
Mit Virtual-Reality-Brille und digitalen Zwillingen die Produktion planen: Das industrielle Metaverse hält Einzug in die Fabriken der Zukunft. (Bild: Adobe Stock / Justlight)
Automobil Produktion Kongress 2025

Am 15. Mai 2025 treffen sich auf dem Automobil Produktion Kongress in München wieder hochrangige Fach- und Führungskräfte, um über die Automobilfertigung der Zukunft zu sprechen. Gemeinsam streben Hersteller, Zulieferer und Dienstleister eine smarte, flexible sowie nachhaltige Produktion mit transparenter Lieferkette an. Seien Sie dabei und profitieren Sie vom kollektiven Branchenwissen. 🎫 Jetzt Ticket sichern!
Frau Brenner, welche Rolle spielt das Metaverse aktuell in der Fahrzeugproduktion, und wie sehen Sie dessen strategischen Wert in den nächsten fünf bis zehn Jahren?
Einzelne Use-Cases des industriellen Metaverses ermöglichen heute bereits Einsparungen von Zeit, Kosten und Ressourcen. In den kommenden fünf bis zehn Jahren wird das Metaverse strategisch an Bedeutung gewinnen, vor allem durch die stärkere Verknüpfung von digitalen Zwillingen und einer datengestützten Produktionsplanung. Wir können erwarten, dass zukünftige Fertigungsprozesse zunehmend virtuell geplant, validiert und effizienter umgesetzt werden.
In welchen Anwendungsfällen des Metaverse sehen Sie den größten Mehrwert für die Automobilindustrie?
Grundsätzlich ist das Industrial Metaverse nicht auf einzelne Anwendungsfälle beschränkt, sondern covert die gesamte Wertschöpfungskette. Heute schon sehen wir in Forschung und Praxis den größten Mehrwert in der Produktentwicklung, der Produktionsplanung und der Schulung von Mitarbeitenden. Durch virtuelle Prototypen lassen sich Entwicklungsprozesse frühzeitig validieren. Produktionsplanungen können durch virtuelle Fabrikmodelle realitätsnah simuliert und optimiert werden. Zudem bieten immersive Trainingsumgebungen Mitarbeitenden die Möglichkeit, komplexe Produktionsprozesse risikofrei zu erlernen.
Was sind die größten Herausforderungen, vor denen Automobilhersteller und -zulieferer stehen, die Metaverse-Technologien integrieren möchten?
Eine zentrale Herausforderung ist die Standardisierung und Interoperabilität der Systeme. Verschiedene Plattformen müssen nahtlos miteinander kommunizieren können. Hinzu kommen Fragen des Datenschutzes und der Cybersicherheit, die im industriellen Kontext besonders kritisch sind. Nicht zuletzt erfordert die erfolgreiche Integration von Metaverse-Technologien ein Umdenken in der Unternehmenskultur, da neue Kompetenzen und digitale Denkweisen notwendig werden. Industrial Metaverse ist eben kein reines „Technik“-Thema.
Wie gelingt es, dass die im Metaverse genutzten Daten sicher und geschützt bleiben?
Der Schutz sensibler Daten im Metaverse erfordert eine Kombination aus technologischen und organisatorischen Maßnahmen. Dazu gehören Verschlüsselungstechnologien und Rollenkonzepte. Ebenso wichtig ist die Schulung der Mitarbeitenden in Bezug auf Cybersicherheitsmaßnahmen. Unternehmen müssen zudem klare Datenschutzrichtlinien etablieren und den Zugang zu kritischen Informationen streng kontrollieren.
Wie weit ist die Automobilindustrie von einer vollständig „virtuellen Fabrik“ entfernt, in der alle Produktionsprozesse vorab im Metaverse simuliert werden können?
Industrial Metaverse steckt in den Kinderschuhen. Einige Unternehmen, darunter auch Mercedes-Benz, haben bereits digitale Zwillinge und umfassende Simulationsumgebungen im Einsatz. Die Herausforderung liegt darin, alle Produktionsprozesse und Systeme vollständig zu integrieren und in Echtzeit abzubilden. Mit der zunehmenden Vernetzung von Maschinen und einer stärkeren Datenverfügbarkeit wird die Vision der „virtuellen Fabrik“ jedoch greifbarer.
Zur Person:

Judith Brenner ist seit Oktober 2023 als Doktorandin für Industrial Metaverse in der Automobilentwicklung bei Mercedes-Benz tätig. Zuvor arbeitete sie knapp drei Jahre bei KPMG, einem globalen Netzwerk in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung, zuletzt als Assistant Managerin im Consulting. Ihre berufliche Laufbahn begann sie als duale Studentin bei Sortimo, wo sie internationale Praxiserfahrungen in Frankreich und Großbritannien sammelte. Im Februar 2025 war Brenner zudem Sprecherin auf der Industrial Metaverse Conference in München. Weitere Infos zur Veranstaltung finden Sie hier.