SYMBIOZ DEMONSTRATEUR (D33)

Renault hat eine deutlich seriennähere Version des Symbioz vorgestellt. (Bild: Renault)

Elektrisch, vernetzt, autonom. Das „Sesam, öffne dich“ der Autobranche. Wenn diese drei Begriffe fallen, dann geht es um die automobile Zukunft. Doch dass sich dahinter mehr verbirgt als leere Buzzwords, haben bislang nur wenige Hersteller gezeigt. 

Renault ist einer von ihnen. Als Konzernchef Carlos Ghosn vor gut zwei Jahren vollmundig ankündigte, bereits zu Beginn des nächsten Jahrzehnts das gesamte Portfolio autonomer Fahrfunktionen anbieten zu wollen, musste man das wohl gezwungenermaßen als Wunschgedanken abtun. Aber die Franzosen meinen es durchaus ernst: Nur wenige Monate nachdem Renault auf der IAA die Konzeptstudie Symbioz gezeigt hat, lädt der OEM in die Normandie zur Erprobung des inzwischen weiterentwickelten Demo Cars. 

Das Fahrzeug weist mit der im Sommer gezeigten Konzeptstudie nur noch wenige Gemeinsamkeiten auf. Die Grundform bleibt: eine flache, langgezogene Limousine mit bulliger Front und markanten C-förmigen Scheinwerfern. Fast fünf Meter misst der Symbioz in der Länge, der Radstand von mehr als drei Metern garantiert viel Platz im Interieur. 

Vor allem der Innenraum sieht nun deutlich mehr nach Serie als nach Konzeptstudie aus. Herzstück sind drei in L-Form angeordnete und zum Fahrer orientierte OLED-Screens von Partner LG. Auf ihnen lassen sich Fahrinformationen, Navigation oder On-Board-Entertainment anzeigen – je nach Fahrmodus. Denn davon gibt es im Symbioz drei: den Classic-Mode, den Dynamic-Mode sowie den AD-Mode.

Im klassischen Fahrmodus ist der Symbioz auf vollen Komfort ausgerichtet. Federung, Lenkung und Ansprechverhalten des Gaspedals sind weich abgestimmt – fast schon etwas behäbig. Die Diskrepanz zum sportlichen Dynamic-Mode hingegen könnte kaum größer ausfallen. Die insgesamt rund 500 PS der zwei Elektromotoren katapultieren die Limousine in Sportwagen-Manier nach vorne. Die Anzeigen sowie das durchlaufende LED-Band im Innenraum wechseln von blau zu rot. Sogar Sitzeinstellungen, Akustik und Duft verändern ihre Charakteristik. Multisense 3.0 nennt Renault dieses Prinzip: Sämtliche Sinne werden je nach Fahrmodus unterschiedlich angesprochen. 

Richtig interessant wird es allerdings erst, wenn der Symbioz durch gleichzeitiges Drücken der beiden Wippen am Lenkrad in den autonomen Modus versetzt wird. Der Renault entreißt dem Fahrer förmlich das Auto. Lenkrad und Instrumententräger fahren zwölf Zentimeter zurück, ebenso der Sitz, der den Fahrer in eine entspannende Liegepostition bringt. Der Symbioz selbst bleibt ruhig auf der A13 zwischen Rouen und Paris, auch wenn man den permanenten Abgleich der insgesamt 36 Sensoren mit ihrer Umgebung in Form von leichtem Zucken des Lenkrades durchaus merkt. 

Das kann man dem Auto an diesem Tag aber nur schwer vorwerfen: Über Saint-Aubin-sur-Gaillon hängt dichter Nebel. Keine optimalen Voraussetzungen für das autonome Fahren. Der Symbioz könne damit noch nicht perfekt umgehen, wie Renault ohne Umschweife eingesteht. Gemeinsam mit dem deutschen Engineering-Dienstleister IAV werde man in den kommenden Jahren daran arbeiten, die fehlerfreie Orientierung des Fahrzeugs auch bei schlechtem Wetter zu garantieren. 

Garantiert ist bereits das Unterhaltungsangebot während der autonomen Fahrt. Mit dem Spieleentwickler Ubisoft ist man eigens dafür eine bislang ungewöhnliche Partnerschaft für einen Autohersteller eingegangen. Von Ubisoft wurde eine VR-Experience entwickelt, die tatsächliche Fahrparameter in virtuelle Welten einbezieht. Auf diese Weise soll Übelkeit durch unterschiedliche Sinneseindrücke vermieden werden. 

Auch wenn noch Weg zu gehen ist: Die Renault-Ingenieure beweisen mit dem Symbioz Demo Car, dass sie von einer autonomen Zukunft nicht mehr weit entfernt sind. Nur rund fünf Jahre um genau zu sein. Denn dann will Renault Autonomie der Stufe 4 tatsächlich auf die Straße bringen. Deutlich früher, als es die Konkurrenz aus Deutschland anpeilt. Klar ist allerdings bereits jetzt, dass wir den Symbioz selbst nicht auf der Straße sehen werden. Er ist als Technologieträger nicht für den Serieneinsatz vorgesehen. Schade eigentlich. 

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