Noch im Frühjahr 2017 legte der VDA in einem Positionspapier dar, wie Autohersteller künftig den Zugriff auf die sensiblen Kundendaten aus dem vernetzten Fahrzeug regeln sollten. Demnach sollen Informationen künftig per Mobilfunkanbindung auf einen „neutralen Server“ geleitet werden, wo sie nach Schutzwürdigkeit kategorisiert werden. Anschließend sollen sie interessierten Kreisen zur Nutzung zugänglich gemacht werden – eine Art offene Datendrehscheibe.
Als einer der ersten OEMs hat dieses Konzept nun Daimler umgesetzt. Datenprodukte wie Pay-as-you-drive-Versicherungen oder der Fahrzeugstatus werden seit diesem Monat über neutrale Server angeboten. Diese Server werden von unabhängigen Unternehmen betrieben, die eine vertragliche Übereinkunft mit Daimler haben.
Unter den Bestimmungen der neuen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) und mit Einverständnis der Kunden können „Zweck- und Use Case-bezogene Datenpakete“ vom Backend-Server über die neutralen Server von Drittanbietern genutzt werden, so Daimler. Die entsprechenden Daten würden vom Server ohne Speicherung lediglich durchgeroutet.
Daimler verspricht, dass der Zugriff auf die Kundendaten ausschließlich über die Schnittstellen im Vehicle-Backend möglich sei und somit ein direkter Zugang zum Fahrzeug vermieden werde. Das gleiche soll auch für die beiden anderen Datenkonzepte gelten, die Daimler ab sofort fährt.
Zum einen stellen die Stuttgarter nun Drittanbietern Fahrzeug-Fehlercodes im Sinne der Europäischen Typgenehmigungsvorschriften zur Verfügung. Dazu gehören alle Fehlercodes aus den verbauten Steuergeräten für den Use Case „Remote Diagnostic Support“ (RDS), mit denen eine Ferndiagnose für vernetzte Mercedes-Benz-Fahrzeuge erstellt werden kann. Auch hier soll der Kunde bei Bedarf den Finger drauf legen können, sichert Daimler zu.
Zum anderen setzt der schwäbische OEM fortan das sogenannte Extended-Vehicle-Konzept um, bei dem ebenfalls kein direkter Zugriff auf das Fahrzeug, sondern wieder nur über das Backend des Herstellers möglich werde, so Daimler. Nach und nach will der Autobauer so Datenprodukte von Mercedes-Benz Data über eine standardisierte Schnittstelle veröffentlichen. Dazu gehören Use Cases wie Pay-as-you-drive sowie der Tank- und Fahrzeugstatus.