Fast 60 bis 70 Prozent aller Rückrufaktionen in großen Automärkten wie etwa Nordamerika und Europa seien auf Software-Probleme zurückzuführen, sagt  Krishna Jayaraman, bei Frost & Sullivan Automotive and Transportation Industry Analyst.

In Großserie hergestellte Volumenfahrzeuge haben mindestens 20 bis 30 Millionen Zeilen Softwarecode – in Premium-Fahrzeugen können es sogar bis zu 100 Millionen Zeilen sein. Diese elektronischen Systeme sind mit ihren Durchschnittskosten von zehn US-Dollar pro Zeile keineswegs günstig herzustellen. Rückrufaktionen bedeuten daher nicht nur eine Rufschädigung für den OEM, sondern führen auch zu eventuell  milliardenschweren Verlusten.

Der Geschäftswert der Software in Fahrzeugen dürfte bis 2020 um 50 Prozent steigen, weshalb es für OEMs unerlässlich ist, die Software über den gesamten Lebenszyklus des Fahrzeugs effizient zu verwalten. Hersteller gehen daher zunehmend zu drahtlosen Technologien über, wie etwa Updates per Funk- oder  Luftschnittstelle (over the air,  OTA). Diese Technologie senkt nicht nur die Betriebskosten (einschließlich der Kosten für Gewährleistung und Rückrufaktionen), sondern stellt zudem neue funktionale Updates für die Kunden bereit.

Audi hat vor kurzem neue Features wie etwa Park- und Gaspreise per OTA-Updates über seine Audi connect-Lösung eingeführt; GM hingegen bietet OTA-Updates über seine Bluetooth-Plattform an, auf die mit der Connectivity-Plattform zugegriffen werden kann, die in OnStar eingebettet ist. Sowohl Tesla wie auch Chrysler stellen Firmware-OTA (FOTA) über eine integrierte 3G-Datenverbindung im Auto bzw. über einen WLAN-Router bereit. Weitere Autohersteller, die diese Technologie anbieten, sind Toyota, Mercedes Benz und BMW.

OTA sorgt möglicherweise für einen grundlegenden Wandel, denn über diese Funkschnittstelle können Fehler behoben und Features verbessert werden, ohne dass eine physikalische Verbindung zum Fahrzeug erforderlich ist. Sobald OEMs auf diese Infrastruktur umrüsten, können sie voraussichtlich eine schnelle und dramatische Verbesserung bei der Fahrzeugleistung und Kundenzufriedenheit sowie eine markante Kostensenkung feststellen.
,,Sobald sich vernetzte Fahrzeuge auf der Straße bewegen, sind Techniken zur Echtzeit-Datenerfassung und -sammlung, Software-OTA (SOTA) und FOTA nicht mehr auf den Infotainment-Bereich beschränkt“, erklärt Jayaraman.

Redbend und Vector haben vor kurzem eine OTA-Lösung angekündigt, die zum Aktualisieren der Software auf dem Flash-Laufwerk der Motorsteuerung verwendet werden kann. Dadurch können sich OEMs direkt mit dem Fahrzeug verbinden und Updates versenden, wenn die Software-Fehler auftreten. Eine weitere beliebte Lösung ist das Insight Connect Vehicle Relationship Management von Symphony Teleca, das eine End-to-End-Überwachungslösung ist, die von der Diagnose über die Infotainment-Plattform bis hin zu Software-Wartung als kostengünstiger One-Stop-Shop alle fahrzeugbezogenen Dienste bedient.

Diese drahtlosen Technologien sind aber auch sicherheitstechnische Herausforderungen. Software-Entwickler müssen sicherstellen, dass die Fernsteuerung und –interaktion verschlüsselt ist, um unbefugten Zugriff auf sämtliche Fahrzeugsysteme auszuschließen. Sie müssen zudem für den Fuhrpark, der aktuell noch keine Vernetzungsmodule hat, und für Autos mit Smartphone-basierter Netzanbindung einen effektiven Vertriebskanal einrichten.

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