automotiveIT Arlene Bühler, DB Cargo

Arlene Bühler, CIO/CDO bei DB Cargo, erklärt auf dem automotiveIT Kongress die Digitalisierungsprogramme des Logistik-Riesen. (Bild: FacesByFrank)

Insgesamt rund 227 Millionen Güter pro Jahr transportiert DB Cargo pro Jahr, erklärt Arlene Bühler, die seit 2021 als CIO/CDO die Digitalgeschicke des Logistikunternehmens leitet. Den eigenen Marktanteil von derzeit 19 Prozent wolle man bis Ende des Jahrzehnts deutlich steigern – auch, um die Nachhaltigkeit in der Logistik deutlich zu erhöhen. Denn ein Zug, so Bühler, sei in der Lage, bis zu 52 LKW zu ersetzen und so im wahrsten Sinne des Wortes tonnenweise CO2 einzusparen. Bei der eigenen Expansion stehe jedoch nicht nur eine Ausweitung des Marktanteils im Fokus, sondern eine höhere Wertschöpfungstiefe zu erreichen und End-to-End-Logistiklösungen anzubieten.

Grundlage für die eigenen Ziele sei dabei eine stärkere Fokussierung auf digitalisierte Systeme, etwa im Hinblick auf autonome Fahrzeuge oder mehr Telematik-Lösungen. Im Vergleich zu anderen Unternehmen sei eine solche Transformation bei der Deutschen Bahn aufgrund der immens hohen Menge an physikalischen Assets wie Zügen, Schienen oder Stellwerken besonders herausfordernd. Dennoch seien gerade deshalb große Potenziale zu heben: Allein die manuelle Prüfung von Kupplungen und Bremsen an einem Vollgüterzug vor Fahrtbeginn koste aufgrund der Länge von rund 750 Metern etwa 45 Minuten, so Bühler. Abhilfe schaffen könnten hierbei etwa automatisierte Kupplungssysteme.

Weitere Ansätze, digitale Potenziale zu heben, bestehen bei DB Cargo etwa in der Nutzung von KI-basierten Monitoring-Systemen zur Erkennung von Schäden an Zügen oder dem Beladungszustand einzelner Wagen. Weitere Lösungen erarbeite man in Ko-Innovationsbeziehungen gemeinsam mit Kunden. Gleichzeitig stoße man auch beim erfolgreichen Rollout von Digitallösungen an physikalische Grenzen: Für die stärkere Nutzung der nachhaltigeren Logistik auf der Schiene benötige es weitere Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur, so Bühler.

automotiveIT Kongress Jürgen Henn
Jürgen Henn von Schaeffler erklärt die möglichen Synergien zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit. (Bild: FacesByFrank)

Schaeffler denkt beide Themen gleichberechtigt

Die Verzahnung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit steht auch im Fokus des Vortrags von Jürgen Henn, der bei Schaeffler als Senior Vice President das Thema strategische Digitalisierung verantwortet. Beim Zulieferer stehen beide Themen im Fokus der eigenen Roadmap 2025. Die Nachhaltigkeits-Agenda steht dabei auf den drei Säulen: grüne Materialien, grüne Produktion und grüne Produkte. Die digitale Transformation soll das Unternehmen hingegen innovativer, agiler und effizienter, aber auch nachhaltiger machen. Als Enabler hierfür macht Henn einen zentralen Dreiklang aus globalen Cloudplattformen und entsprechenden Security-Frameworks, Ökosystemen mit Partnern sowie der Förderung von Mitarbeiter-Kompetenzen aus.

Auch konkrete Beispiele führt der Schaeffler-Experte an: Man habe etwa AR-Systeme entwickelt, mit denen Mitarbeiter Kunden weltweit bei der Einrichtung und beim Betrieb von vertriebenen Lösungen unterstützen können. Unter anderem senke man so die Zahl der notwendigen Dienstreisen. Weitere Potenziale seien durch automatische Maintenance-Systeme realisiert worden, etwa im Bereich der exakten und bedarfsbasierten Aufbringung von Schmiermitteln. Auf der Produktseite stellt Henn die 4in1-Achse von Schaeffler vor, die dank Sensorik und entsprechender Software einen Beitrag zum Thermomanagement im Fahrzeug leisten kann.

Wichtig sei es grundsätzlich, Nachhaltigkeit über den gesamten Produktlebenszyklus zu denken, erklärt der Schaeffler-Experte. Um Daten aus dem Lebenszyklus in die Entwicklung und Produktion zurückzuspielen, bedürfe es einer soliden Datenbasis, die auch aus der Nachhaltigkeitsperspektive deutliche Vorteile biete. Der Blick durch die Datenlinse lohne sich jedoch auch, wenn es um die kontinuierliche Verbesserung von Unternehmensprozessen im Hinblick auf ihre Klimabilanz geht. Unter anderem hat Schaeffler in diesem Kontext eine App gelauncht, in der Mitarbeiter Feedback und Kritik zu den Prozessen und Lösungen beim Zulieferer platzieren können.

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