
Mit der Auszahlung der Aktionäre hat die Schaeffler-Gruppe am Donnerstag die milliardenschwere Übernahme des Autozulieferers Continental abgeschlossen. Mit einem Anteil von 49,9 Prozent ist das fränkische Familienunternehmen nach monatelanger Übernahmeschlacht nun Großaktionär des Hannoveraner Konzerns. Schaeffler bezahlte den Anteilseignern 75 Euro je Aktie und damit mehr als doppelt so viel wie den aktuellen Kurswert. Insgesamt kaufte Schaeffler am Donnerstag rund 110 Millionen Aktien für mehr als acht Milliarden Euro.
«Mit dem Abschluss der Übernahme ist der Weg frei, die Verbindung der Unternehmen schnell und pragmatisch umzusetzen», erklärte Jürgen Geißinger, Vorsitzender der Geschäftsleitung bei Schaeffler, in einer Mitteilung in Herzogenaurach. Es gelte nun, «konstruktiv zusammenzuarbeiten und sich auf die Sachthemen und das Geschäft zu konzentrieren». Beide Unternehmen stünden vor dem Hintergrund der Finanzkrise und der Marktveränderungen in der Automobilindustrie vor großen Herausforderungen und hätten keine Zeit zu verlieren.
Nach Unternehmensangaben bezahlte Schaeffler den Depotbanken der Aktionäre, die ihre Aktien angedient hatten, 75 Euro je Anteilsschein. Die Banken würden diese Zahlungen jetzt den Aktionären gutschreiben. Nach Worten von Firmensprecher Detlef Sieverdingbeck hat Schaeffler bei dem Verfahren sichergestellt, dass die Stimmrechtsanteile an Conti die Schwelle von 49,99 Prozent nicht überschritten. Dies sieht die Investorenvereinbarung vor, die die beiden Unternehmen nach einem Übernahmekampf ausgehandelt hatten.
Danach darf Schaeffler vier Jahre lang höchstens 49,99 Prozent der Anteile halten.
Bereits seit Tagen reicht Schaeffler deshalb Conti-Aktien an Finanzinstitute weiter. Dem fränkischen Familienunternehmen waren im Zuge des Übernahmeangebots 82 Prozent der Anteile angedient worden, 8 Prozent hielt es bereits. Die Herzogenauracher müssen deshalb rund 40 Prozent der Aktien weiterreichen. Das Conti-Papier stieg unterdessen am Donnerstag zeitweise um mehr als neun Prozent auf 32,18 Euro.
Die Schaeffler-Gruppe hatte sich im Sommer 2008 eine Übernahmeschlacht mit dem Conti-Management geliefert, an deren Ende die Franken die Hannoveraner zu einer umfassenden Zusammenarbeit drängen konnten. Schaeffler hatte für die Übernahme milliardenschwere Kredite ausgehandelt. Am Markt wurde deshalb darüber spekuliert, dass Schaeffler angesichts der Finanz- und Autokrise Probleme bei der Finanzierung des Conti-Deals bekommen könnte. Schaeffler hatte dagegen stets betont, die Finanzierung stehe. Sowohl Schaeffler als auch Conti sind hoch verschuldet.
Schaeffler verspricht sich von der Übernahme, dass beide Unternehmen gestärkt aus der Autokrise hervorgehen. Mit der Kombination kämen Schaefflers Stärken bei Komponenten für Motor, Getriebe und Fahrwerk und Continentals Stärken bei Elektronik- und Softwaresystemen für Motor, Fahrwerk und Innenraum zusammen. Dies sei der richtige Schritt bei der weltweiten Konsolidierung der Autozulieferindustrie.
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) begrüßte es, dass Schaeffler der «Kraftakt» gelungen sei, den Zeitplan trotz des schwierigen Finanzmarkt-Umfelds einzuhalten und die Übernahme plangemäß ablaufen zu lassen. «Damit endet nun die Unsicherheit, die Conti-Aktionäre monatelang belastet hatte», erklärte Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker in einer Mitteilung. (dpa)
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