgebrannte Mitarbeiter und unzufriedene Kunden.“
Die präsentierten Fallstudien im gerade veröffentlichten PAC-Forschungsreport „Wie IT-Dienstleister ihre Produktivität steuern – Beispiele aus der Praxis mittelständischer IT-Berater und Systemintegratoren“ belegen, dass eine nachhaltige Steuerung der Performance auch im IT-Mittelstand lohnend und praktizierbar ist. Die Grundlage für den Report bilden ausführliche Gespräche mit Managern der drei IT-Dienstleistungsunternehmen, HENRICHSEN, noventum consulting und MaibornWolff et al.
Für Stiehler ist dies nur logisch: „Software Engineering, IT-Beratung und Systemintegration sind zu einem großen Teil Wissensarbeit, bei der die Performance des gesamten Unternehmens wesentlich von den Fähigkeiten und der Motivation einzelner Mitarbeiter abhängt.“
Als Grundlage für die Steuerung der Performance in den drei Vorreiterunternehmen kommen ganzheitliche Ansätze wie das Excellence Modell der European Foundation für Quality Management (EFQM) und die Balanced Scorecard Methodik (BCM) zum Einsatz. Allerdings sollten diese Ansätze nicht unkritisch übernommen werden. So zeigen die Fallstudien auch, wo die Fallstricke beim Einsatz solcher Methoden liegen und wie diese umschifft werden können.
Insbesondere die Steuerung nach Kennzahlen – darin sind sich die Verantwortlichen der drei Vorreiterunternehmen einig – muss kritisch begleitet und als Lernprozess verstanden werden. „Eine falsche Steuerung kann im Zweifel mehr Schaden anrichten als keine – insbesondere dann, wenn die Kennzahlen als Grundlage für die Entlohnung herangezogen werden“, erläutert Stiehler. Der Report bietet aus diesem Grund wichtige Hinweise für den Aufbau von Kennzahlensystemen in IT-Dienstleistungsunternehmen.
Der Report entstand im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsvorhabens „ProdIT“ (Produktivität IT-basierter Dienstleistungen). Gemeinsam untersuchen die drei Forschungspartner (ZEW Mannheim, Universität Mannheim und PAC) Methoden und Kennzahlen zur Steuerung und Messung der Produktivität in der IT-Services-Branche. Dabei wird das Thema sowohl aus volkswirtschaftlicher als auch aus Prozess- und Organisationssicht beleuchtet.
Den Report zum kostenlosen Download finden Sie hier