Not macht erfinderisch

Die beiden Premiumhersteller bündeln ihre Kräfte für die Mobilität der Zukunft. Dennoch bleiben BMW und Daimler auf vielen Gebieten auch noch Rivalen. (Bild: BMW/Daimler)

„Danke für 100 Jahre Wettbewerb. Die 30 Jahre zuvor waren doch ein bisschen öde“ – mit diesen doppeldeutigen Geburtstagsgrüßen gratulierte Daimler im Jahr 2016 dem Konkurrenten BMW zum 100-jährigen Firmenjubiläum. Doch rund drei Jahre später sind aus den ewigen Rivalen Partner geworden, wenn auch vorerst nur auf den klar abgesteckten Zukunftsfeldern autonomes Fahren und Carsharing.

Gehört das alte Freund oder Feind-Schema also der Vergangenheit an? Die Frage lässt sich wohl nur mit einem klaren „Jein“ beantworten. Im Pkw-Bereich werden sich die beiden Premiumhersteller auch in den nächsten Jahren sicherlich nichts schenken. Doch um bei Mobilitätsdiensten und kostspieligen Zukunftstechnologien mit Playern aus den USA und China mithalten zu können, braucht es Kapital, Knowhow und Manpower in rauen Mengen.

So werden die OEMs in den nächsten Jahren eine Milliarde Euro in das neue Mobilitätsunternehmen Your Now stecken. Beim automatisierten Fahren soll eine skalierbare Plattform über mehrere Automatisierungsstufen bis Level 4 aufgebaut werden. In den Konzernzentralen in München und Stuttgart scheint die Erkenntnis gereift zu sein, dass die digitale Welt eben anders tickt als die der Blechbieger.

Möglicherweise kommt diese Erkenntnis aber schon ein paar Tage zu spät, möchte man anmerken. Bei selbstfahrenden Pkw gilt unter Experten Google-Tochter Waymo bereits als sehr weit. Im Bereich von neuen Mobilitätsdiensten haben sich ehemalige Startups wie Uber oder Didi Chuxing zu milliardenschweren Branchengrößen entwickelt. Keine einfache Zeit für die deutschen Premiumhersteller. Und vielleicht wünscht man sich auch bei Daimler und BMW heimlich, still und leise den Zweikampf aus vergangenen Tagen zurück.

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