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Auf dem Weg zu Industrie 4.0 sind auch bei Volkswagen noch einige Fragen offen. (Bild: Volkswagen)

Volkswagen bereitet sich intensiv auf die Industrie 4.0 vor. Auch im Bezug auf eine sich verändernde Arbeitswelt. „Das Thema beschäftigt uns elementar, aber wir haben noch keine perfekten Antworten – wir sind auf der Suche“, sagt Horst Neumann, Vorstand Personal, Organisation und IT bei Volkswagen, im Rahmen der Hannover Messe. Zu den Hauptzielen von Volkswagen im Rahmen der Industrie 4.0 zählen: bessere Qualität, höhere Flexibilität und Kosteneffizienz, eine Verbesserung der Prozessstabilität und eine deutliche Verbesserung der Ergonomie am Arbeitsplatz.

Der Hintergrund: Von den rund 265.000 Mitarbeitern (107.000 in Deutschland) in den VW-Werken weltweit agieren noch heute rund 50 Prozent taktgebunden wie zum Beispiel Schweißer und Karosseriearbeiter. Für den Personalchef ein Hebel, um die Arbeitswelt bei dem Autobauer zu verändern. „Taktgebundene Arbeit muss wegfallen“, so Neumann. „Roboter können uns künftig menschenunwürdige Arbeit abnehmen“, so das Ziel des Personalchefs. Dazu zählen unter anderem Arbeiten im Innenraum von Fahrzeugen oder Überkopfarbeiten. Sie strapazieren den Körper immens. Diese Belastung gilt es zu verringern. Am besten sogar zu eliminieren. Eine neue Generation von Robotern, die unter anderem die Mensch-Maschine-Kooperation verbessern, könnte bei der Neugestaltung der Arbeitswelt helfen.

Erste Projekte laufen bereits in den Werken in Ingolstadt, Salzgitter und im Werk Sachsen. Dabei muss laut Neumann kein Verlust von Arbeitsplätzen in Kauf genommen werden. Aufgrund der Altersstruktur in den VW-Werken würden viele Arbeitsplätze, die in den kommenden Jahren altersbedingt aufgegeben werden, die Möglichkeit eröffnen, Roboter einzusetzen. Das wirkt sich laut Neumann auch auf die Arbeitskosten nachhaltig aus. Während ein Roboter bei Volkswagen 3,20 Euro bis 6,20 Euro pro Stunde kostet, schlägt eine Fachkraft mit rund 30 bis 50 Euro zu Buche.

Viele Fragen im Rahmen der Industrie 4.0 sind aber noch ungeklärt. Dazu zählen laut Hartmut Hirsch-Kreinsen, Wirtschafts- und Industriesoziologe der TU Dortmund, unter anderem die Themen Datenschutz, Mitbestimmung und die Berufsaus- und Weiterbildung. „Wir werden uns zudem mit Umstellungsproblemen in der IT und mit der Kompatibilität mit bestehenden Datensystemen beschäftigen müssen“, unterstreicht Hirsch-Kreinsen im Rahmen einer Veranstaltung. Der Experte warnt allerdings: „Wir dürfen nicht nur technologisch argumentieren, wenn wir über Industrie 4.0 reden.“ Auch den höheren Ausbildungsaufwand gilt es im Auge zu behalten. Zudem fürchten Experten, dass das erlernte Wissen und die Entwicklung der Technik künftig noch stärker auseinanderklaffen könnten. Daraus resultiert ein höherer Bedarf an Spezialisten. Bei einem zunehmenden Fachkräftemangel kein einfaches Unterfangen.

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