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Interdisziplinäres Wissen wird immer wichtiger: Die Zusammenarbeit der Industrie mit den Hochschulen ist  deswegen in den meisten großen Unternehmen eine Selbstverständlichkeit (automotiveIT 12/10). Insbesondere, wenn es um die Ausbildung, Suche und Übernahme von Ingenieuren und IT-Experten geht. „Selbstverständlich ist die Vernetzung mit den Hochschulen ein ganz wichtiger Aspekt“, heißt es beispielsweise beim Zulieferer Bosch. „Und damit auch die Übernahme von Praktikanten, Diplomanden, Doktoranden.“ Ziel sei es, die Themen des Unternehmens nach außen zu tragen. „Auf der anderen Seite suchen wir den Kontakt zu potenziellen Kandidaten, um unseren großen Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften decken zu können.“ Dies sei „ganz klar ein wichtiger Teil der Strategie“.

Wie dieser Austausch mit den Hochschulen aussehe, zeige das Thema Supercomputing. Hier suche man die Unterstützung der Hochschulen vor allem im Bereich der Modellentwicklung und der Programmierung. „Es geht also um die Physik und die Mathematik, die in so einem Programm stecken und mit deren Hilfe wir die Wirklichkeit in einer Simulation abbilden können“, berichtet ein Sprecher von Bosch. Tatsächlich können die Verantwortlichen bei der Ausbildung ihrer Ingenieure gleich an mehreren Stellen eingreifen. Denn die zukünftigen Mitarbeiter wachsen mit dem Wissen und den Prozessen der Konvergenz zwischen Produktentwicklung und Computersimulation in ihr Berufsleben. Umgang mit und Anforderungen an Supercomputer – vor wenigen Jahren noch Teil der Qualifikation von einigen wenigen Spezialisten – werden für sie selbstverständlich.

eine Supercomputer-Infrastruktur auf, an die alle Entwickler angebunden werden sollen. Im Ideal-fall finden die neu eingestellten Ingenieure einen Arbeitsplatz vor, der ihnen von der Universität bereits vertraut ist. „Am liebs-ten sind uns natürlich Bewerber, die direkt von der Hochschule kommen“, erläutert Anette Reichardt, sie ist zuständig für das Recruiting von IT-Fachkräften insbesondere für den Bereich Automobil bei T-Systems. „Wir suchen weniger Ingenieure, dafür aber IT-Spezialisten. Und in dieser Gruppe interessieren wir uns natürlich für Wirtschaftsinformatiker oder reine Informatiker.“ T-Systems versteht sich selbst als IT-Dienstleister für die Automobilbranche. Rund um den Globus arbeiten die Spezialisten in Rechenzentren und bieten den Kunden des Unternehmens die IT-Infrastruktur für Logistik, Produktion und Vertrieb an. Zahl und Qualifikation der benötigten Mitarbeiter geben die Kunden vor. Aus den Ausschreibungen und Pflichtenheften leiten Reichardt und ihr Team die Notwendigkeiten bei der personellen Ausstattung ab. „Als IT-Dienstleister stellen wir die IT-Profis bereit, die die Systeme rund um die Entwicklung und Produktion von Autos und Nutzfahrzeugen unterstützen“, so Reichardt. „Bewerber, die wir ebenfalls suchen, sind – auch wegen des Verständnisses der Probleme unserer Kunden – ausgebildete Maschinenbauingenieure.“ Allerdings stellten diese nur einen kleinen Anteil dar: „Unser Fokus liegt ganz klar auf der Informationstechnologie.“

„Zu einer guten Ausbildung gehört in den meisten Fällen ein gewisses Maß an Interdisziplinarität, um die angrenzenden Fachgebiete und Themenkomplexe besser zu verstehen“, unterstreicht dagegen Marcus Heitmann, Leader PF Automobile in den T-Labs der Deutschen Telekom. Bei den Telekom Laboratories – kurz T-Labs – handelt es sich um eine Public-Private-Partnership zwischen der Technischen Universität Berlin und der Deutschen Telekom, ein so genanntes „An-Institut“ zur Universität. In einem sehr frühen Stadium probieren hier Experten und Forscher neue Ideen aus, entwickeln Konzepte oder schauen in Szenarien für die Zukunft. Hier entstehen beispielsweise Ideen, die in einigen Jahren die Elektromobilität prägen werden. Für diese Aufgabe sucht das Institut innerhalb der Telekom und an der Universität nach Absolventen und Mitarbeitern, die an zukünftigen Produkten des Unternehmens forschen. „Neben Batterietechnik und der Elektrifizierung des Powertrains spielt natürlich die Konvergenz von Informationstechnik und klassischer Ingenieursleistung eine wesentliche Rolle“, bekräftigt Heitmann. „Denn immer mehr Elektronik wird Einzug in die Fahrzeuge halten, wobei die Vernetzung der Geräte untereinander und mit der Umwelt noch weiter zunimmt.“ Studiengänge wie Mechatronik würden diesen Konzepten bereits Rechnung tragen. „Allerdings wird in Zukunft in der Automobilindustrie wesentlich mehr IT-Know-how auch im Fahrzeug vonnöten sein.“ Darüber hinaus werde bei Absolventen darauf Wert gelegt, dass sie auch grundlegende Elemente der Betriebswirtschaftslehre oder des Projektmanagements kennen.

Autor: Christian Raum

Fotos: iStockphoto/iLexx, Photocase/Karla2101

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