
Durch die geplante Fusion mit Fiat Chrysler wird die PSA-Gruppe nach den Absatzzahlen zum viertgrößten Autohersteller der Welt. (Bild: PSA)

Stellvertretender Chefredakteur Ralf Bretting
Er kann es einfach nicht lassen: Nachdem PSA-Chef Carlos Tavares in Rekordzeit Opel in die positiven Zahlen getrieben hat, greift der Fusions-Maniac jetzt nach Fiat Chrysler. Der Zusammenschluss mit dem italienisch-amerikanischen Autobauer soll die Franzosen nach den Absatzzahlen zum viertgrößten Hersteller der Welt machen. Weitsicht? Hybris? Auf jeden Fall eine gigantische Aufgabe. Im dritten Quartal 2019 ist FCA noch einmal tief in die roten Zahlen gefahren: 179 Millionen Euro Verlust klingen ganz sicher nicht nach der Mitgift, die Tavares sich vorgestellt hat. Trotzdem ist die Mega-Fusion jetzt angeschoben, die Vereinbarungen von beiden Seiten unterzeichnet. Stimmen die Wettbewerbsbehörden zu und erteilen die Aktionäre ihren Segen, sollen die Integrationsteams in Paris, Detroit, London, Amsterdam und Turin ihre komplexe Arbeit sofort aufnehmen. Binnen einem Jahr, spätestens nach 15 Monaten, soll der neue Autogigant auf einem soliden Unternehmensfundament stehen.
Der geplante Verbund kann dann etwa 8,7 Millionen Fahrzeuge absetzen und kommt auf einen Jahresumsatz von knapp 170 Milliarden Euro. Der Betriebsgewinn soll bei mehr als elf Milliarden Euro liegen. Nach früheren Angaben des französischen Wirtschafts- und Finanzministeriums arbeiten rund 400.000 Menschen für eine der 16 Konzernmarken, die von Peugeot, DS und Citroën über Opel bis zu Alfa Romeo, Chrysler, Dodge, Jeep, Lancia und Maserati reichen. Das alles klingt beeindruckend. Doch schiere Größe und Kosteneffekte allein werden nicht reichen, um in der Mobilitätswelt von morgen dauerhaft erfolgreich unterwegs zu sein. Dazu braucht es auch eine Vision, wie man sich als Autohersteller mit einer digital erweiterten Wertschöpfung positioniert. Blechbiegen zu wettbewerbsfähigen Preisen war gestern. Das weiß auch Carlos Tavares, oder etwa nicht? Wenn er an dieser Stelle keine Trümpfe ausspielen kann, wird es am Ende nicht ohne Ausgründungen und Fabrikschließungen gehen – egal, was jetzt in den Absichtserklärungen steht. Kommt es soweit, werden Stimmung in der Belegschaft und Aktienkurs auf eine turbulente Berg- und Talfahrt gehen.
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