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An der umfassenden Vernetzung der Produktion führt kein Weg vorbei. Doch auf welcher technischen Basis dies aufbauen soll, ist noch unklar. (Bild: Bosch)

Spätestens seitdem die Bundesnetzagentur (BNetzA) Ende vorigen Jahres begann, lokale 5G-Frequenzen für sogenannte Campusnetze zu vergeben, ist eine Art Glaubenskrieg um die drahtlosen Netze innerhalb von Fabriken oder bei großen Liegenschaften entbrannt. Nahezu unversöhnliche stehen sich die Protagonisten von 5G und WiFi 6 gegenüber. Jede Seite hat gute Argumente, was dazu führt, dass man weder der einen noch der anderen Technologie pauschal eine Absage erteilen kann.

Kurz zur Erinnerung: 5G für Campusnetze operiert im lizenzierten Frequenzbereich von 3,7 bis 3,8 GHz und bietet eine Bandbreite von 100 MHz. WiFi 6 arbeitet im unlizenzierten Sub-6-GHz-Bereich und bietet eine Bandbreite von bis zu 160 MHz. Was die Übertragungs-Technologien angeht, so sind beide Verfahren sehr ähnlich. Damit reduzieren sich die Unterschiede vor allem auf die technologisch vorgegebenen Anwendungsunterschiede. So hat 5G aufgrund der geringeren Frequenz eine bessere Durchdringung und größere Reichweite – was vor allem bei großen Liegenschaften mit viel Freifläche von Vorteil ist. Beispielsweise eignet sich 5G hier besser für die Kommunikation mit autonomen Fahrzeugen. WiFi 6 ist dagegen mit 160 MHz Bandbreite leistungsstärker als 5G, ist kompatibel zu den bisherigen WLAN-Standards, die Geräte sind billiger und die Installation lässt sich ohne große Fachkenntnisse durchführen.

Viele Unternehmen der Automobilindustrie haben sich inzwischen bei der BNetzA um eine 5G-Lizenz beworben. Audi hat bereits ein 4G-Netz im Einsatz und arbeitet derzeit zusammen mit Ericsson an einer Aufrüstung auf 5G. Auch Daimler und VW wollen mit 5G experimentieren. Vergleichbar große Projekte mit WiFi 6 sind in der Automobilindustrie derzeit nicht bekannt, was aber auch daran liegen kann, dass bei WiFi 6 seitens der Anbieter wesentlich weniger Werbung gemacht wurde. Ein zweiter Grund ist der, dass ein Unternehmen, das WiFi 6 einrichtet, keine Lizenz beantragen muss. Das heißt, es besteht de facto keine Veröffentlichungspflicht.

Weltweit sind die Möglichkeiten und Vorgehensweisen bei diesen beiden neuen Technologien ebenfalls sehr unterschiedlich. So gibt es die lokalen 5G-Frequenzvergaben neben Deutschland nur noch in Japan. In allen anderen Ländern muss man beim 5G-Einsatz auf dem Campus mit den öffentlichen 5G-Netzanbietern kooperieren. In den USA und UK setzt man deshalb vorwiegend auf WiFi 6. Beispielsweise berichtet der britische Zulieferer Mettis Aerospace, dass man WiFi 6 sehr umfangreich in der Fertigung getestet habe. Dazu gehörte ein 4k-Video-Streaming von einem Roboterarm sowie das zeitsensitive Abrufen aller Sensoren. „Der Test war ein voller Erfolg, wir haben daraufhin einen Fünf-Jahresplan für die gesamte Einführung von WiFi 6 erarbeitet, bei dem wir bis zu 20.000 Sensoren über WiFi 6 anschließen werden“, erläutert deren IT-Manager Dave Green seine weiteren Pläne.

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