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Der Handelsblatt Autogipfel steht im Zeichen der Digitalisierung und der E-Mobilität. (Bild: Euroforum)

Das Thema der Ladeinfrastruktur für E-Autos diskutiert Michael Hajesch, CEO beim Joint Venture Ionity. Ein Augenmerk liege dabei auf dem Ausbau von Charging-Punkten entlang der Langstrecke. Entsprechende Fahrten würden zwar nur einen Bruchteil der Mobilität ausmachen, so Hajesch, jedoch stoße die Elektromobilität exakt in diesem Szenario schnell an ihre Grenzen. Entlang von Autobahnen setze man daher auf Partnerschaften mit etablierten Anbietern wie Tank & Rast oder Shell, um möglichst schnell ans Netz zu kommen. Bereits jetzt habe man Verträge für rund 90 Prozent der vorgesehenen Standorte sichern können. Derzeit liege man beim Aufbau der Ladesäulen jedoch leicht hinter dem Plan: Insgesamt 29 Stationen haben derzeit den Betrieb aufgenommen, weitere 49 befinden sich im Aufbau. Beim Aufbau der Ladestationen setze man konsequent auf CCS-Anschlüsse, so Hajesch, denn „Standardisierung ist wichtig für die Marktdurchdringung“.

Digitalwüste Deutschland

Eine der eher skeptischen Stimmen gegenüber dem Thema E-Mobilität ist Bernd Osterloh, Betriebsratsvorsitzender bei Volkswagen. Man werde sich im Konzern auch in Zukunft an den Wünschen des Kunden orientieren. Zum Durchbruch von E-Autos müssen diese in erster Linie vom potentiellen Käufern nachgefragt werden. Dennoch sei man auf das Thema Elektromobilität vorbereitet, etwa durch die designierten Produktionsstandorte in Zwickau, Emden und Hannover. Gleichzeitig seien jedoch noch offene Fragen zu klären, etwa hinsichtlich der Stromversorgung von Ladestationen, der Qualifizierung der Mitarbeiter oder der Leistungsfähigkeit von Batterien.

Dass insbesondere bei der digitalen Qualifizierung von Mitarbeitern hohes Interesse besteht, zeige etwa das Ausbildungsprogramm „Fakultät 73“ für Softwareentwickler, für das Volkswagen insgesamt rund 1.500 Bewerbungen erhalten habe. Generell werde das Thema Informatik in der Ausbildung des Wolfsburger Herstellers in Zukunft eine deutlich gewichtigere Rolle spielen. Gleichzeitig müsse, so Osterloh, dringend in der digitalen Infrastruktur Deutschlands nachgerüstet werden – etwa hinsichtlich der mobilen Netzabdeckung mit 5G. Im internationalen Vergleich sei Deutschland eine “Digitalwüste“, so Osterloh.

Der Verbrennungsmotor wird zur Nische

„Die traditionelle Mobilität steht vor einer Zäsur“, betont auch Lutz Meschke, Porsche-Vorstand für Finanzen und IT. Kommunikation werde Mobilität nie komplett ersetzen können, so Meschke weiter, allerdings rücken beide Welten zunehmend näher aneinander. Für die Hersteller bedeute dies einen immensen Transformationsprozess – unter anderem hinsichtlich der Update-Fähigkeit des Fahrzeugs, Plattformen zur Nutzung von Auto-Abos oder digitalen Portalen für Kunden. Hinzu komme die zunehmende Elektrifizierung der eigenen Fahrzeuge. „2030 wird der Verbrennungsmotor nur noch eine Nische besetzen“, so Meschke.

Auch der LKW wird elektrisch und autonom

Die Nutzfahrzeug-Perspektive neuer Technologien zeigt hingegen Atif Askar, Head of Business Development, Strategy and M&A bei der Traton Group auf. Durch die spezielle Nutzung von Lastwagen mit langen Fahrtzeiten müssten in der Batterieentwicklung noch Anpassungen vorgenommen werden. Langfristig werde sich dennoch der elektrische Lkw gegenüber anderen Antriebsformen durchsetzen. Je nach Anwendungsfalle sei es aber möglich, dass andere Energieträger wie die Brennstoffzelle oder Biokraftstoffe sinnvoll zum Einsatz kommen können. Gleiches gelte für das autonome Fahren, das im Zusammenhang mit Lastfahrten vermutlich zunächst auf der Autobahn zum Einsatz kommen werde. „Dass ein Vierzigtonner sich autonom durch München bewegt, wird noch sehr lange dauern“, so Askar.

Digitalisierung erfasst alle Unternehmensbereiche

Über die Folgen der Digitalisierung spricht hingegen Audi-CDO Roland Villinger. Diese vollziehe sich auf drei Ebenen: Beim Kunden, in der Wertschöpfungskette und innerhalb der eigenen Organisation. Insbesondere im Bereich der Customer Experience sei es hierbei nicht damit getan, verschiedene Apps anzubieten. Vielmehr sei neben mehr Diensten und Optionen eine intuitive Bedienbarkeit der Systeme ebenso nötig wie eine intelligente Struktur im Backend. Ebenso wie viele andere Speaker ruft auch Villinger zur Zusammenarbeit mit brancheninternen und -externen Partnern auf. „Ohne Kooperationen ist es sehr schwierig, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten“, so der Audi-CDO. Auch im Unternehmen selbst müssten darüber hinaus Grenzen abgebaut werden. Mit einer Denkweise in Silos sei es nicht möglich, die notwendige End-to-End-Denkweise bei der Digitalisierung in die Praxis umzusetzen.

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