Catena-X Panel automotiveIT Kongress

Im Talk auf dem automotiveIT Kongress 2024 tauschen sich die Branchenexperten zum Daten-Ökosystem Catena-X aus. (Bild: Marko Priske)

Wenn Oliver Ganser über das Daten-Ökosystem Catena -X spricht, das vor nunmehr drei Jahren gegründet wurde, dann bemerkt man an seiner Verve, dass es sich bei ihm um einen Überzeugungstäter handelt. Seit 2021 ist er Vorstandsvorsitzender von Catena-X und seit 2023 Vice President Processes, Digitalization, Governance and Catena-X bei BMW und lebt das Thema förmlich. So auch auf der Bühne des automotiveIT Kongresses, wo er gemeinsam mit zwei weiteren OEM-Vertretern, Julia Mayr, Director Catena-X bei Mercedes-Benz, und Sven Lorenz, Head of Group Data & AI bei Volkswagen, die Fahnen für das in der Automobilwelt derzeit einzigartige Mammutprojekt in Sachen Datentransparenz und Schnelligkeit hochhält.

Dass es sich dabei nur um ein sehr deutsches Projekt und um ein reines IT-Produkt handele, zähle zu den Vorurteilen, die die Mitglieder, zu denen mittlerweile immerhin acht DAX-Unternehmen zählen, noch häufig ausräumen müssen, betont Ganser in Berlin. Es sei schon ziemlich einmalig, dass sich gerade diese führenden Unternehmen beim Thema Datenverwaltung entlang der Wertschöpfungskette längst nicht mehr als Konkurrenten erleben, hebt der Datenexperte hervor und nennt ein Beispiel, das plakativ für die Herausforderungen der Branche ist: Alleine für den bis 2027 geforderten Batteriepass, den alle Unternehmen benötigen werden, die Akkus in den Markt bringen, seien 107 Datenpunkte erforderlich. Catena-X biete hierfür genau den entscheidenden Ansatz zur Entzerrung und Transparenz.

Catena-X bietet wirtschaftliche und ökologische Vorteile

Erschreckend sei, dass viele Unternehmen die EU-Anforderungen, die in den nächsten ein bis zwei Jahren auf sie zukommen, sowohl IT- als auch Compliance-seitig, nicht im Blick hätten, schilderte Experte Ganser bereits in einem Interview mit automotiveIT. Und auf diesen Umstand hebt er auch auf dem Kongress in Berlin ab. Oft müsse man noch Grundlagenarbeit leisten und erklären, welche Anforderungen durch Gesetzgebungen wie etwa die Corporate Sustainability Reporting Directive entstehen. Und davon seien sowohl kleine bis mittlere Unternehmen und nicht nur die ganz Großen betroffen. Und die Anforderungen überschreiten freilich nationale Grenzen. Man arbeite an der Internationalisierung des Systems, unter anderem in den USA und China und zähle Partner auch aus Frankreich zum Ökosystem Catena-X, erläutert Julia Mayr.

Sven Lorenz berichtet, dass man bei Volkswagen anfangs zwar noch skeptisch gewesen sei, was sich inzwischen allerdings verändert habe. Aktuell habe man das Thema noch einmal im Vorstand vorgetragen und er könne mit Blick auf Catena-X sagen: „Volkswagen committed sich“, beim größten Automobilkonzern Europas sehe man Catena-X künftig als Standard. Mit Blick auf das Stammdatenmanagement etwa sei es so, dass sich bisher jeder selbst darum mit eigenen Partnern gekümmert habe. Cofinity-X mit dem Golden Record liefere bessere Daten und reduziere den internen Aufwand um 40 bis 50 Prozent. Allein dafür habe sich sich der Einstieg bereits gelohnt.

Um in Zukunft erfolgreich zu bleiben, müsse man viel schneller interagieren, sind sich die Experten auf der Berliner Kongressbühne einig. Catena-X mit seinem radikalen Standardisierungs- und Datenansatz helfe dabei, so Julia Mayr. Oliver Ganser ergänzt: Catena-X sei gerade dort besonders gut, wo der Gesetzgeber von den Rohmaterialien bis hin zu den Menschenrechten Daten von den Unternehmen einfordere. Die Furcht vor Datenverlust versucht Sven Lorenz zu nehmen: Die Daten würden immer beim „Spender“ verbleiben, da es sich um bilaterale Austauschbeziehungen handle und auch zeitliche Begrenzungen greifen würden. Und: der Beitritt zur Plattform sei „einfacher als man denkt.“ Auch die finanziellen Hürden seien kleiner als erwartet, jeder könne seinen Belangen entsprechend Zugang zum Daten-Ökosystem erlangen.

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