Ein fatales Signal

Autonomes Fahren verspricht mehr Zeit für Entspannung und Produktivität – doch hierfür müssen die Fahrzeuge sicher sein. (Bild: Volvo)

Die Deutschen stehen dem autonomen Fahren im internationalen Vergleich besonders skeptisch gegenüber. Nur rund 17 Prozent der Bundesbürger würden derzeit in ein Robotaxi einsteigen, wie eine Befragung des Capgemini Research Institute zeigt. Mit dem zunehmenden technologischen Fortschritt soll jedoch auch die Skepsis weichen: Für das Jahr 2024 rechnen die Analysten damit, dass jeder zweite Deutsche die Scheu vor dem pilotierten Fahren verlieren wird, bis 2029 sollen es sogar fast zwei Drittel sein.

Vor allem bereitet den potentiellen Nutzern die Sicherheit Kopfzerbrechen. Eine durchaus verständliche Angst. Kommt es bei einem manuellen Fahrzeug zu einem Unfall, kann der Lenker zumindest auf die eigene Reaktion vertrauen, um das Schlimmste zu verhindern. Eine Kollision im autonomen Fahrzeug dürfte sich eher wie ein Flugzeugabsturz anfühlen: Der Passagier ist hilflos seinem Schicksal ausgeliefert.

Um eben diese Angst zu minimieren und so die Skepsis der Nutzer zu senken, müssen Hersteller und Softwarelieferanten dem Kunden glaubhaft versichern können, dass die genutzten Systeme sicherer sind als ein von Menschenhand gelenktes Fahrzeug. Wie dies konkret aussehen kann, zeigte Volvo-Chef Hakan Samuelsson bereits 2015: Man werde die vollständige Verantwortung für die Funktion eigener Fahrzeuge übernehmen, wenn diese im autonomen Fahrmodus betrieben werden, so der Volvo-CEO. Der aktuelle Vorstoß in Deutschland ist das exakte Gegenteil dieser vertrauensbildenden Maßnahme.

„Die Halterhaftung nach dem Straßenverkehrsgesetz soll auch in den Fällen des autonomen/automatisierten Fahrens greifen; insbesondere dürfen Hackerangriffe nicht als höhere Gewalt zur Befreiung von der (Halter-)Haftung führen“, so das Papier. Heißt konkret: Wer gehackt wird, ist selbst schuld. Wird der eigene PC gekapert, kann dies fatale Konsequenzen haben, die Folgen bei einem Fahrzeug auf der Autobahn sind dennoch ungleich dramatischer. Der zentrale Unterschied: Beim eigenen PC hat der User zumindest die Möglichkeit, das eigene Endgerät mit Sicherheitssystemen zu schützen, auf die Soft- und Hardware im autonomen Fahrzeug dürfte er keinerlei Einfluss haben.

Die deutschen Hersteller stehen nun vor einer Entscheidung mit weitreichenden Folgen: Einerseits können sie sich für kurzfristige Einsparungen auf der Halterhaftung ausruhen und den Kunden auf den Tag vertrösten, an dem Privatfahrzeuge zu Gunsten von Sharing-Flotten zum Auslaufmodell werden. Sobald jedoch ein Hersteller schnell vorangeht, der für die Sicherheit der eigenen Systeme auch rechtlich bürgt, bedeutet dies einen immensen Wettbewerbsvorteil. Kein Gedankenspiel übrigens, denn Volvo hat bereits vorgelegt.

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